Gefäße schützen

Jahrhundertelang wurde in der Medizin zum Blut und zum Blutfluss etwas gelehrt, das heute schon beinahe humoristisch anmutet. Der griechische Arzt Galenus entwickelte im zweiten Jahrhundert nach Christus eine medizinische Gesamttheorie, die sehr lange Zeit Bestand hatte. Sie besagt, dass Blut in der Leber produziert wird, im Herzen durch Luft aus der Lunge angereichert wird und dann durch Poren in den Wänden der Herzkammern in die Adern fließt. Diese bringen es dann zu den Organen, die sich davon gleichsam ernähren. Die Theorie hatte immerhin bis zum Jahr 1616 bestand, ehe William Harvey diese Meinung revidierte. Seither wird die gängige Theorie zum Blutkreislauf gelehrt.1 Die Gesundheit der Gefäße hängt in besonderem Maße von einem reibungslosen Blutfluss ab. Dabei können sich zahlreiche Hürden auftun. Einengende Faktoren sind Cholesterin und Triglyceride, Rauchen, der Homocysteinspiegel, Bewegung sowie Stress.

Eine Hyperhomocysteinämie liegt vor, wenn der Wert 14 µg/l im Plasma übersteigt. Ein hoher Homocysteinspiegel ist ein unabhängiger Faktor für Atherosklerose. Ein Anstieg von 5 µmol/l entspricht einem zusätzlichen Risiko von plus 20 mg/dl Cholesterinanstieg. Homocystein fördert die Plaquebildung mehrfach.2

Ein hoher Cholesterinwert erhöht das Risiko für koronare Herzkrankheiten enorm. Ein Gesamtcholesterin von über 265 mg/dl führt bereits zu einer fünffachen Erhöhung des Risikos im Vergleich zu Werten < 220 mg/dl. Eine Atherosklerose korreliert eng mit den Werten für LDL-Cholesterin. Besonders gefährlich scheint dabei Lipoprotein (a) zu sein. Dieses Apo (a) wirkt thrombogen. Oxidiertes LDL-Cholesterin ist ebenfalls ein gewichtiger Faktor für eine Gefäßverengung. Übergewicht und die Ernährung spielen eine wesentliche Rolle für eine Hypercholesterinämie.2 Es gibt allerdings auch sogenannte Hyporesponder, also Personen, die auf exogene Cholesterinzufuhr unempfindlich reagieren. Ihre Werte werden vor allem durch genetische Prägung verursacht. Bei sehr hohem Cholesteringehalt der Nahrung ändert sich aber auch ihr Cholesterinspiegel.3 Ein hoher Triglyceridspiegel führt ebenfalls zu Schäden am Gefäßsystem.

Schätzungen von US-Experten zu Folge ist jede fünfte kardiovaskuläre Erkrankung auf das Rauchen zurückzuführen. Es besteht dabei eine deutliche Dosis-Wirkung-Beziehung. Bei schwachen Rauchern ist das Risiko, an den Folgen koronarer Herzerkrankungen zu sterben, um das 1,4-Fache bis 2,4-Fache erhöht. Bei starken Rauchern ist das Risiko um das 3,5-Fache erhöht. Besonders gefährdet sind Frauen. Rauchabstinenz bewirkt bereits nach 1–5 Jahren eine Reduktion des Risikos um 50–70 %. Tabakkonsum verringert die Elastizität der Erythrozyten, aktiviert Gerinnungsfaktoren, erhöht die Fibrinogenspiegel und verstärkt die Thrombozytenaggregation.3

Nicht zu vergessen als Einflussfaktor für Gefäßverengungen sind Transfettsäuren aus gehärteten Fetten. Man findet sie vor allem in Frittiertem, fertigen Backwaren wie Plunder- und Mürbteigerzeugnissen und Knabbereien. Entgegen anderslautenden Meldungen und Gerüchten spielt handelsübliche Margarine keine Rolle mehr für eine nennenswerte Zufuhr von gehärteten Fetten. Viele Medien werden allerdings nicht müde, diese falsche Information immer wieder zu trommeln.

Um die Gesundheit der Gefäße zu schützen, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Senkung von Cholesterinspiegel und Bluttriglyceriden
  • gegebenenfalls Rauchstopp
  • Senkung des Homocysteinspiegels
  • Austausch von gesättigten Fetten durch ungesättigte Fettsäuren
  • Meiden von Transfettsäuren
  • Optimierung des Lebensstils in Bezug auf Ernährung und Bewegung

Um den Cholesterinspiegel zu kontrollieren, sind natürliche Optionen zur Senkung eine gute Wahl. Dazu zählt Roter Hefereis mit dem wichtigen Inhaltsstoff Monacolin K. Monacoline hemmen die körpereigene Cholesterinsynthese in der Leber. Das führt zur Hochregulation von LDL-Rezeptoren und einer Senkung des Plasmacholesterins. Berberin, ein Alkaloid aus der Gruppe der Isochinolinalkaloide aus der Rinde der Berberitze, senkt ebenfalls den Cholesterinspiegel. Es führt zu einer direkten Steigerung der LDL-Rezeptor-Expression in der Leberzelle. Mit Astaxanthin steht ein starkes natürliches Antioxidans zur Verfügung, das dadurch ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Gefäßschutz leistet.4 In einer doppelbinden Cross-over-Studie (n = 30) zeigten sich durch die Ergänzung der Nahrung mit Rotem Hefereis, Berberin, Folsäure, Astaxanthin, Policosanol und Coenzym Q10 positive Effekte bei Menschen mit dem Metabolischen Syndrom. Nach acht Wochen hatten nur noch 36,1 % der Probanden Anzeichen des metabolischen Syndroms, in der Placebogruppe waren es 48,1 %.5 Zur Senkung des Cholesterins eignen sich auch Beta-Glucane aus Hafer und lösliche Ballaststoffe. Weiters sind Omega-3-Fettsäuren eine gute Option. Für einen normalen Homocysteinspiegel sind einige Stoffe empfehlenswert. Dazu zählen die Vitamine Folsäure und Vitamin B12 ebenso wie Cholin und Betain.

Eine vielversprechende Option aus der Pflanzenwelt ist Schwarzer Knoblauch. Dabei handelt es sich ursprünglich um weißen Knoblauch, der unter kontrollierten Bedingungen fermentiert wurde. Durch verschiedene chemische Prozesse bei der Herstellung entsteht eine Reihe von positiven Eigenschaften. Schwarzer Knoblauch wirkt stark antioxidativ und hat sich in Studien in der Verbesserung des Lipidprofils bewährt. Der HDL-Cholesterinspiegel wird positiv beeinflusst. Die Konzentration von Apolipoprotein B, einem unabhängigen Risikofaktor für die koronare Arterienerkrankung, sank signifikant. Auch antiinflammatorische Effekte sind belegt.6

 

 

Literatur:
1 Wels C, Die Geschichte des Blutkreislaufs, Thieme Verlag 26. 05. 2015
2 Silbernagl S et al., Georg Thieme Verlag 1998
3 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016
4 Österreichische Atherosklerose Gesellschaft 2014
5 Barrios V et al., Atherosclerosis 2017
6 Kimura S et al., Journal of Food & Drug Analysis 2017