Ausblick: Das bringt 2021

Die Corona-Impfung ist da, doch die Frage, wann Apotheker geimpft werden und ob sie auch selbst Impfstoffe ausgeben, ist noch offen. Denn die Bundesländer organisieren die Impfkampagnen selbst – und obwohl es bundesweite Empfehlungen der Nationalen Impfkommission gibt, kam es bereits in den ersten Wochen zu massiven Unterschieden. Während sich etwa in Vorarlberg am 9. Jänner schon alle Gesundheitsberufe – inklusive Apotheker – impfen lassen konnten und auch Apothekerverband-Präsident Jürgen Rehak geimpft wurde, heißt es in anderen Ländern noch „Bitte warten.“ Die Unklarheiten und Berichte über Kommunalpolitiker oder Angehörige von Pflegeheimbewohnern quer durch ganz Österreich sorgen für Unmut – auch innerhalb der Apothekerschaft.

Hoffnung auf Pandemie-Ende

Dabei gilt gerade für die Apotheker die Bekämpfung der Pandemie als wichtigste Aufgabe im Jahr 2021. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Apotheker Krone und des Onlineportals RELATUS PHARM (Mehrfachnennungen möglich). 73,7 % der Leser setzen die Pandemiebekämpfung ganz oben auf die Liste ihrer Neujahrswünsche. Danach folgen der Bürokratieabbau (63,1 %), eine Strategie gegen Versandhandel (62,2 %), der Ausbau der Digitalisierung (52,6%) sowie eine Erhöhung der Spannen (42,1 %). Eine Einführung einer Nachtdienstabgeltung wünschen sich hingegen nur 26,3 %.

Neue Impfstoffe

Die Corona-Krise selbst dürfte wohl noch länger dauern. Experten rechnen frühestens im Sommer mit einer Entspannung. Bis dahin sollte auch ausreichend Impfstoff nach Österreich geliefert worden sein, um einen großen Teil der Bevölkerung und vor allem der Risikogruppen zu impfen. Bis Ende März sollen rund 1,2 Millionen Impfdosen nach Österreich kommen, wodurch etwa 600.000 Menschen jeweils beide Teilimpfungen erhalten. Mit der Zulassung eines Impfstoffes von AstraZeneca könnten auch die Apotheken in die Verteilung eingebunden werden und die Impfungen in die Masse gehen. Denn im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna, die stark temperaturempfindlich sind und tiefgekühlt werden müssen, handelt es sich bei dem Impfstoff von AstraZeneca um einen sogenannter Vektor-Impfstoff. Der Impfstoff besteht aus den „Hüllen“ harmloser Viren, die den „Bauplan“ für ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavirus SARS-CoV-2 enthalten. Der Impfstoff kann wie andere konventionelle Impfstoffe gehandhabt werden. Erwartet wird wohl im ersten Quartal auch noch eine Zulassung des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Dessen Vorteil: es würde eine einmalige Dosis zur Immunisierung reichen. Dass die Apotheker selbst Kunden impfen dürfen, wie dies im Herbst massiv von der Kammer gefordert ist, dürfte allerdings endgültig vom Tisch sein. Schon vor dem Jahreswechsel hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) abgewunken. Danach verschwand das Thema von der öffentlichen Agenda.

e-Impfpass wird ausgerollt

2021 bringt aber auch Änderungen abseits der Corona-Pandemie. So soll der elektronische Impfpass in den ersten drei Monaten ausgerollt werden. Der e-Impfpass soll den derzeitigen Papier-Impfpass ersetzen. Alle Impfungen sollen dann in einem Impfregister via ELGA erfasst werden. „Die österreichischen IT-Dienstleister bewerkstelligen die rasche Implementierung des e-Impfpasses“, betont ­Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in einer Aussendung: „Die Schnittstellen sind vielseitig, und der reibungslose Datenaustausch ist die Basis für dieses neue praktische Tool.“

Pilotversuch für e-Rezept

Nachdem sich in der Corona-Krise die elektronische Übermittlung von Rezepten an die Apotheken bewährt hat, machen sich die Sozialversicherungsträger und Apothekerkammer nun auch daran, dieses Service zu institutionalisieren. Man wolle den gesamten Prozess vom Erstellen über die Abgabe und die Abrechnung voll digitalisieren, erläutert Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger. Start ist in ausgewählten Apotheken in den Kärntner Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg, erklärt Christian Wurstbauer, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer. Dabei wird die Anbindung der unterschiedlichen Apotheken-Software-Lösungen an das ­e-Rezept-System getestet. Im Anschluss daran soll ein dreimonatiger Pilotbetrieb großflächig in möglichst allen Apotheken und Arztpraxen in der Region erfolgen. „Während dieser Phase werden wir überprüfen, ob alle Services des e-Rezeptes einwandfrei funktionieren. Dazu zählen etwa die Abrechnung der e-Rezepte, die tagesaktuelle Befüllung des Kontos zur Rezeptgebührenobergrenze und die Geschwindigkeit des Systems“, sagt Wurstbauer.

Einfachere Wahlarztrezepte

Im Bereich der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) werden Wahlarztrezepte mit Kassenrezepten gleichgestellt. Harmonisierungen gibt es auch bei Heilbehelfen und Hilfsmittel. Standardhörgeräte werden österreichweit bewilligungsfrei, für Inkontinenzprodukte gibt es künftig eine Dauerverordnung, und auch die Leistungen bei der Orthopädietechnik werden österreichweit vereinheitlicht. Die Psychotherapie auf Kassenkosten wird ausgebaut.

 

Strategie gegen Versandriesen

Offen bleiben vorerst Strategien gegen den zunehmenden Versandhandel. Nach der Aufregung zum Jahreswechsel, als bekannt wurde, dass ausgerechnet eine renommierte heimische Agentur aus dem Gesundheitssektor neben dem Apothekerverband und der Landesgeschäftsstelle Oberösterreich der Apothekerkammer auch die „Shop Apotheke“ in Österreich als Kunde hatte, sorgte Letztere zum Jahresbeginn für Aufsehen: Der Arzneimittelhändler hat im vergangenen Jahr von einem Boom bei den Online-Bestellungen profitiert. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 968 Millionen Euro gestiegen.

Pharmaverband wächst

Neuigkeiten gibt es für 2021 aus der Pharmabranche: Neun neue Mitglieder meldet Österreichs größter freiwilliger Pharma-Verband (Pharmig). Insgesamt hat der Verband nach eigenen Angaben 120 Mitglieder. Die Tätigkeitsfelder der neuen Mitgliedsunternehmen sind vielfältig. Neben der Produktion und dem Vertrieb von verordnungspflichtigen und verschreibungsfreien Medikamenten gehören auch Impfstoffe sowie dynamische Forschungspipelines am Standort dazu, die auf innovative Arzneimittel – auch im Bereich SARS-CoV-2 – und die Weiterentwicklung von bereits etablierten Produkten abzielen. Die neuen Verbandsmitglieder sind Angelini Pharma Österreich GmbH, Apeiron Biologics AG, Croma-Pharma GmbH, GlaxoSmithKline Pharma GmbH, Novartis Gene Therapies (ehemals AveXis Switzerland GmbH), Pro Farma GmbH, Spectrum Therapeutics Austria GmbH, Ursapharm GmbH und Vetter Development Services Austria GmbH. In Österreich hat die pharmazeutische Industrie etwa 18.000 Beschäftigte.