Magenschmerzen und Völlegefühl

Der Magen sorgt durch ringförmige Kontraktionen der Magenmuskulatur für eine intensive Durchmischung und weitere Zerkleinerung der aufgenommenen Nahrung. Es werden hier täglich etwa 2 Liter Magensekret produziert. Durch den stark sauren pH-Wert der Magensäure können Eiweiße denaturiert, Pepsinogen aktiviert und bakterizide Wirkungen entfaltet werden. Weiters ist dieses Milieu notwendig, um bestimmte oral zugeführte Vitamine und Mineralstoffe optimal zu resorbieren. Die Verweildauer des Speisebreis im Magen ist unterschiedlich und beträgt zwischen 1 und 5 Stunden, bevor die Nahrung für die Haupt-Resorptionsvorgänge in den Dünndarm weiter transportiert wird.
Ist dieses komplexe Zusammenspiel im Oberbauch gestört – wie beispielsweise bei einer chronisch atrophischen Gastritis, wo aufgrund Gewebeschwund nur wenig Magensaft produziert werden kann – bzw. bei weiteren Krankheiten (zum Beispiel Pankreasinsuffizienz), welche Mängel an proteolytischen oder lipolytischen Enzymen verzeichnen, so können die typischen dyspeptischen Beschwerden auftreten.

Wichtige Fragen

Abzuklären ist, ob die Schmerzen lokalisierbar oder diffus vorhanden sind bzw. akut oder chronisch auftreten.
Etwa bei einer akuten Blinddarmentzündung ist der Druck- und „Loslass“-Schmerz charakteristisch (beim Drücken an der schmerzenden Stelle verursacht das Loslassen mehr Beschwerden als das Hineindrücken). Ein akuter Blinddarm und entzündete Divertikel schmerzen übrigens auch beim Gehen.
Bei funktionellen Dyspepsien (Reizmagen) besteht typischerweise ein Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und den postprandial auftretenden Beschwerden: Aufstoßen, Bauchschmerzen, Sodbrennen, Völlegefühl und Flatulenz. In diesem Fall ist eine Selbstmedikation gut vertretbar.

Phytopharmaka

Phytopharmaka sind aufgrund ihrer komplexen Zusammensetzung und des daraus resultierenden breiten Wirkprofils gut für die Therapie geeignet.
Für die Entlastung des überfüllten Magens können Prokinetika, wie Pfefferminzöl oder Schöllkraut, eingesetzt werden. Bei Schwangerschaft oder bestehenden Leberschäden ist das Schöllkraut allerdings kontraindiziert.
Zur Anregung des Appetits und der Magensäureproduktion sowie nach Ausschluss eines bestehenden Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs eignen sich Bitterstoffe, wie sie in Bitterer Schleifenblume, Wermutkraut, Tausendguldenkraut, Kalmus-, Löwenzahn-, Enzian- oder Angelikawurzel vorkommen.
Wenn es im Magen drückt und zwickt, können regelmäßig konsumierte Teezubereitungen aus Folium Malvae sehr hilfreich sein. Die enthaltenen Schleimstoffe kleiden die gereizte Magenschleimhaut aus und lindern in Kombination mit Karenz von bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln (scharfe Gewürze, Alkohol, Koffein, Nikotin, Zucker) die Beschwerden.
Melissenblätter zeigen eine spasmolytische und beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Kamillenblüten werden ebenfalls gerne bei dyspeptischen Beschwerden verwendet, auf eventuelle Unverträglichkeiten und Allergien ist dabei jedoch zu achten.
Die Früchte von Kümmel, Fenchel und Anis sind als Tee und/oder Gewürz gegen Blähungen eingesetzt hilfreich.

Magen und Lebensstil

Manchmal kann schon eine Umstellung der Lebens- und Essgewohnheiten, wie Vermeidung von Stress, hastigem Essen, Verzicht auf ungekochte Speisen und allzu späte Mahlzeiten am Abend sowie der generelle Konsum von kleineren Portionen, eine deutliche Besserung beim dyspeptischen Beschwerdebild zeigen.
Auch der klassische „Verdauungsspaziergang“ nach dem Essen fördert die Motilität unserer Verdauungsorgane.

Bei folgenden Beschwerden ist ein Arztbesuch dringend notwendig:

  • blutiges Erbrechen
  • schwarzer/blutiger/schleimiger Stuhl
  • Gewichtsverlust
  • starkes Krankheitsgefühl
  • nächtliche Beschwerden (diese sind ein Hinweis auf organische Ursachen)
  • Anämiezeichen wie Blässe, Müdigkeit, Atemnot und Muskelschmerzen
  • leichte Gelbfärbung der Skleren (Ikterus)
  • anhaltende Oberbauchbeschwerden in Zusammenhang mit einer NSAR-Einnahme, die nicht innerhalb weniger Tage nach Absetzen der Medikamente verschwindet
  • chronischer Durchfall (das heißt länger als 3 Wochen andauernd)