Mit der Impfung von der Pandemie zur Endemie

Da die Häufigkeit des Kontaktes mit dem Virus in der Bevölkerung – entweder durch Impfung oder durch Infektion – mittlerweile sehr hoch ist1, genügt im Regelfall eine einmalige Impfung mit dem angepassten monovalenten Impfstoff gegen XBB.1.5.

Besonders ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen sollten ihren Impfschutz erneuern; grundsätzlich können aber auch alle anderen, die sich schützen möchten, ab einem Alter von 6 Monaten geimpft werden. Es wird ein Mindestabstand von 6 Monaten (bei Risikopersonen von 4 Monaten) zu einer vorangegangenen Impfung oder Infektion empfohlen.2

Immunantwort nach XBB.1.5-Impfstoff

Doch wie gut funktioniert der angepasste Impfstoff , der im September 2023 zugelassen wurde? Eine kürzlich in Lancet Infectious Diseases publizierte Studie hat die humorale und zelluläre Immunantwort nach einer Impfung mit dem an XBB.1.5 angepassten mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer untersucht. Dafür wurden IgG-Antikörperlevels und neutralisierende Antikörperreaktionen von 65 Personen, die im Gesundheitswesen tätig waren, vor der Impfung sowie nach 8–10 Tagen danach gemessen. Zwei Drittel der Teilnehmer:innen haben zumindest 4 Impfungen erhalten und 82 % berichteten von mindestens einer durchgemachten Infektion mit SARS-CoV-2. Bei allen Proband:innen konnten die IgG-Antikörper signifikant gesteigert werden. Auch bei den neutralisierenden Antikörperreaktionen konnte bei allen untersuchten Varianten eine signifikante Erhöhung beobachtet werden. Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass eine Impfung mit dem an XBB.1.5 angepassten Vakzin sehr wahrscheinlich den Impfschutz gegen alle derzeit zirkulierende Varianten erhöht, darunter die neu aufgetretene BA.2.86-Unterlinie.3 Die als „Pirola“ bezeichnete Variante ist auch laut aktueller Genomsequenzierungen von positiven Proben in Österreich momentan vorherrschend.4

4. Impfdosis reduzierte Ansteckungsrisiko

Dass die COVID-19-Impfung funktioniert, haben umfangreiche internationale Studien bestätigt. Alle zum Einsatz gekommenen Vakzine waren sicher und effektiv, haben viele Menschenleben gerettet und schwere Nachwirkungen wie Long COVID reduziert. Eine Studie der Medizinischen Universität Graz beschäftigte sich nun mit den Vorteilen einer 4. Impfdosis bei Personen, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Die retrospektive Untersuchung an fast 4 Millionen Menschen verknüpfte Daten des epidemiologischen Meldesystems der AGES sowie des COVID-19-Impfregisters und analysierte den Zeitraum von 1. November 2022 bis 30. Juni 2023. Primärer Endpunkt waren COVID-19-Todesfälle, sekundärer Endpunkt Infektionen mit SARS-CoV-2, wobei Personen mit 3 und 4 Impfungen verglichen wurden. In diesem Zeitraum wurden 69 COVID-19-Todesfälle sowie 89.056 SARS-CoV-2-Infektionen registriert.
Im Vergleich zu 3 Impfungen konnte die Infektionsrate mit 4 Impfdosen signifikant reduziert werden; der Schutz ist aber nur vorübergehend und hat nach etwa 3 Monaten wieder abgenommen. Hinsichtlich des Mortalitätsrisikos konnte kein signifikanter Effekt nachgewiesen werden, möglicherweise, da die Sterblichkeit aufgrund von COVID-19 bereits auf einem sehr niedrigen Niveau war. Zweifelsohne aber haben die Impfungen mit den Infektionen dazu beigetragen, dass sich die Pandemie zu einer Endemie entwickelte. Laut den Autor:innen wirft es jedoch für die Zukunft die Frage auf, ob regelmäßige Auffrischungen des Impfschutzes für die gesamte Bevölkerung empfehlenswert sind, speziell wenn vorangegangene Infektionen mit SARS-CoV-2 bekannt sind.5