Corona beschleunigt, Corona verändert

Der Kampf gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Und es ist bemerkenswert, wie schnell die Dinge funktionieren können und wie alle Stakeholder über ihren Schatten springen können, wenn es notwendig ist. Die plötzliche Freischaltung des E-Rezepts, bis jetzt ob seines zähen Roll-out ein ermüdender Dauerbrenner der Berichterstattung, ist nur ein Beispiel dafür.

Der Wettlauf gegen die Zeit beschleunigt und öffnet neue Wege. Täglich erreichen uns nicht nur Meldungen von Unternehmen, die umsatteln und andere Dinge produzieren als sonst: Spirituosenhersteller produzieren Desinfektionsmittel, Schneider nähen Mundschutz, Sportartikelhersteller fertigen Tauchermasken zur Beatmung etc.

Weltweit wird fieberhaft geforscht. Die wissenschaftlichen Journals wie etwa NEJM und JAMA haben Sonderausgaben eingerichtet, die öffentlich zugänglich sind. Plattformen teilen wissenschaftliche Erkenntnisse und bieten Open Access zu Details und Studiendaten. Um die Evolution des Virus zu verstehen, werden in vielen Teilen der Welt die Genome von zirkulierenden SARS-CoV-2-Viren sequenziert und in frei zugänglichen Datenbanken veröffentlicht. Vor kurzem wurden auch die ersten 21 Virus- Genome von österreichischen Patienten sequenziert. Noch fehlen zugelassene kausale Therapien, eine Reihe von Medikamenten, insbesondere antivirale Therapien, kommen zum Einsatz. Vor kurzem hat die EMA Empfehlungen zur Anwendung von Remdesivir im Rahmen von Compassionate-Use-Programmen veröffentlicht. Das zur Behandlung eingesetzte, dringend benötigte Hydroxychloroquin – eigentlich ein Malariamedikament – soll Spitälern nun von der Erzeugerfirma in größerem Maßstab zur Verfügung gestellt werden und in Heilversuchen bei COVID-Patienten zur Abwendung kommen. Ein völlig neuer Therapieansatz ist es, das Andocken des Virus an die Zelle zu verhindern: APN01, ein im Eiltempo entwickeltes rekombinantes ACE-2, wird nun im Rahmen einer Phase-II-Studie in 3 Ländern, darunter Österreich, getestet.

Doch abseits von COVID wird nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in medizinischer Hinsicht von vielen Seiten bereits eindringlich vor Kollateralschäden gewarnt: Parallel zum COVID-Alltag sollte auf die vielen anderen Erkrankungen nicht vergessen werden. Denn diese sind nicht im Shut-down …

Während in epidemiologischer Hinsicht die Frage COVID ja/nein im Vordergrund steht, haben die Menschen auch andere Erkrankungen, Symptome und Bedürfnisse. In dieser Ausgabe haben wir uns ausführlich mit den psychischen Folgen von Quarantäne beschäftigt, die nicht zu vernachlässigen sind. Schlaflosigkeit, Ängste und depressive Verstimmung sind auch stressassoziiert und jetzt besonders häufig.