Nach dem Sommer ist vor dem Vitaminmangel

Im Sommer bietet die Natur eine Fülle an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen – und zwar nicht nur in bunter, sondern auch schmackhafter Form. Beeren in allen Varianten, Kirschen, Zwetschken, Marillen und mittlerweile auch regional kultivierte Melonen – das Angebot an Sommerfrüchten bedient so ziemlich jeden Gusto. Auch der Gemüsegabentisch ist reich gedeckt, sodass selbst empfindliche Gaumen fündig werden. Im Herbst schrumpfen Angebot und Vielfalt merklich. Kürbis stellt eine kleine sexy Ausnahme im Rüben- und Kohlpotpourri. Dabei ist gerade das Herbstgemüse sehr nährstoffreich. Die kulinarische Attraktivität erschließt sich aber nicht jeder Geschmacksknospe.

Produktionsstätte: vor Ort

Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass zwischenzeitlich in so ziemlich jedem Supermarkt und Diskonter ganzjährig das Sommersortiment verfügbar ist. Allerdings wird das außerhalb der Saison aus jenen weit entfernten Ecken der Welt geliefert, in denen gerade sommerliche Zustände herrschen. Der Transport vom Ursprung ins heimische Supermarktregal ist weder besonders umwelt- noch nährstofffreundlich. Die Lagerstabilität der meisten Vitamine ist überschaubar. Außerdem werden die Früchte häufig unreif geerntet, hatten also gar nicht genug Zeit, das volle Nährstoffspektrum auszubilden. Deshalb ist die Tomate aus Costa Rica im Vitalstoffgehalt nicht mit jener aus heimischer Ernte vergleichbar.

Produktionsstätte: im Körper

Es gibt aber noch einen Grund für einen herbstlichen Vitaminmangel – und der ist hausgemacht. Während im Sommer die Vitamin-D-Produktion ganz gut im Autopilotmodus fährt, nimmt die Selbstversorgung im Herbst genauso ab wie die Temperaturen und die Tageslänge.

Die Sonneneinstrahlung ist der unabdingbare Kernfaktor zur körpereigenen Vitamin-D-Synthese. Wenn diese im Herbst geringer wird und wir darüber ­hinaus die Hautfläche, die wir als „Produktionsfläche“ zur Verfügung stellen müssten, lieber in Wollpullover und Daunenjäckchen hüllen, schlittern wir nolens volens in eine Unterversorgung. Diese kann durch Vitamin-D-reiche Lebensmittel (fetter Fisch, Ei, Pilze) kompensiert werden. In der Praxis ist dies aber nur schwer möglich. Der regelmäßig erscheinende Österreichische Ernährungsbericht weist bereits seit Jahren Cholecalciferol als einen der großen Mangelnährstoffe nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Jugendlichen aus.

Produktionsstätte: Pharmaindustrie

Eine genaue Betrachtung des Nährstoffstatus und die Bereitstellung durch Lebensmittel ist daher gerade im Herbst besonders angezeigt. Nicht nur, weil das Angebot schwindet, sondern weil gleichzeitig die Herausforderungen für das Immunsystem steigen. Um gut durch die bevorstehende Erkältungszeit zu kommen, ist eine gezielte Supplementierung von Vitaminen und ­Mineralstoffen für viele Personengruppen (unausgewogene Ernährung, erhöhte Belastung, Stress, schlechtes Immunsystem, Beschäftigung in Betreuungseinrichtungen etc.) eine sinnvolle Empfehlung der Apotheke.

nährstoffreiches ­Herbstgemüse:

  • Kürbis: Betacarotin Vitamin C, E, K, Mg, Fe
  • Rote Rüben: B-Vitamine, Vitamin C, Folsäure, Ca, Ph, K, Mg, Fe
  • Kohlsprossen: Vitamin C (!), Vitamin K, B-Vitamine, K, Zn, Ballaststoffe
  • Grünkohl: Vitamin A, C, K, Carotinoide, K, Ca, Fe, Mg, Omega-3-FS (ALA)
  • Pastinaken: Vitamin C, E, Folsäure, K
  • Sellerie: Carotinoide, Vitamin C, B-Vitamine, K, Fe, Ca, besonders wenige Kalorien
  • Lauch: Vitamin C, B-Vitamine, Ca, Fe, Mg, Mn, Si, Ph, K
  • Mangold: Carotinoide (!), Vitamin C, B-Vitamine, Ca, Mg, Fe

 

nährstoffreiches ­Herbstobst:

  • Apfel: Vitamin C, E, B-Vitamine, K, Ca, Folsäure, Polyphenole, Pektin
  • Birne: Folsäure, B-Vitamine, Fe, K, Cu, I, Mg, Ph, Zi
  • Trauben: B6, Folsäure, OPC, Resveratrol (vor allem in roten)
  • Quitten: Vitamin C, B-Vitamine, K
  • Feigen: Retinol, Biotin, Folsäure, Mg, K, Fe, Ph, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe
  • Brombeeren: Provitamin A (!), Vitamine C, E, B-Vitamine, Anthozyane, hoher Ballaststoffanteil
  • Heidelbeeren: Vitamin C, Folsäure, K, Zi, Fe, Gerbstoffe, Polyphenole