Bauer sucht Apothekerin – Landapotheken kämpfen um Nachwuchs

Die Pharmazeutische Gehaltskasse meldet derzeit so viele jobsuchende Pharmazeuten wie noch nie: 165 Apothekerinnen und Apotheker sind stellenlos gemeldet. „Das ist der höchste Stand seit vielen Jahren“, sagt der Präsident des Apothekerverbandes, Mag. pharm. Jürgen Rehak. Die Ursache sei allerdings nicht, wie oft diskutiert, die angespannte wirtschaftliche Situation der Apotheken. „Wir haben auch den höchsten Beschäftigtenstand seit Jahren. Das Argument, dass Pharmazeuten durch PKA ersetzt werden, stimmt also nicht“, sagt Rehak. Vielmehr ist es seiner Ansicht nach zunehmend schwerer, ausgebildete Pharmazeuten zu bewegen, Stellen in ländlichen Regionen anzunehmen. Tatsächlich stehen den 165 Arbeitssuchenden derzeit auch 37 offene Stellen gegenüber, meldet die Pharmazeutische Gehaltskasse. Doch diese Stellen sind vor allem außerhalb der Universitätsstandorte. „In unseren Universitätsstädten verzeichnen wir mehr stellenlos gemeldete Apothekerinnen und Apotheker als in übrigen Regionen in Österreich. Stellen am Land sind schwerer zu besetzen als in urbaner Umgebung“, teilt die Gehaltskasse auf Anfrage der Apotheker Krone mit. „Rund 30 Leute könnten sofort irgendwo unterkommen“, bestätigt auch Rehak. Besonders groß ist das Stadt-Land-Gefälle in Oberösterreich, berichtet der von dort stammende Verbandsvizepräsident Mag. pharm. Thomas Veitschegger. Er hofft, durch das im Herbst startende Pharmaziestudium an der Paracelsus Medizinische Universität (PMU) in Salzburg künftig Absolventen zu bekommen, die der Gang in den ländlichen Raum weniger schreckt.

„Viele Pharmazeuten sind nach der Universität die urbane Umgebung gewohnt, haben dort ihren Lebensmittelpunkt, und dann sollen sie aufs Land“, beschreibt Rehak das Problem und ergänzt: „Es gibt sicherlich auch einen Teil bei den Jobsuchenden, die nicht flexibel sind.“ Er fürchtet, dass sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen wird, wenn verstärkt Apotheker in Pension gehen werden und Besitzerwechsel anstehen. „Bei uns in Vorarlberg stehen in den kommenden fünf Jahren zehn Übergaben an“, sagt Rehak. Das ist immerhin fast ein Fünftel aller Apotheken.

Ein Blick über die Grenzen zeigt allerdings, dass das Problem nicht hausgemacht ist, sondern die Apotheken auch in anderen Ländern beschäftigt. Zuletzt warnte etwa die deutsche Landesapothekerkammer Brandenburg vor baldigen Versorgungsproblemen, wenn Apotheken, die ohne Nachfolger bleiben, schließen müssen. Nachwuchs – vor allem auf dem Land – fehle in ganz Deutschland. Auch in Sachsen sieht der Sächsische Apothekerverband das Problem der demografischen Entwicklung. Die Zeitung „Die Welt“ zitierte deren Vorsitzenden Mag. Thomas Dittrich damit, dass sich die Suche nach Nachfolgern im ländlichen Raum schwieriger gestalte als in den Ballungsräumen. Mag. Lutz Gebert, Sprecher der Thüringer Apothekenkammer, hatte gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“ geschätzt, dass rund jede zehnte Apotheke in dem Bundesland in den kommenden Jahren schließen könnte. Die jungen Leute zöge es immer mehr in die Städte, so dass die Nachfolger mit der entsprechenden Qualifikation auf dem Lande fehlen würden.

Verstärkt wird das Problem durch die ebenfalls weiter zurückgehende Zahl der Ärzte insbesondere auf dem Land, wo Praxen zum Teil mit dem gleichen Problem des Nachfolger-Mangels zu kämpfen haben. Dazu kommen die allgemein weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Apotheker. Gerade kleinere Apotheken hätten es angesichts des Spannendrucks zunehmend schwer, zu überleben.

 

Neue Ausbildung soll Job attraktiver machen

Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) in Salzburg bietet ab dem Wintersemester 2017/18 ein neues Pharmaziestudium an. Der Bewerbungszeitraum ist zwischen 1. Jänner und 14. Mai 2017. Neben dem bereits 2003 eingeführten Studium der Humanmedizin und dem seit 2006 bestehenden Studium der Pflegewissenschaft wird das Pharmaziestudium als drittes Studium an der PMU an den Start gehen. Der Vorteil des Studiums an der Paracelsus Universität liege in der Vernetzung der Bereiche Pharmazie, Medizin und Pflege, da das Gesundheitssystem der Zukunft weitaus stärker als bisher von Multiprofessionalität geprägt sein werde, sagte PMU-Rektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch bei der Vorstellung des Studiengangs.

Das neue Pharmazie-Curriculum wurde in Kooperation mit dem Österreichischen Apothekerverband entwickelt und orientiert sich an europäischen und angloamerikanischen Standards sowie an den Erfordernissen der Berufspraxis in allen pharmazeutischen Tätigkeitsbereichen – von der Apotheke über die Pharmaindustrie bis hin zu Forschung, Klinik und dem öffentlichen Dienst. Dank der geringen Anzahl von nur 50 Studierenden pro Jahrgang seien die Arbeit in Kleingruppen, ein hervorragendes Studierenden-Lehrenden-Verhältnis und die intensive Betreuung durch die Studiengangsorganisation Pharmazie gewährleistet.

Das Bachelor- und Masterstudium mit dem Abschluss Mag. pharm. kann in fünf Jahren absolviert werden. Verpflichtende Praktika in einer Apotheke, aber auch in Industrie und Forschung sowie ein Mobilitätssemester im 8. Semester, das zur Gänze in Englisch abgehalten wird, zählen zu den Besonderheiten. Großer Wert wird auch auf die Vermittlung sozialkommunikativer Kompetenz mit Persönlichkeitsbildung, Kommunikation und anderen Social Skills gelegt sowie auf betriebswirtschaftliche und gesundheitsökonomische Grundkenntnisse. Eine eigene Lehrveranstaltung zum Thema Projektmanagement und Mitarbeiterführung bereitet die Studierenden auf die Arbeit in leitenden Positionen vor. Die Studiengebühr beträgt pro Semester 7.200 Euro. Studierende haben Anspruch auf öffentliche Stipendien. Darüber hinaus werde durch universitätseigene Stipendien und Leistungsstipendien sowie sonstige finanzielle Beihilfen sichergestellt, dass finanzielle Aspekte keine Auswahlkriterien für das Studium an der Paracelsus Universität sind, teilt die Uni mit.