Hochblüte für Allergiker:innen

Die meisten Pollenallergiker:innen leiden unter den im Frühjahr fliegenden Pollen. Bei Allergien auf mehrere Pflanzen sind auch Beschwerden über mehrere Monate hindurch möglich. Den Beginn der Frühjahrs-Allergene machen bereits im Februar die Pollen von Erle und Hasel, gefolgt von Birke, Weide, Pappel etc., sobald die Temperaturen weiter steigen. Meist ab Juni ist dann mit einer Belastung durch Gräser- und Getreidepollen zu rechnen. Im Herbst blühen schließlich Beifuß und Ragweed und komplettieren somit den Pollen-Kalender.

Der Heuschnupfen (Pollinosis) ist die Folge einer allergischen Sofortreaktion vom Typ I. Im Rahmen einer allergischen Kaskade reagiert der Organismus auf einen Allergenkontakt (z. B. Pollen, Tierhaare) mit vermehrter Freisetzung von Immunglobulin E. Die IgE-Antikörper wiederum binden an Mastzellen oder basophile Granulozyten, welche in Folge Histamin und andere Mediatoren freisetzen. Die bekannten Symptome sind eine rinnende Nase verbunden mit Juckreiz, Niesattacken und Beschwerden am Auge. In schweren Fällen kann eine allergische Rhinitis in ein allergisches Asthma übergehen, das jedenfalls ärztlich behandelt werden muss.

Kausale Behandlung

Neben der oft schwer praktikablen Allergenkarenz ist die spezifische Immuntherapie die einzige kausale Therapieform. Es ist jedoch empfehlenswert, mit einer Hyposensibilisierung bereits in der kalten Jahreszeit zu beginnen. Neben subkutanen Injektionen stehen vielfach auch sublinguale Behandlungsformen zur Verfügung.

Lokale Behandlung

Gegen leichte Beschwerden sind lokal applizierbare H1-Antihistaminika in Form von Augen- oder Nasentropfen bzw. -sprays empfehlenswert, z. B. Levocabastin, Diphenhydramin oder Azelastin. Als H1-Blocker verdrängen sie Histamin vom Rezeptor und verhindern somit dessen Wirkung. Azelastin wirkt zusätzlich entzündungshemmend und mastzellenstabilisierend, wobei die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen unterbunden wird. Cromoglicinsäure ist ein reiner Mastzellenstabilisator und sollte daher bereits vor Pollenexposition appliziert werden. Wird mit H1-Blockern nur unzureichende Wirkung erzielt, werden alternativ/ergänzend lokale Kortikoide wie Mometason oder Fluticason verordnet. Diese erzielen eine sehr gute antiallergische und ­antiphlogistische Wirkung. Sie sind als topische Arzneimittel ­einzuordnen und daher praktisch frei von systemischen Nebenwirkungen.

Ist die Nasenatmung erschwert, können kurzfristig lokale α-Sym­pathomimetika in Form von Tropfen oder Sprays Abhilfe schaffen. Bekannte Beispiele sind etwa Oxymetazolin, Xylometazolin und Naphazolin. Ihre abschwellende und sekretionshemmende Wirkung ermöglicht eine verbesserte Atmung. Uneingeschränkt empfehlenswert sind Nasensprays oder Spülungen mit Kochsalz oder Meersalz, um die Allergene sanft von der Nasenschleimhaut zu entfernen. Zur Reinigung bzw. Befeuchtung der Augen stehen ebenfalls zahlreiche Produkte zur Verfügung.

Orale Antiallergika

Bei stärkeren Beschwerden bringt eine ausschließlich lokale Behandlung mitunter keine zufriedenstellende Besserung. Orale H1-Antihistaminika blockieren die H1-Rezeptoren und können somit zusätzlich Erleichterung bringen. H1-Blocker der 1. Generation kommen aufgrund ihres hohen Nebenwirkungsprofils selten zum Einsatz. Zu diesen unerwünschten Wirkungen zählen beispielsweise Müdigkeit, aber auch anticholinerge Symptome wie Mundtrockenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Akkommodationsstörungen und Harnretention. Zu den Vertretern der 2. Generation zählen u. a. Cetirizin, Loratadin und Bilastin. Diese Wirkstoffe weisen nur sehr selten die beschriebenen Nebenwirkungen auf. Auch bei Fexofenadin, einem Antihistaminikum der 3. Generation, sind kaum unerwünschte Effekte zu erwarten. Kontraindiziert sind orale H1-Blocker u. a. beim Engwinkelglaukom sowie in der Schwangerschaft und Stillperiode.

Verschiedene Mikronährstoffe können den Körper bei Allergien wirksam unterstützen. Eine wichtige Rolle für die Funktion des Immunsystems spielen insbesondere die Vitamine D und C sowie der Mineralstoff Zink. Die Ascorbinsäure ist außerdem als Cofaktor von Hydroxylierungsprozessen wesentlich am Abbau von Histamin beteiligt. Die prophylaktische Gabe von Kalzium kann ebenfalls nützlich sein, da es die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen vermindert.

Mit Pflanzen gegen Pflanzenpollen

Auch bei allergischen Erkrankungen stellt sich häufig die Frage nach möglichst natürlichen Behandlungsmöglichkeiten. Eine wirksame Option ist der Extrakt aus der Traganthwurzel ­(Astragalus membranaceus), welcher das Immunsystem dabei ­unterstützt, IgG-Antikörper zu produzieren. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Polysaccharide, Tripterpensaponine, Aminosäuren, Fettsäuren und Isoflavonoide. Ratsam ist eine prophylaktische Anwendung, beginnend etwa 4 Wochen vor der erwarteten Allergenbelastung. Die Einnahme sollte zweimal täglich – eine halbe Stunde vor der Mahlzeit – erfolgen. Bei bereits bestehender Symptomatik wird der Extrakt höher dosiert.

Interessant ist die Wirkung von Beta-Lactoglobulin (BLG) aus der Familie der Lipocaline. Es handelt sich dabei um ein spezielles Milchprotein, welches auch Hauptbestandteil der Molke ist und für den so genannten „Bauernhofeffekt“ verantwortlich zu sein scheint. Lipocaline können Mikronährstoffe binden und beeinflussen das Immunsystem positiv. BLG ist in Form von Lutschtabletten erhältlich und wird bereits prophylaktisch empfohlen.

Besonders für Kinder, aber auch in der Schwangerschaft, stellt die Homöopathie eine gute Behandlungsmöglichkeit bei Heuschnupfen dar. Bei Fließschnupfen mit scharfem Sekret ist Allium cepa Mittel der Wahl, bei starkem Juckreiz und Niesanfällen eignet sich Sabadilla. Arsenicum alb. verwendet man bei brennendem Nasensekret, verbunden mit allgemeiner Schwäche. Ist eine genaue Differenzierung der Symptome nicht möglich, greift man am besten auf Komplexmittel zurück. Zur lokalen Applikation stehen auch homöopathische Nasensprays und Augentropfen zur Verfügung.

Die Rolle der Darmflora

Die Bedeutung des Mikrobioms für ein funktionierendes Immunsystem ist bekannt. Ist die Darmflora geschädigt, so kommt es in weiterer Folge zum so genannten „Leaky-gut-Syndrom“: Die Darmwand kann ihre schützende Funktion nicht mehr ausreichend wahrnehmen und wird durchlässig für körperfremde Stoffe. Auch potenzielle Allergene gelangen dadurch vermehrt in den Blutkreislauf. Ein wichtiger Schritt bei diagnostizierter Allergie ist daher eine Sanierung der Darmflora mit spezifischen Probiotika. Auch Präbiotika als Basis für ein optimales Wachstum der physiologischen Keime sind empfehlenswert.