BLF 5/2015: Gewichtsmanagement

Die weltweite Verbreitung der Adipositas nimmt erschreckende Ausmaße an, und besonders auffällig ist, dass es in den letzten Jahren immer mehr übergewichtige Kinder gibt. Besonders besorgniserregend ist, dass auch in Österreich heute schon rund ein Drittel der Schulkinder betroffen ist. Diese Entwicklung ist insofern bedenklich, als übergewichtige Kinder ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, koronare Herzkrankheit, Arthrose, Schlafapnoe etc. entwickeln. Der Blick in die Zukunft ist nicht sehr optimistisch, denn bis zum Jahr 2040 soll jeder zweite Österreicher einen BMI über 30 haben.

Ad I Erfassung der Situation

Übergewicht kann nur entstehen, wenn die tägliche Kalorienaufnahme langfristig den Energieverbrauch des Körpers übersteigt, d. h., wenn eine positive Energiebilanz vorhanden ist. Ein behandlungsbedürftiges Übergewicht ist ab einen BMI > 30 gegeben. Allerdings gibt es wichtige Ausnahmen von dieser Einstufung, denn Kraftsportler können durch ihre große Muskelmasse einen BMI > 30 erreichen, ohne übergewichtig zu sein.
Das Risiko für übergewichtsassoziierte Folge- und Begleiterkrankungen wird maßgeblich durch das Fettverteilungsmuster beeinflusst. Es wird zwischen dem androiden (körperstammbetonten) und dem gynoiden (peripheren) Verteilungstyp unterschieden. Personen mit abdominaler Fettverteilung können in der Regel meist leichter abnehmen, haben aber das ungünstige viszerale Fettverteilungsmuster, welches mit einem höherem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden ist. Als Maß zur Einschätzung des viszeralen Fettdepots kann die Messung des Taillenumfangs herangezogen werden.

Selbstmessung Taillenumfang

  • nüchtern, am Morgen
  • unbekleidet, vor dem Spiegel
  • in Nabelhöhe bzw. an der Stelle mit dem größten Umfang
  • 3-mal messen:
    Messung 1: Bauch ganz hinausstrecken
    Messung 2: Bauch ganz einziehen
    Messung 3: Ausatmung, Bauch entspannen
    Der Messwert 3 ist entscheidend. Eine steigende Differenz zwischen Messung 1 und Messung 3 zeigt Erfolg bei viszeraler Fettreduktion.

Messung in der Apotheke

  • Messung bei bekleideten Personen über Oberbekleidung ⇒ Korrektur –0,5 cm

Waist-to-Hip-Ratio (WHR)

Der WHR (Quotient aus Taillenumfang und Hüftumfang, gemessen in cm) sollte bei Männern unter 1,0 und bei Frauen unter 0,85 liegen. Darüber liegende Werte deuten auf eine Fettverteilung hin, die eng mit dem metabolischen Syndrom assoziiert ist.

Ad III Selbstmedikation NEIN

Leiden Übergewichtige gleichzeitig an einer chronischen Erkrankung, so muss hier der Nutzen gegen das Risiko abgewogen und eine individuelle Entscheidung zur Behandlung des Übergewichts getroffen werden. Diese individuelle Entscheidung ist auch bei Menschen in höherem Lebensalter wichtig. Hier sollte man besonders an die Lebensqualität in den letzten Lebensjahren denken.

Ad IVb Empfehlungen – Selbstmedikation

Das Therapieziel bei Übergewicht ist die Reduzierung des Gewichtes auf ein Niveau, das die Gesundheit nicht mehr gefährdet. Oft ist dazu bereits eine Umstellung der Ernährung verbunden mit mehr Bewegung ausreichend. Eine Gewichtsabnahme erfolgt am besten multimodal, bestehend aus Ernährungsumstellung und körperlicher Betätigung. Dies sollte das „Basisprogramm“ bei der Gewichtsreduktion darstellen, das im Idealfall nach einem Gesundheits-Check beim Arzt über längere Zeit eingehalten wird. Hilfsmittel aus der Apotheke sind als unterstützende Maßnahmen zu sehen, welche dieses Basisprogramm aber nicht ersetzen dürfen.

 

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