Magnesiumdefizit bei gastrointestinalen Erkrankungen

Über 300 enzymatische Systeme sind auf Magnesium als Kofaktor angewiesen.1 Um sich gut mit Magnesium zu versorgen, ist eine ausgewogene Ernährung notwendig. In bestimmten Lebensphasen jedoch reicht auch eine vollwertige Kost möglicherweise nicht aus, um den Bedarf zu decken. Besonders Probleme mit dem Gastrointestinaltrakt können die Versorgung gefährden, sei es auf direkte oder auf indirekte Weise.
Eine Personengruppe, die gefährdet ist, einen Magnesiummangel zu erleiden, sind Personen mit Diarrhö, Kurzdarmsyndrom oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Länger anhaltende Durchfälle führen zum Verlust des Mineralstoffes über den Stuhl. Im Rahmen von CED kommt es außerdem zu Magnesium-Resorptionsstörungen.2 Die dadurch bedingte häufig auftretende Hypomagne­siämie bei Morbus-Crohn-Patienten wiederum könnte Auslöser einer Aufregulation von proinflammatorischen Faktoren sein, wodurch die Symptome verstärkt ­werden.3 Die Einnahme von Kortikoiden erhöht zudem die renale Magnesiumausscheidung und kann daher ebenfalls den Status beeinträchtigen.2
Auch beim Kurzdarmsyndrom ist die Bedarfsdeckung gefährdet.2 Ein weiterer Faktor für einen Mangel kann Missbrauch von Laxanzien sein.4

Reflux und Magnesiumdefizit

Werden bei einer Refluxerkrankung Protonenpumpenhemmer (PPI) eingenommen, kommt es zur Beeinträchtigung der Aufnahme und Verwertung von Mikronährstoffen, die pH-abhängig aufgenommen und verwertet werden. Hierzu zählt auch Magnesium. Da Magnesium ein knochenwirksamer Nährstoff ist, kann es bei älteren Patienten, die wegen peptischer Magenbeschwerden langfristig mit Säureblockern behandelt werden, zu einem erhöhten Frakturrisiko kommen. PPI können die aktive Magnesiumaufnahme über den Darm beeinträchtigen, wobei sie Ionenkanäle stören, die für den transzellulären Transport wichtig und auch für die Rückresorption über die Nieren verantwortlich sind.5

Risiko im Alter

Ältere Menschen sind eine weitere Personengruppe, die oftmals nicht optimal mit Magnesium versorgt ist. Das liegt nicht nur an der im Schnitt geringeren Aufnahme des Minerals über Nahrungsmittel, sondern auch an einer mit dem Alter abnehmenden intestinalen Absorption. Zusätzlich geht mit höherem Alter mehr Magnesium über den Urin verloren.6


Literatur:

  1. Nationale Institutes of Health, Fact Sheet Magnesium. Auf: https://ods.od.nih.gov/factsheets/Magnesium-HealthProfessional/
  2. Hahn A, Ströhle A, Wolters M, Ernährung, 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016
  3. Naser SA, Abdelsalam A, Thanigachalam S et al., Domino effect of hypomagnesemia on the innate immunity of Crohn’s disease patients. 2014 Aug 15; 5(4):527–535
  4. Elmadfa I, Leitzmann C, Ernährung des Menschen, 6. Auflage. Eugen Ulmer Verlag 2019
  5. Gröber U, Kisters K, Arzneimittel als Mikronährstoffräuber, 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017
  6. Linus Pauling Institute, Magnesium: https://lpi.oregonstate.edu/mic/minerals/magnesium