Das Urlaubs-(Nährstoff-)Paradoxon

Zugegeben: Das französische Paradoxon ist unter Mediziner:innen nicht ganz unumstritten. Auch das „Urlaubs-Paradoxon“ wird vermutlich nicht jedem wissenschaftlichen Standard gerecht, nichtsdestotrotz ist es ein auffälliges Phänomen. Was darunter zu verstehen ist?

Gerne wird bei gesunder Ernährung auf die mediterrane Kost verwiesen. Dann fahren die Leute im Sommer scharenweise in die Heimat der vielbeschworenen Küche – und kämpfen im Urlaub mit Verdauungsproblemen und nach ihrer Rückkehr mit einer ganzen Ladung Extrakilos.

Auch die lokalen exotischen Früchte, die nährstoffreich direkt vom Baum kommen, tun nichts gegen Kreislaufbeschwerden, Schlafschwierigkeiten und Reisestress, wenn man am All-inclusive-Buffet nur zur „mediterranen Kost“ Pizza, Pasta und Tiramisu greift.

Hautschutz durch Nährstoffe

Dabei ist nicht nur im Urlaub, sondern generell im Sommer eine gute Nährstoffversorgung besonders wichtig, wird unser Körper ob der Hitze doch speziell gefordert. Deshalb sollte man gerade an den heißen Tagen auf eine wasser-(!) und nährstoffreiche Kost achten.

Wer trotzdem der oben genannten (Nicht-nur-Urlaubs-)Ernährung frönen mag, sollte sich zu einer guten Nährstoffergänzung hinreißen lassen: Die vermehrte Sonneneinstrahlung verlangt nach einem Extraschutz für die Haut. Diesen bekommen wir durch Betacarotin (als gut verträgliche Vitamin-A-Vorstufe), Vitamine B2, B3, B7 und Antioxidanzien wie Vitamin C und Selen.

Mehr als Wasser

Durch die Hitze schwitzen wir mehr und verlieren dadurch nicht nur Wasser, sondern auch darin gelöste Mineralstoffe wie Natrium oder Kalium. Bewegen wir uns noch dazu sportlich (was die/der eine oder die/der andere gerade im Urlaub wiederzuentdecken vermag), rutscht auch schnell der Magnesiumhaushalt in den roten Bereich.

Achtung: Gerade bei großen Flüssigkeitsverlusten ist es wichtig, die gesamte Palette an Elektrolyten aufzufüllen. Nur Magnesium allein ist dann unter Umständen zu wenig. Ergänzend spielt auch Kalzium eine wichtige Rolle. Und wird zu wenig Flüssigkeit zugeführt, kann es auch zu einem Natrium-Mangel-Krampf kommen. Dieser kann bereits ab einem Wasserverlust von etwa 2–3 % des Körpergewichts auftreten.

Koffein reduzieren

Wer zur Deckung des Flüssigkeitshaushaltes vermehrt auf koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Kaffee setzt, riskiert einen Mangel an Kalium – was ebenfalls zu Muskelkrämpfen führen kann. Das beste Sommergetränk ist daher ein gutes Mineralwasser in ausreichenden Mengen – oder eine Elektrolytmischung aus der Apotheke.

Der Körper reagiert aber auf einen Versorgungsmangel nicht nur mit Durst, sondern signalisiert uns diesen auch durch spezielle Essgelüste. Starker Heißhunger auf Salziges ist ein mögliches Indiz für einen Natriummangel. Ein ausgeprägter Schokoladegusto kann hingegen auf eine Magnesium-Unterversorgung hindeuten. Geben Sie den Gelüsten dann ruhig nach: Aber beim Salz-Jieper nicht, indem Sie zu Chips greifen, sondern besser zu Oliven. Und wenn es Schokolade sein soll, dann besser eine dunkle Variante. Magnesium in Snackform bekommt der Körper auch durch Cashewkerne oder Haferriegel.

Wenn Sie also im mediterranen Raum sind: Gönnen Sie Ihrem Körper die gesunde lokale Kost – in Maßen. Dann gibt es keine Reue auf der Waage und im besten Fall einen Schulterklopfer der/des Kardiolog:in. Und was auch immer Sie sonst im Sommer anstellen: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffversorgung.

Tipps für eine gute Nährstoff­versorgung im Sommer:

  • kalorienarme, nährstoffreiche Lebensmittel, z. B. Kartoffeln, Linsen, Bohnen, Haferflocken, mageres Fleisch
  • Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil, z. B. Gurke, Paradeiser, Sellerie, Radieschen, Zucchini – prinzipiell aber fast jedes Gemüse; Melonen, Erdbeeren, Papaya, Zitrusfrüchte
  • Flüssigkeiten regelmäßig in kleinen Mengen (ca. 125 ml pro Portion) trinken
  • bei erhöhter Anstrengung extra Mineralstoffzufuhr
  • Joghurt als Wasser-, Kalzium- und Proteinquelle
  • Keine eiskalten Getränke oder Lebensmittel konsumieren (regen Wärmeproduktion an, belasten dadurch den Magen)
  • orale Antioxidanzien bei erhöhter Sonnenexposition