Traumata, Verbrennungen oder Operationen können Wunden hinterlassen, die später zu Narben werden. Gefürchtete Komplikationen sind beispielsweise hypertrophe Narben, bei denen die Narbenbildung von Rötung, Schwellung und Juckreiz begleitet ist, oder Keloide, die sich über den ursprünglichen Wundbereich hinaus vergrößern.1, 2 Bei einer optimalen Heilung sind Narben zwar sichtbar, aber werden bestenfalls nicht als störend empfunden.
Die Wundheilung ist ein komplexer Prozess, an dem verschiedenste Zelltypen beteiligt sind. Unmittelbar nach der Verletzung beginnt die Hämostase, bei der sich die beschädigten Blutgefäße zusammenziehen und Thrombozyten aktiviert werden. Der gebildete Fibrinpfropf stoppt die Blutung, und ein unlösliches Gerinnsel (Schorf) wird zum Schutz vor eindringenden Pathogenen gebildet. Zusätzlich beginnt ein Entzündungsprozess, indem die Thrombozyten durch Zytokinfreisetzung Immunzellen rekrutieren. Nach etwa 72 Stunden beginnt die mehrere Tage bis Wochen andauernde Proliferationsphase, in welcher der Pfropf durch Binde- oder Granulationsgewebe ersetzt wird. Keratinozyten bilden die epidermale Schicht neu. Ebenfalls finden die Angiogenese und Regeneration der Nervenfasern statt. Der dritte und letzte Schritt der Wundheilung ist die Remodellierungsphase. Über einen Zeitraum von 3 Wochen bis 6 Monaten reifen Kollagenfasern, und die Myofibroblasten ziehen sich zurück. Das Ende des Heilungsprozesses stellt die Apoptose von Makrophagen, Endothelzellen und Fibroblasten dar. Die Umgestaltung der extrazellulären Matrix mit der Narbenbildung kann jedoch jahrelang andauern. Hierbei wird unreifes Typ-III-Kollagen durch Typ-I-Kollagen ersetzt, was die Zugfestigkeit der Narbe erhöht.
Zurück bleibt ein Narbengewebe, das bis zu 80 % der Zugfestigkeit der unverletzten Haut erreicht. Im Gegensatz zu gesunder Haut bilden die Kollagenfasern in der Narbe parallele Bündel anstatt einer korbflechtartigen Struktur.2, 3
Typischerweise findet während der Wundheilung, vor allem in der Proliferations- und Remodellierungsphase, die Narbenbildung statt. Sie hängt nicht nur von genetischen Faktoren, Alter, Geschlecht und anatomischer Lage der verletzten Haut, sondern auch von zellulären Prozessen ab. Fibroblasten sind die wichtigsten Zellen, die für den pathologischen Prozess der Narbenbildung verantwortlich sind. Sie sind in der Dermis zu finden und spielen sowohl in der Synthese von Kollagen und elastischen Fasern der extrazellulären Matrix des Bindegewebes als auch bei der Wundheilung eine Schlüsselrolle. Nach einer Verletzung werden ruhende Fibroblasten aktiviert und wandern in das Wundbett, wo sie sich zu Myofibroblasten entwickeln. Diese weisen zusätzlich Eigenschaften von glatten Muskelzellen auf und spielen eine Rolle bei der Wundkontraktion und der übermäßigen Kollagenproduktion. Während sie im Optimalfall nach Abschluss der Wundkontraktion durch Apoptose abgebaut werden, bleiben sie bei hypertrophen Narben oder Keloiden erhalten und synthetisieren exzessives Kollagen und Fibronektin. Darüber hinaus können auch die Heterogenität der Fibroblasten, Veränderungen der extrazellulären Matrix oder die Entzündungsprozesse zur Narbenbildung beitragen.1
Um die effiziente Regenerierung des betroffenen Gewebes zu unterstützen, gibt es einige Möglichkeiten. Eine empfehlenswerte Praxis ist die Ermöglichung der feuchten Wundheilung. Wunden heilen im feuchten Milieu schneller, da die Keratinozyten durch die fehlende Pfropfbildung einfacher an ihren Zielort migrieren können. Neben der beschleunigten Reepithelisierung wird im flüssigen Medium auch Zellfunktion und -kommunikation verbessert, da sich Wachstumsfaktoren und Signalmoleküle einfacher bewegen können. Darüber hinaus besteht bei der feuchten Wundheilung ein geringeres Entzündungs- und Infektionsrisiko, was die Narbenbildung minimiert.4
Eine gut erforschte Möglichkeit zur Minimierung der abnormen Narbenbildung ist die Anwendung von Silikongel. Es ist seit den 1980er-Jahren in Verwendung und gilt heute noch immer als Erstlinientherapie und Goldstandard. Die Wirkung des nichtinvasiven Silikons beruht hauptsächlich auf seinen okklusiven Eigenschaften. Es bildet einen dünnen Film auf der Wunde und vermindert den Wasserverlust. 1, 4, 6, 7 Darüber hinaus wird die Spannung am Narbenrand reduziert, die extrazelluläre Matrix stabilisiert und die Apoptose stimuliert.6 Präparate mit Silikongel können sowohl zur Prävention als auch zur Behandlung von pathologischen Narben eingesetzt werden. Um die gewünschten Resultate zu erzielen, muss die Behandlung möglichst frühzeitig begonnen werden, und eine monatelange Anwendung kann notwendig sein.5, 7