Gehirnleistung erhalten: die Mittelmeerkost als Vorbild

Vaskuläre Risikofaktoren und Erkrankungen wie Hypertonie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie und Adipositas stellen laut wissenschaftlicher S3-Leitlinie „Demenzen“ Risikofaktoren für eine spätere Demenz dar. Bestimmte Ernährungsgewohnheiten, die sich vorteilhaft in Vorbeugung und Therapie dieser Erkrankungen auswirken, könnten daher auch eine protektive Wirkung auf das Auftreten einer Demenz haben. Eine ausgewogene Ernährung sowie die Vermeidung von Übergewicht werden daher in der Leitlinie als Maßnahmen zur Vorbeugung empfohlen. Eine der empfehlenswerten Ernährungsformen ist diesbezüglich die mediterrane Ernährung.1
Ein 2016 publiziertes Review aus 18 Studien kam zu dem Schluss, dass sich die mediterrane Kost vorteilhaft auf das Gedächtnis und die Sprachbeherrschung auswirkt.2 Sie konnte in Studien den Homocystein-Level senken, der als Risikofaktor für altersassoziierten kognitiven Abbau gilt. Weiters spielen in der mediterranen Kost weder raffinierter Zucker noch Cholesterin oder Transfette eine Rolle, die mit schwachem kognitivem Outcome in höherem Alter assoziiert sind. Im Chicago Health and Aging Project (CHAPS), einer Longitudinalstudie (n = 6.158), war die Inzidenz der Alzheimer-Demenz im Kollektiv der Personen unter mediterraner Ernährung niedriger.3

Negativer Einfluss gesättigter Fette

Gesättigte Fettsäuren induzieren inflammatorische Prozesse in den Mikroglia. Es kommt zur lokalen Produktion von Zytokinen, betroffen ist auch der Hypothalamus. Die Folge ist eine Apoptose von Neuronen. Betreffend Übergewicht dürfte sich vor allem die durch Makrophagen-Akkumulation und -Aktivierung ausgelöste systemische Neuroinflammation negativ auswirken.4 Für folgende Substanzen in der Nahrung gibt es positive Studienergebnisse zur Gehirnleistung:

  • Kakaoflavonoide: Verbesserung des Blutflusses in der mittleren Gehirnarterie (Arteria cerebri media)4
  • Magnesium und Vitamin D: Eine gute Versorgung bremst den kognitiven Abbau.4
  • Omega-3-Fettsäuren: Ein Defizit im Hippocampus, im Cortex und im Cerebellum ist bei Alzheimer-Patienten ausgeprägter als in Gehirnen von nichtdementen älteren Menschen. Ermittelt wurde in einem Review auch eine Reduktion des kognitiven Abbaus bei nichtdementen älteren Personen.4
  • Die Kombination aus Vitamin B6, Vitamin B12 und Folat verzögert den kognitiven Abbau durch Reduzierung von Homozystein.5

Weiters sollte dem oxidativen Stress durch reichliche Zufuhr von Antioxidanzien entgegengewirkt werden, da das Gehirn durch niedrige Level antioxidativer Systeme besonders sensibel für oxidative Schädigung ist.4 Zudem kommt der Aminosäureversorgung eine wichtige Rolle zu. Eine Reihe von AS wird für die Synthese von Neurotransmittern und Neuromodulatoren im Gehirn verwendet.6 Abgesehen davon sind proteinogene AS wie Arginin und Asparaginsäure für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit von Bedeutung.

 

Literatur:

1 S3-Leitlinie „Demenzen“. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): S3-Leitlinie „Demenzen“. Jänner 2016

2 Rakesh G, Szabo ST, Alexopoulos GS et al., Strategies for dementia prevention: latest evidence and implications. Ther Adv Chronic Dis 2017; 8(8–9):121–136

3 Hardman RJ, Kennedy G, Macpherson H et al., Adherence to a Mediterranean-style diet and effects on cognition in adults: a qualitative evaluation and systematic review of longitudinal and prospective trials. Front Nutr 2016; 3:22

4 Dominguez LJ, Barbagallo M, Nutritional prevention of cognitive decline and dementia. Acta Biomed. 2018; 89(2):276–290

5 de Jager CA, Oulhaj A, Jacoby R et al., Cognitive and clinical outcomes of homocysteine-lowering B-vitamin treatment in mild cognitive impairment: a randomized controlled trial. Int J Geriatr Psychiatry. 2012

6 Lieberman HR, Amino Acid and Protein Requirements: Cognitive Performance, Stress, and Brain Function. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK224629/