Gut versorgt durch die Schwangerschaft

Hormone, das Blutvolumen, die Vitaminspiegel, Körpergewicht und der Stoffwechsel von Makronährstoffen sind in der Schwangerschaft von deutlichen Veränderungen betroffen. Bereits bei einem Kinderwunsch ist es somit wichtig, sich auf eine eventuelle Schwangerschaft einzustellen und bestmögliche Vorbereitungen zu treffen. Ein wichtiger Aspekt für Frauen, die schwanger werden wollen, ist das Körpergewicht. Sollte hohes Übergewicht bestehen, ist eine Reduktion wünschenswert, weil bei einem gleichzeitig gestörten Insulinstoffwechsel ein regelmäßiger Eisprung beeinträchtigt wird. Auch beim Partner wirkt sich Übergewicht negativ auf die Fruchtbarkeit aus, wie Studien immer wieder zeigen.
Eine gute Nährstoffversorgung schon vor dem Beginn der Schwangerschaft verhindert frühe Mangelzustände. Immerhin legt das Ungeborene gleich in den ersten Wochen kräftig mit der Entwicklung los. Schon ab der zehnten Schwangerschaftswoche sind alle Organanlagen vorhanden. Dem physiologisch natürlichen Vorgang des Absinkens der Vitaminspiegel sollte frühzeitig entgegengetreten werden. Es sind vor allem die Plasmaspiegel der wasserlöslichen Vitamine C, B6, B12 und Folsäure, die betroffen sind.1 Folsäure gilt als besonders kritischer Nährstoff in der heimischen Bevölkerung. Die Ernährungsfachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-Ch) empfehlen daher allen Frauen, die schwanger werden möchten, zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung 400 µg synthetische Folsäure pro Tag in Form eines Präparats, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen. Die zusätzliche Einnahme eines Präparats sollte spätestens 4 Wochen vor Beginn der Schwangerschaft beginnen und während des ersten Drittels der Schwangerschaft beibehalten werden.2

Zusätzlicher Energiebedarf

Im Schnitt kommt es in der Schwangerschaft zu einer Zunahme des Körpergewichts um 12,5 kg. Weniger als die Hälfte des am Ende zugenommenen Gewichts werden dem Fötus, dem Fruchtwasser und der Plazenta zugeordnet. Der Rest entfällt nämlich auf die Anlage mütterlicher Fettdepots als Energiereserve für die Stillzeit sowie auf den Anstieg des Körperwassers und auf die Gewichtszunahme von Uterus und Mammae (circa 1.300 g). Der zusätzliche Energiebedarf beträgt rund 300 kcal/Tag. In der zweiten Schwangerschaftshälfte steigt der Grundumsatz um etwa 17–23 % an, allerdings unterliegt dieser Wert ziemlichen Schwankungen. Der Energiebedarf steigt weniger stark an als der Nährstoffbedarf. Bei der Lebensmittelauswahl ist daher auf eine hohe Nährstoffdichte zu achten.1

Interessant sind auch die Veränderungen hinsichtlich des Körperwassers. Die Zunahme beträgt im Schnitt rund acht Liter und betrifft Blutvolumen und Gewebeflüssigkeit. Das Blutvolumen steigt um 35–40 %, die absolute Erythrozytenmenge nimmt allerdings nur um 15–20 % zu. Die Werte für Hämoglobin und Hämatokrit nehmen daher ab. Weitere physiologische Veränderungen betreffen die Erhöhung der Plasmaspiegel der Lipidfraktionen (VLDL, LDL, HDL) und der Triglyzeride. Die renale Funktion ist ebenfalls Veränderungen unterworfen. Es kommt zu einem Anstieg des renalen Plasmadurchflusses und der glomerulären Filtrationsrate. Dies führt zu einer verstärkten Exkretion von Glukose, Aminosäuren und wasserlöslichen Vitaminen. Diese Verluste sollten ausgeglichen werden.1

Über den Kaffeekonsum in der Schwangerschaft gab es jahrelang uneinheitliche Standpunkte. Die EFSA hat in einem Gutachten, das im Mai 2015 veröffentlicht wurde, dazu einen validen Wert festgelegt. Ein regelmäßiger Koffeinkonsum von bis zu 200 mg pro Tag gilt in der Schwangerschaft demnach als sicher und führt zu keinerlei Risiken beim Fötus.3

Literatur:
1 Elmadfa I, Eugen Ulmer Verlag 2004
2 D-A-Ch-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2015
3 EFSA Journal 2015;13(5): 4102 [120 pp.].