Bereit für den Versandhandel

Sehr skeptisch steht man beim Österreichischen Apothekerverband der Öffnung des Versandhandels mit rezeptfreien Arzneimitteln ab 2014 gegenüber: „Der Fernabsatz mit Arzneimitteln steht im krassen Gegensatz zu dem, wofür wir Apotheken stehen: Nah + sicher“, betont Mag. pharm. Viktor Hafner, der als Reaktion auf diese Entwicklung das Konzept „Apotheke bereit“ Anfang Dezember 2012 vorgeschlagen hatte. Denn man könne den Fernabsatz nicht verhindern, so Hafner; das Medium Internet sei schon zum Alltag geworden, man habe es hier mit einem komplett neuen Marktteilnehmer zu tun, der ganz anders agiere als die Apotheker es bisher gewohnt seien. Daher müsse man sich entsprechend vorbereiten und handeln, indem die österreichischen Apotheker auch im Medium Internet ihre Kompetenz und Leistungen und Vorteile präsentieren, ist er überzeugt.

EU-Fälschungsrichtlinie gibt es nur wegen Versandhandel

Der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri, betont, dass es in Österreich bisher bei Arzneimitteln keine Fälschungen in der legalen Vertriebskette gegeben habe, in anderen Ländern wie bspw. Deutschland hingegen schon. Dies führt er auf den Fernabsatz von Arzneimitteln zurück: „Die Fälschungsrichtlinie der EU gibt es nur, weil es den Versandhandel gibt. Die Entwicklung, die ich durch die Öffnung des Fernabsatzes auf uns zukommen sehe, ist die, dass Arzneimittel zum Konsumgut verkommen. Das darf nicht sein!“

Eine Gefährdung der Arzneimittelsicherheit sieht auch Mag. pharm. Thomas Veitschegger, 2. Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes. „Der Internethandel ist eine Modeerscheinung unserer Zeit – mir wäre es allerdings deutlich lieber, wenn zumindest gewisse Wirkstoffe wie z. B. ASS oder die ,Pille danach‘ ausgenommen würden“.

Face-to-face bringt Kunden Benefits

Auch hinsichtlich der Transportbedingungen sehen Hafner, Müller-Uri und Veitschegger Schwierigkeiten durch den Versandhandel entstehen. Denn es gebe z. B. keine Vorschriften bezüglich Lagerbedingungen für Arzneimittel auf den Poststellen, generell keine Kontrollmöglichkeiten der Transportbedingungen etc. Außerdem, so Müller-Uri, gehe man im Akutfall sowieso direkt in die Apotheke und bestelle nicht übers Internet. Und auch bei den Produkten, die man längerfristig einkauft, bringe der Nahversorger Apotheke mit seiner persönlichen Beratung viele Vorteile für die Kunden.

Einen weiteren Nachteil sieht Veitschegger darin, dass Internethandel Medienberichten zu Folge Preisdumping bei Bestsellern mit sich bringe. Diese „Rosinenpickerei“ gehe auf Kosten von jenen, die in der Herstellung beschäftigt seien. „Österreichische Apotheken sind nun aber den ausländischen rechtlich gleichgestellt. Das ist meiner Ansicht nach der einzige Vorteil, die Nachteile überwiegen aber bei Weitem“, betont Veitschegger.

Österreichs Apotheken sind bereit!

Doch verhindern lässt sich die Öffnung des Versandhandels mit rezeptfreien Arzneimitteln nun auch in Österreich nicht mehr. So hat der Vorstand des Österreichischen Apothekerverbands bereits im Dezember 2011 den Vorschlag Hafners aufgegriffen, eine Online-Plattform der österreichischen Apotheken ins Leben zu rufen.

Die Vorteile von „Apotheken bereit“ fasst Hafner folgendermaßen zusammen: „Die Apotheker zeigen Präsenz im Internet, informieren über ihre Leistungen, ihr Service und ihre Kompetenz. Und: die Apotheke kann endlich das riesige Sortiment präsentieren, auch wenn dieses nicht auf Lager ist, das ist besonders für kleine Apotheken ideal! Der Kunde schaut heutzutage, wenn er z. B. im Fernsehen eine Werbung gesehen hat oder mit Bekannten gesprochen hat, zuerst einmal ins Internet, was das für ein Produkt ist. Den User im Internet wollen wir hereinholen in die Apotheke durch den direkten Draht des ,click&collect‘. Dort nicht vertreten zu sein wäre fatal.“

Müller-Uri ergänzt: „Da diese Internetpräsenz von der Apothekerschaft erstellt wird, sind die dort zu findenden Informationen verlässlich.“

Und so funktioniert „Apotheke bereit“:
Der Kunden kann im Internet in Ruhe das passende Produkt auswählen und es dann in der Apotheke seiner Wahl reservieren. Dort liegt es dann für ihn zur Abholung bereit. „Und dort bekommt er das Produkt dann aus der Hand einer fachkundigen Person, die er z. B. noch zur Anwendung befragen kann. Die flächendeckende Verteilung, die eingespielte perfekte Logistik und die Kompetenz vor Ort sind die idealen Voraussetzungen für dieses System“, so Hafner. So bleibe die Arzneimittelsicherheit erhalten, ist auch Müller-Uri überzeugt.

Adaption und Konkretisierung von „Apotheke bereit“

Seit Dezember 2012 hat der Apothekerverband viele Rückmeldungen von Apothekern zum Konzept erhalten. Daraus wurden einige Adaptierungen abgeleitet, die nun im Juni bei einer Sitzung mit breiter Zustimmung – es gab lediglich drei Gegenstimmen – beschlossen wurde. Die drei wesentlichen Überarbeitungen waren:

  • Preis: Es wird der unverbindliche Apothekenverkaufspreis angeführt sein.
  • Teilnahmegebühr bei click&collect: Ein monatlicher Pauschalbetrag wird festgesetzt.
  • Infoportal: Es wird – auf vielfachen Wunsch – einen eigenen Infobereich geben, dieser soll der zentrale Einstieg sein, der für den Kunden im Vordergrund steht, seriös und kundenfreundlich.

„Apotheke bereit“ soll bis Ende 2013 realisiert werden.