Hilfe bei trockenen Augen: viel blinzeln und Tränenersatz

Apotheker Krone: Nimmt die Häufigkeit des trockenen Auges zu?

Ingrid Boldin: Ja, es gibt immer mehr Patienten mit dem Dry-Eye-Syndrom. Gründe dafür sind die Luftverschmutzung, Wind, die Bedingungen am Arbeitsplatz – Stichwort Computer – und Nebenwirkungen von Medikamenten. Im Schnitt hat jeder zweite bis fünfte Patient, der zum Augenarzt kommt, trockene Augen. Das Alter ist ein Risikofaktor. Frauen in der Menopause sind ebenfalls gefährdet, bedingt durch die hormonelle Umstellung.

Welche Medikamente verursachen trockene Augen?

Zuallererst ist die Pille zu erwähnen. Auch Beta-Blocker, Antihistaminika und Antidepressiva trocknen die Augen aus.

An welchen klassischen Symptomen erkennt man sie?

Die Augen brennen, und man hat ein Fremdkörpergefühl. Auch Kratzen und Schmerzen sind typische Symptome. Die Beschwerden können immer bestehen oder im Verlauf des Tages zunehmen und durch verschiedene Triggerfaktoren wie Sonne, Wind, trockene Luft, Computerarbeit und so weiter verschlechtert werden.

Welche Tipps kann man für Selbsttests geben?

In erster Linie ist es das subjektive Empfinden, das einen Aufschluss gibt. Kratzen, Brennen, Fremdkörpergefühl, müde und rote Augen sind häufige Symptome. Mit dem OSDI-Fragebogen (Ocular Surface Disease Index) können die subjektiven Beschwerden erfasst werden. Ermittelt wird ein Wert zwischen 0 und 100 – Je höher der Wert, desto schwerer die subjektiven Beschwerden. Der Test kann übers Internet aufgerufen und zu Hause durchgeführt werden.

Wie wird ein trockenes Auge noch diagnostiziert?

Zur Basisdiagnostik gehören die genaue Untersuchung der Augenoberfläche mit dem Biomikroskop, der Schirmer-Test bei dem die Tränensekretion gemessen wird, und die Fluoreszenzfärbung zur Beurteilung der Integrität der Augenoberfläche. Weiters können die Osmolarität des Tränenfilms, die Lidranddrüsen und der Fettfilm analysiert werden.

Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es?

Die Basistherapie bildet ein Tränenersatzmittel, welches bei häufigerer Applikation bevorzugt ohne Konservierungsmittel sein sollte. Am Abend können auch Salben verwendet werden. Die wichtigsten Fragen sind stets: Welcher Schweregrad des trockenen Auges zeigt sich und welche Schicht ist betroffen? Hat man zu wenig Tränenflüssigkeit, zu wenig Muzinschicht oder ist im Tränenfilm zu wenig Fett enthalten? Dementsprechend wird das Mittel für die Therapie gewählt. Bei Problemen am Lidrand helfen auch warme Umschläge für 10 Minuten mit nachfolgender Massage des Lidrandes. Die Anwendungszeit für die Wärmeapplikation beträgt rund 10 Minuten. Wenn Basismaßnahmen nicht helfen, kann die Therapie noch intensiviert werden.

Welche Alltagstipps kann man Betroffenen noch geben?

Wer trockene Augen hat, sollte auf Umweltfaktoren und Medikamente achten, oftmals bewusst blinzeln und die Augen öfter ganz schließen. Vor allem bei PC-Arbeit hat man festgestellt, dass man weniger blinzelt und die Augen nicht ganz schließt. Es wird dann nicht die ganze Augenoberfläche benetzt, wodurch das Austrocknen gefördert wird. Zusätzlich empfiehlt es sich, zwischendurch immer wieder in die Ferne zu schauen. Sollte es beim PC ein Gebläse geben, unbedingt darauf achten, dass es nicht Richtung Gesicht gerichtet ist. Wichtig für die Bildschirmarbeit ist auch die Sitzhöhe. Die oberste Lesezeile sollte nicht über der Augenhöhe sein da beim Aufblick die Augenoberfläche vergrößert wird – und das Austrocknen dadurch gefördert wird.