Corona trifft auch Apotheken wirtschaftlich

Wir gehen von 150 bis 170 Apotheken aus, die durch die Coronakrise in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, also von über zehn Prozent aller Betriebe. Finanzielle Einbußen mussten aber natürlich weit mehr Betriebe hinnehmen“, sagt Mag. pharm. Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes im Apotheker Krone-Interview. Betroffen seien Apotheken in Einkaufszentren, Einkaufsstraßen und in Tourismusgebieten, die beinahe vollkommen um ihre Laufkundschaft umgefallen sind. Was nahezu alle Betriebe spüren: Die Umsätze mit Privatverkäufen, also alles, was nicht über ein Rezept abgegeben wird, sind teilweise stark gesunken. „Gleichzeitig mussten wir etliche Maßnahmen umsetzen, mit denen wir die Sicherheit für unsere Teams und unsere Kundinnen und Kunden garantieren konnten; auf eigene Kosten wohlgemerkt. Wir haben das natürlich gemacht, weil wir eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung haben.“ Da werde man die Politik „an unsere Leistungen der vergangenen Wochen und Monate erinnern müssen“, so Rehak.

Kritik an Bürokratie

Unterstützungen, wie das die Ärztekammer tut, fordert er aber nicht. Der Apothekerverband bemühe sich um standesinterne Hilfestellungen und um Zugang und Erleichterungen für die allgemeinen Programme der Regierung. „Hier geht es vor allem um Steuerstundungen, Entlastungen bei Tourismusabgaben, bei Mietverträgen oder der Entbürokratisierung von Kurzarbeit. Bei den Hilfsmaßnahmen ist jetzt zu sehen, dass es zwar wohlklingende Ankündigungen gibt, die Betriebe aber bei ihren Ansuchen in Bürokratie ersticken und viel zu lange auf Unterstützungsleistungen warten müssen. Das Motto muss also sein: ,Unterstützung jetzt, Bürokratie später!‘.“

Sorge um Lieferengpässe

Dass die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) pandemiebedingt mit steigenden Verlusten kämpft, will Rehak noch nicht als Problem sehen. „Ich würde vorschlagen: Warten wir einmal ab, ob und inwiefern sich diese Prognosen bewahrheiten. Was jedenfalls nicht passieren darf, ist, dass die Budgetlücke zu Lasten der Arzneimittelversorgung geschlossen wird.“ Denn schon jetzt sei Österreich als Billigpreisland bei Arzneimitteln von Lieferengpässen betroffen. „Wird hier der Sparstift noch stärker angesetzt, würden sich diese Probleme weiter vertiefen“, warnt der Apothekerverbandspräsident.

Gute Umfragewerte

Rückendeckung gibt es von der Bevölkerung: Zum Ende der Ausgangsbeschränkungen ließ der Apothekerverband eine Onlineumfrage durchführen, um zu erheben, wie die Leistungen der Apotheker während der Krise angekommen sind. Insgesamt haben 78 % der Bevölkerung während der Coronakrise sehr gute oder gute Erfahrungen mit Apotheken gemacht. Es folgen mit großem Abstand die Arztordinationen mit insgesamt 26 % positiven Erfahrungen, auf dem dritten Platz liegt die Gesundheitshotline „1450“ mit 20 %, dicht gefolgt von den Spitalsambulanzen mit 19 %. Nur 17 % der Österreicher hatten in der Krise übrigens keinen Kontakt mit einer Apotheke. „Es waren vor allem die Apotheken und der Lebensmittelhandel, die sich zu Beginn der Coronakrise gegen die Sorgen und die Verunsicherung der Menschen gestemmt und die Bevölkerung entsprechend versorgt haben. Dafür haben diese Berufsgruppen sogar ihre Gesundheit riskiert“, sagt Apothekerkammer-Vizepräsident Mag. pharm. Raimund Podroschko.