Histaminintoleranz – Wechselwirkung mit Arzneimitteln berücksichtigen

Die Diagnose Histamin-Intoleranz (HIT) wird zwar oft vermutet, aber selten rationell gesichert. Meist kann nicht ganz klar unterschieden werden, ob die Symptome nicht doch durch eine grundliegende Allergie verursacht werden. Die Diagnose HIT entsteht daher meist durch ein Ausschlussverfahren.

Auch eine direkte IgE-unabhängige Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen kann zu Intoleranzreaktionen führen. Antibiotika, Muskelrelaxanzien und Opioide können bspw. so einen Histaminanstieg auslösen. NSAR wiederum beeinflussen den Arachidonsäure-Metabolismus, indem sie das Enzym COX hemmen. Dadurch wird bekanntlich die Synthese von Prostaglandinen und Leukotrienen in Richtung der Leukotriene verschoben. Leukotriene stimulieren allerdings die Degeneration der Mastzellen, sodass Histamin vermehrt freigesetzt wird. Kunden, die daher bereits wissen, dass sie an einer Unverträglichkeit gegenüber Histamin leiden, sollten beim NSAR-Konsum vorsichtig sein. Einziger Pluspunkt dabei: Für eine Intoleranz sind weit größere Mengen Histamin nötig als für eine allergische Reaktion. Trotzdem sollte man den Konsum von Schmerztabletten folglich mit einem möglichst großen Zeitabstand zur Nahrungsaufnahme empfehlen.

Üblicherweise wird der Histamin-Abbau von zwei Enzymen gesteuert: innerhalb der Zelle von der Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) durch Methylierung und außerhalb der Zelle oxidativ von der im Darm gebildeten Diaminoxidase (DAO). Beide Enzyme können allerdings eine herabgesetzte Aktivität aufweisen. Diese Enzymschwäche kann genetisch nachweisbar sein, wird jedoch häufiger durch Umwelt- und Nahrungseinflüsse beeinflusst. Alkohol beispielsweise hemmt die DAO eindeutig und blockiert damit den Histaminabbau.

Es gibt eine große Anzahl von Arzneistoffen, die mit dem Histaminstoffwechsel interferieren. Dazu zählen auch OTC-Produkte wie ACC, Ambroxol und nahezu alle NSAR. Eine Ausnahme scheint dabei jedoch Ibuprofen zu spielen, das scheinbar kaum relevante Wechselwirkungen mit dem Histaminstoffwechsel zeigt. Bei den Arzneistoffen gelten vor allem Clavulansäure und Cefuroxim sowie Metamizol als DAO-Blocker. Röntgenkontrastmittel zählen ebenfalls zu den Inhibitoren der DAO.

Therapie der HIT

Die Behandlung der HIT ist unkompliziert und besteht vorwiegend in der Einnahme von Histaminblockern. Daneben kann prophylaktisch das Enzym DAO eingenommen werden. Idealerweise sollte die DAO-Substitution ungefähr 10 Minuten vor Beginn der Nahrungsaufnahme eingenommen werden, sodass sich die DAO im Verdauungstrakt verteilen kann. Die Idee ist, dass dadurch das mit der Mahlzeit eingenommene Histamin bereits in der Nahrung teilweise abgebaut wird, noch bevor es überhaupt vom Körper aufgenommen werden kann. Das DAO-Molekül kann auf Grund seiner Größe natürlich nicht in der Darmschleimhaut aufgenommen werden und wirkt daher per Definition außerhalb des Körpers.

Problematisch bei dieser Substitution ist jedoch, dass das Enzym DAO durch die Magensäure sehr schnell inaktiviert wird. Die Galenik spielt daher bei der Substitution mit diesem Wirkstoff eine besondere Rolle. Bei Schluckschwierigkeit können die Kapseln geöffnet werden, die Kügelchen dürfen jedoch nicht zerkaut werden.

Auch zur Supplementierung mit Vitamin C bei HIT gibt es relevante Daten. Patienten mit Mastzellenerkrankungen weisen signifikant erniedrigte Vitamin-C-Spiegel auf. HIT-Patienten zeigen durch regelmäßige Substitution von Vitamin C weniger Symptome (Jarisch R, Deutscher Allergiekongress, 2013).