Gebäck aus der Apotheke

Diskutiert wird es immer wieder: Apotheken sollten ihr Sortiment erweitern, raten Experten. Und immer mehr tun das auch. Nun könnte sich eine neue Möglichkeit eröffnen: In Italien gibt es Backwaren seit einigen Monaten auch in Apotheken. Die italienischen Behörden unterstützen die dramatisch wachsende Zahl an Zöliakie-Kranken pro Kopf und Monat mit mehr als 100 Euro für glutenfreie Backwaren. Und die werden dort auch in Apotheken verkauft.
Spannend dabei: Lieferant der norditalienischen Apotheken ist ein österreichisches Unternehmen – der Backwarenerzeuger Resch&Frisch. Bei der italienischen Lebensmittelmesse präsentierte die Großbäckerei, die vor allem für Gebäck für die Gastronomie bekannt ist, vor Kurzem ihre gluten- und laktosefreien Produkte. Weil die Menschen ihre Zuschüsse in Apotheken einlösen könnten, biete man die Produkte eben auch dort an, sagt Geschäftsführer Josef Resch im Interview mit der Apotheker Krone. „Dazu muss man sagen“, ergänzt er, „dass diese Apotheken einen zusätzlichen Verkaufsraum haben und ein Sortiment ähnlich einem Reformhaus führen.“ In Deutschland stehe der Start eines Glutenfrei-Onlineshops kurz bevor, eine Listung in Apotheken sei aber nicht geplant. In Österreich wiederum kann sich Resch, der selbst mit einer Unverträglichkeit zu kämpfen hat, durchaus Kooperationen mit Apotheken vorstellen. Gespräche über Testläufe gebe es bereits: „Wir sind da sehr aufgeschlossen“. Das Unternehmen hat sich schon vor acht Jahren auf das Thema Unverträglichkeiten und Allergien fokussiert. „Wir haben das vor einigen Jahren in Finnland gesehen und dann im Kleinen einmal begonnen. Wir haben lang herumentwickelt, um eine gut Krume und Kruste hinzubekommen und dann auch eine eigene Bäckerei dafür gebaut“, erzählt Resch. Im Heimdienstbereich, wo Endverbraucher tiefgekühlte Backwaren bestellen können und geliefert bekommen, habe man in der Zwischenzeit 150.000 Kunden in Österreich – 15.000 bis 20.000 davon werden mit glutenfreien Produkten beliefert.
Die Produkte werden im Werk in Oberösterreich zu 80 Prozent vorgebacken und dann schockgefroren. Endverbraucher können die Tiefkühlprodukte dann rasch auftauen. In den italienischen Apotheken gibt es dazu eigene Tiefkühlregale, wie man sie aus Supermärkten kennt. Parallel hat die Großbäckerei auch einen eigenen Minibackofen für Endkunden entwickelt. „Das ist quasi die Nespressomaschine des Backbereiches“, schmunzelt der Unternehmer. Mit der Fachhochschule in Wels hat das Unternehmen derzeit auch Studien in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, Diätologie und Ernährungswissenschaften laufen. „Es gibt hier einige Entwicklungen bei den Kunden und eine veränderte Nachfrage, auf die wir reagieren. Man braucht etwa im Bereich Allergien neue Produkte und eventuell auch neue Vertriebspartner. Man kann ja auch ein Dieselauto nicht mit Benzin betanken.“