Arzneistoffe und Nährstoffdefizite

Bei der Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung von Arzneimitteln werden dieselben Wege benützt wie bei Mikronährstoffen. Dabei wird zum Teil um dieselben Enzyme und Transportsysteme konkurriert. Bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten steigt daher das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Die Medikation kann sich auch unabhängig davon auf den Mikronährstoffhaushalt auswirken. Es ist daher wichtig, je nach Medikament die richtigen Stoffe über die Nahrung zuzuführen und zu ergänzen.1

Steigerung der Ausscheidung von Vitaminen und Mineralstoffen

Bei Einnahme von Diuretika ist es wichtig, den Elektrolythaushalt im Auge zu behalten. Thiazide und Schleifendiuretika können zu erheblichen Verlusten von Magnesium und Kalium führen. Der daraus möglicherweise resultierende Magnesiummangel zieht den Kaliummangel nach sich, da Kaliumionen aus den Zellen strömen und mit dem Harn verlorengehen. Auch mit Verlusten an wasserlöslichen Spurenelementen wie Zink ist aufgrund des vergrößerten Harnflusses zu rechnen. Eine regelmäßige Substitution von Zink ist bei Langzeittherapie mit Diuretika daher angezeigt.2, 3

Thiazide führen zu einer erhöhten renalen Ausscheidung von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Der Abfall der Spiegel dieser Stoffe begünstigt eine Hyperhomocysteinämie. Eine Therapie mit Hydrochlorothiazid oder Thiazidanaloga erfordert eine begleitende Supplementierung dieser drei Mikronährstoffe. Bei Einnahme von Furosemid sollte Vitamin B1 ergänzt werden. Kombinationen aus Thiaziden und Triamteren sollten mit der Einnahme von Multivitaminpräparaten, vor allem mit Folsäure und Vitamin B12, einhergehen.2, 3

Bei Laxanzieneinnahme sollte eine adäquate Versorgung mit Elektrolyten (Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium) sichergestellt werden, um die intestinalen Verluste auszugleichen. Weiters ist eine ausgiebige Zufuhr von B-Vitaminen angezeigt, vor allem von Folsäure.

Acetylsalicylsäure steigert die Vitamin-C-Ausscheidung über Urin und Fäzes. Die zusätzliche Einnahme von Ascorbinsäure ist daher sinnvoll, um etwaigen abfallenden Spiegeln im Gewebe, in den Leukozyten, der Magenmukosa, im Magensaft und im Plasma entgegenzuwirken.2

Wichtige Nährstoffe bei Einnahme oraler Kontrazeptiva

Der Vitamin- und Mineralhaushalt des Körpers sollte bei Einnahme der Antibabypille unterstützt werden, um Mangelzustände zu verhindern. In einer Reihe von Studien hat sich nämlich gezeigt, dass sich die Blutspiegel von Folsäure, Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C, Magnesium und Zink verringern. Damit einher geht bei ausbleibender vermehrter Zufuhr von außen das Risiko für eine Hyperhomocysteinämie. Weiters wird der Stoffwechsel und die Verwertung der Vitamine C und E beeinträchtigt, eine zusätzliche Aufnahme dieser Mikronährstoffe ist daher angezeigt.1

Sinnvolle Ergänzungen bei Psychopharmakaeinnahme

Trizyklische Antidepressiva und Neuroleptika können aufgrund struktureller Analogie die Riboflavinkinase und damit die metabolische Aktivierung von Riboflavin verhindern. Ein Mangel an Vitamin B2 kann somit eine mögliche Folge sein. Verschiedene Studien belegen, dass depressive Personen oftmals unzureichend mit Folsäure und Vitamin B12 versorgt sind. Da ein Mangel an Folsäure die Wirksamkeit von SSRI beeinträchtigt, sollte mit Beginn der Therapie regelmäßig Folsäure eingenommen werden. Es empfiehlt sich die Kombination mit Vitamin B6 und B12, weil damit einer möglichen Hyperhomocysteinämie vorgebeugt beziehungsweise diese beseitigt werden kann.2 Zudem kann die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren die antidepressiven Effekte von SSRI verstärken.4

 

Literatur:

1 Gröber U, Kisters K, Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017

2 Gröber U, Arzneimittel und Mikronährstoffe. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2012

3 Hahn A, Ströhle A, Wolters M, Ernährung. 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

4 Wani AL, Bhat SA, Ara A, Omega-3 fatty acids and the treatment of depression: a review of scientific evidence. Integr Med Res. 2015; Sep; 4(3):132–141