Empfehlung: mehr Vollkorn, hohe Mikronährstoffzufuhr

Ernährungstherapeutische Maßnahmen im Rahmen einer Diabeteserkrankung beeinflussen laut Praxisleitlinien 2019 der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) den Glukose- und Fettstoffwechsel positiv, unterstützen die Normalisierung des Körpergewichts und dienen bei Typ-2-Diabetes zur Prävention von Komplikationen.1

Für die Ernährungstherapie stehen evidenzbasierte Empfehlungen zur Verfügung. Demnach sollte der Anteil an Kohlenhydraten 45–60 % der Energieprozente betragen. Die ÖDG rät dazu, Mono- und Disaccharide zu reduzieren, da sie das Erreichen einer ausgeglichenen beziehungsweise negativen Energiebilanz erleichtern. Eine vollständige Saccharoserestriktion wird heute nicht mehr gefordert. Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sollten grundlegende Kohlenhydratquellen sein.1 Die European Association for the Study of Diabetes (EASD) empfiehlt, die Höhe des Kohlenhydratanteils auf Basis der individuellen Behandlungsziele festzulegen, wobei als Orientierungsgrößen der HbA1c-Wert, das Blutzuckerverhalten und die Konzentration der Serumlipide dienen.2 Die ÖDG betrachtet proteinreiche Diäten anstatt kohlenhydratreicher Ernährung kritisch, da es meist zu einer hohen Cholesterinaufnahme kommt. Eine dauerhaft erhöhte Proteinzufuhr zur Gewichtsnormalisierung hat noch keine ausreichende Evidenz. Prinzipiell sollten 10–20 % der Gesamtenergiezufuhr über Eiweiß gedeckt werden, sofern es keine Anzeichen für Nephropathie gibt.1

Hinsichtlich der Fettzufuhr gilt ein Maximalanteil von 35 % an der Gesamtenergie. Entscheidend ist aber nicht nur die Menge, sondern vor allem die Qualität, weshalb hochwertige pflanzliche Öle den Vorzug gegenüber tierischen Fetten erhalten sollten.1 Von großem Interesse für Diabetiker sind Omega-3-Fettsäuren, da sie hohe Triglyzeridwerte senken und eine hypotensive Wirkung haben.2

Weitere Empfehlungen im Überblick:1, 2

  • Die empfohlene Ballaststoffaufnahme beträgt mindestens 25 g pro Tag. Vor allem lösliche Vertreter wie Guar, Psyllium oder Pektin vermindern den postprandialen Blutzuckeranstieg.
  • Süßstoffe können das Erreichen einer negativen Energiebilanz unterstützen.
  • Die Cholesterinaufnahme sollte auf 300 mg/Tag beschränkt werden.
  • Der Konsum alkoholischer Getränke sollte moderat sein.
  • Die Verminderung der glykämischen Last ist ein wirksames Prinzip, um postprandiale Hyperglykämien zu reduzieren.

Erhöhter Mikronährstoffbedarf

Bei Diabetes mellitus besteht ein erhöhter Mikronährstoffbedarf. Dies betrifft zahlreiche Substanzen. Der Bedarf an Vitamin B1 ist durch Hyperglykämie und gesteigerte renale Verluste erhöht. Oxidativer Stress spielt bei beiden Formen des Diabetes mellitus eine pathogenetische Rolle. Der oxidativen Belastung kann durch Vitamin C, Zink und Kupfer entgegengewirkt werden, deren Bedarf ebenfalls erhöht ist. Durch Dyslipoproteinämie und Insulinresistenz ist der Vitamin-D-Bedarf größer als bei stoffwechselgesunden Personen. Von erhöhten renalen Verlusten betroffen sind weiters die Stoffe Vitamin B12, Folsäure, Kalium, Magnesium, Zink und Kupfer. Medikationsbedingte mitochondriale Toxizität führt außerdem zu einem Mehrbedarf an Coenzym Q10.3

Die Versorgung von Diabetikern mit Vitamin B12 erweist sich als äußerst kritisch: Neben hohen Verlusten über die Niere kommt es zu medikationsbedingten Resorptionsstörungen. Metformin etwa verringert die intestinale Verfügbarkeit der zur Absorption von Vitamin B12 notwendigen Kalziumionen und antagonisiert damit die Endozytose des Intrinsic-Faktor-Vitamin-B12-Komplexes.3

 

Literatur:

1 Österreichische Diabetes Gesellschaft: Diabetes mellitus, Leitlinien für die Praxis 2019

2 Hahn A, Ströhle A, Wolters M, Ernährung, 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

3 Gröber U, Arzneimittel und Mikronährstoffe, 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2012