Die Lebensqualität in der Menopause verbessern

Mit der Menopause beginnt für die Frau ein neuer Lebensabschnitt – eine Zeit, die von physiologischen Veränderungen geprägt ist und so manche private Änderung mit sich bringt. Viele Frauen blicken mit Sorge auf diese Zeit. Gedanken an Hitzewallungen, gereizte Stimmungslagen und Verstimmungen, Gewichtszunahme, Scheidentrockenheit und sexuelle Unlust nehmen dabei viel Raum ein. Statistiken befeuern die Befürchtung, dass diese Symptome den Alltag in der Menopause prägen könnten: Demzufolge sind es über 70 % der Frauen, die eine klimakterische Symptomatik zeigen. Eine Untersuchung aus der Schweiz geht sogar von 85 % aus, die unter vasomotorischen Symptomen, psychischen Symptomen, urogenitaler Atrophie und Hautveränderungen leiden.1 Eines der prägenden Symptome sind aber sicherlich die Hot Flushes, die nicht nur untertags auftreten, sondern sich auch nachts gemeinsam mit nächtlichem Schwitzen zeigen – dies beeinträchtigt wiederum die Schlafqualität.

All dies ist aber kein unabwendbares Schicksal. Die Wechseljahre kommen zwar mit Gewissheit, aber frau muss sich nicht mit den Begleiterscheinungen abfinden. Es gibt viele Möglichkeiten, die Lebensqualität zu erhalten und zu verbessern. Dazu zählen regelmäßige Bewegung, Entspannungstrainings, Präparate mit Phytoöstrogenen oder ­Pflanzenpollen, frühzeitige Maßnahmen gegen Scheidentrockenheit sowie eine Anpassung der Ernährung, um Übergewicht und Hitzewallungen zu vermeiden.

Der Zusammenhang zwischen einer vermehrten Aufnahme von Isoflavonen und einem Rückgang menopausaler Hitzewallungen wurde erstmals bereits 1992 beschrieben. Mittlerweile hat man die Wirksamkeit von Isoflavonen in klinischen Studien nachgewiesen. Metaanalysen und Reviews bestätigen dies. Positive Ergebnisse wurden dabei sowohl mit sojabasierten Lebensmitteln, Sojaextrakten, Rotkleeextrakten und mit isolierten Isoflavonen erzielt. Eine Metaanalyse von Hooper aus 2009 ergab beispielsweise eine durchschnittliche Verbesserung der Wechselbeschwerden um rund 20 % im Vergleich zu Placebo. Zusätzliche positive Auswirkungen kann man sich auch auf die Knochengesundheit erwarten.2

Die Traubensilberkerze wirkt sich positiv auf Hitzewallungen und Schweißausbrüche aus. Auch bei psychischen klimakterischen Beschwerden wie Nervosität und Unruhe wurden positive Effekte beobachtet.3

Frei von hormoneller oder phytoöstrogener Wirkung sind Pflanzenpollen. Pollen aus Süßgräsern und Kieferngewächsen werden in modernen Herstellungsverfahren von der Schale befreit. Damit ist auch kein allergenes Potenzial mehr vorhanden. Studien zeigen signifikante Erfolge bei klimakterischen Beschwerden. In einer Multicenter-Studie mit 324 Frauen in der Perimenopause und Menopause wurde ein Pollenextrakt 90 Tage lang verabreicht. Verbesserungen ergaben sich im Hinblick auf Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungslagen und Müdigkeit. Die gesamte Lebensqualität hatte sich verbessert – dies galt für Frauen in der Perimenopause in gleichem Maße wie für Frauen in der Menopause.4

Wie wichtig körperliches Training und Entspannungsmethoden wie Yoga bei vasomotorischen Beschwerden sind, haben US-Forscher in einer Studie mit 355 Frauen gezeigt. Die Yoga-Intervention umfasste eine Praxis von 90 Minuten unter Anleitung pro Woche. Außerdem sollten tägliche Übungen zu Hause durchgeführt werden. In der Bewegungsgruppe wiederum wurde dreimal pro Woche ein Konditionstraining durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mithilfe des „Menopausal Quality of Life Questionnaire“ (MENQOL) und mit vier Teil-Scores (Vasomotorik, Sexualfunktion, physische Aspekte, psychosoziale Komponenten) erfasst. In der Yogagruppe zeigte sich nach 12 Wochen eine signifikante Verbesserung des MENQOL-Scores. In der Gruppe, in der das Konditionstraining durchgeführt wurde, ergab sich eine deutliche Verbesserung des physischen Teil-Scores.5

Auch die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle. Blutzuckerschwankungen sollten vermieden werden, da sich Hitzewallungen andernfalls verstärken. Von scharfen Speisen und Gewürzen ist abzuraten. „Fettarm, aber nicht fettlos“ sollte das Motto lauten. Die Zufuhr von Eiweiß gewinnt an Bedeutung, dafür sollten Frauen den Konsum von Kohlenhydraten etwas zurückschrauben. Keinesfalls aber müssen Kohlenhydrate eliminiert werden. Schließlich sind sie nicht nur Treibstoff für die täglichen Aktivitäten, sondern auch Stimmungsmacher im Gehirn. Zusätzlich gilt es, den neuen Lebensabschnitt auch als Chance zu begreifen. Es ist eine Zeit, in der vielleicht die Kinder gerade aus dem Haus sind, man die eigene Partnerschaft und die Hobbys überdenkt und sich neue Herausforderungen sucht. Vielleicht ist eine Weiterbildung eine Option oder das Erlernen einer Sprache oder eines Musikinstruments. Coachings können dabei helfen, sich selbst zu finden und die Weichen neu zu stellen.

Ein oftmals die Lebensqualität einschränkender Faktor ist die zunehmende Trockenheit der Scheide. In den Wechseljahren nimmt die Durchblutung der Schamlippen und der Vagina ab. Das führt dazu, dass Haut und Schleimhäute im Intimbereich weniger elastisch und trockener werden. Beim Geschlechtsverkehr kann dies zu Problemen wie Brennen und leichten Schmerzen führen. Es ist also in vielen Fällen nicht die sexuelle Unlust, sondern ein physiologisches Problem die Ursache. Nicht selten entstehen dadurch Partnerschaftskonflikte. Damit beginnt eine Abwärtsspirale, denn dadurch entstehender Stress kann wiederum das Problem der Trockenheit verstärken. Die Anwendung von Vaginalzäpfchen kann hier Abhilfe schaffen. Hyaluronsäure und Aloe vera wirken der vaginalen Trockenheit entgegen und können dadurch zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen. Vaginaltabletten mit Laktobazillen lindern Reizungen der Schleimhaut und normalisieren die Vaginalflora, die in Peri- und Postmenopause oftmals aus der Balance gerät.

 

Literatur:

1 Frauenklinik am Universitätsspital Basel

2 Consensus-Statement Österreichische Menopausegesellschaft, Februar 2016

3 Blaschek W et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

4 Druckmann R et al., Genesis 2015; 183:10–13

5 Reed SD et al., Am J Obstet Gynecol 2014

 

Die Menopause steht für den Zeitpunkt der letzten Menstruationsblutung mit nachfolgender Amenorrhö von 12 Monaten. Dies ist nicht mit dem Erlöschen der Produktion weiblicher Sexualsteroide gleichzusetzen. Diese können auch weiterhin in verschiedenen Organen des Körpers gebildet werden. Das ist auch der Grund, warum nicht jede Frau nach Beendigung der Menstruationsblutung unter klimakterischen Beschwerden leidet.

Adipozyten, Muskelzellen, Endothelzellen und Keratinozyten verfügen über Aromatase-Aktivität und bilden lokal aus C19-Steroiden (Androgenen) Östrogene. Die Thekazellen des Ovars sezernieren ebenso wie die Nebennierenrinde noch Jahre nach der Menopause Androgene.

Quelle: Egarter C et al., Österreichisches Konsensuspapier Hormonersatztherapie, April 2016