Nährstoffsupplementierung im Tag-Nacht-Rhythmus

Ob Blutdruck, Pulsfrequenz, Körpertemperatur oder Hormonsekretion: Alle diese Körperfunktionen unterliegen einem bestimmten Takt, der genetisch festgelegt ist. Dieser chronobiologische Rhythmus steuert somit auch die Leistungsfähigkeit, Konzentration und sogar unsere Stimmung! Dabei unterliegen die verschiedenen Körperfunktionen unterschiedlichen zeitlichen Rhythmen, wie die Chronobiologie belegen konnte: Die meisten spielen sich im Tag-Nacht-Rhythmus ab (zirkadiane Rhythmen, z. B. Schlaf-wach-Takt), andere laufen zirkamensuell ab (Monatsrhythmus, z. B. Menstruation), wieder andere zirkaannual (Jahresrhythmus, z. B. Winterdepression). Große hormonelle Veränderungen wie sie z. B. im Klimakterium auftreten, können dann dazu führen, dass das ganze „Orchester“ durcheinandergerät. Mit negativen Folgen für das Wohlbefinden.

Gefahr für die Gesundheit

Störungen des chronobiologischen Rhythmus, die so genannte Chronodisruption, können sogar krank machen. So hat z. B. 2007 die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO Schichtarbeit mit Chronodisruption als mögliches Humankarzinogen eingestuft. Auch bei depressiven Patienten finden sich zirkadiane Rhythmusstörungen für verschiedene physiologische Faktoren. Unter anderem kommt es dabei zu Schlafstörungen.

„Auch häufiger/permanenter Distress, zu wenig bzw. gestörter Schlaf (Ein- oder Durchschlafstörungen), keine/zu wenig Ruhephasen, wiederholtes Arbeiten am Wochenende sowie häufiges Überspringen von Zeitzonen können zu Chronodisruption führen. Nimmt die Belastung überhand oder besteht sie über einen längeren Zeitraum und wird nicht durch Erholungsphasen ausgeglichen, gerät unsere innere Uhr aus dem Gleichgewicht. Die Folgen sind gravierend: geringere Belastbarkeit, schlechte Stimmungslage, Nervosität und Schlafstörungen“, erläutert Prof. Dr. Michael Kunze, Leiter des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Wien.

Mit chronobiologischer Unterstützung die Wechseljahre leichter meistern

„Besonders schwierig, die ‚innere Balance‘ zu halten, ist es in Lebensphasen mit psychischen und physischen Belastungen. Dazu gehören bei Frauen hormonelle ‚Extremsituationen‘ wie z. B. das Klimakterium“, erläutert Prof. Dr. Sepp Leodolter, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Wien. „Die damit einhergehenden hormonellen Veränderungen setzen bereits in den Jahren vor der Menopause, in der so genannten Prämenopause, ein und beeinflussen die anderen chronobiologischen Rhythmen im Körper. Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und Schlafstörungen sind mögliche Folgen.“ Eine Wiederherstellung des chronobiologischen Rhythmus kann dazu beitragen, die Wechseljahre besser zu überstehen. Dabei können – neben pflanzlichen Wirkstoffen – auch Mikronährstoffe von Nutzen sein. „Im stressigen Alltag kommt die ausgewogene Ernährung oft zu kurz. Doch viele Mikronährstoffe sind von großer Bedeutung für Belastbarkeit und Ausgeglichenheit, Mangelzustände können negative Folgen wie Unruhe oder Antriebslosigkeit nach sich ziehen“, betont Kunze. So kann eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 und B12 bspw. zur normalen Funktion des Nervensystems und der psychischen Funktionen beitragen. Dies kann zu mehr Ausgeglichenheit und weniger Reizbarkeit führen.

Vitamine und Mineralstoffe für Nerven und Stimmung

Wer dabei auch noch darauf achtet, WANN er diese Nährstoffe zuführt, sorgt für einen zusätzlichen Vorteil. Denn der Organismus hat – wie die Chronobiologie belegt – in der nächtlichen Ruhephase andere Bedürfnisse als in der Aktivphase tagsüber. So wird beispielsweise Vitamin B1 sowohl tagsüber als auch nachts benötigt und unterstützt u. a. die normale Funktion des Nervensystems. Vitamin B2 sollte morgens zugeführt werden, da es auch zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beitragen kann. Kalzium wiederum ist wichtig für die Nervenreizleitung.
Tipp für Ihre Kunden: Am Morgen ausreichend Kalzium zuführen, denn der Nervenreizleitung kommt im stressigen Tagesablauf eine besondere Bedeutung zu.

Den eigenen Takt wiederfinden!

Neben der ausreichenden Zufuhr von Mikronährstoffen kann auch das regelmäßige Wiederholen von Schlafens- und Essenszeiten, Bewegungs- und Ruhephasen etc. dazu beitragen, den inneren Rhythmus wieder zu synchronisieren. Dabei ist Stressreduktion ein wichtiger Eckfeiler. Welche Maßnahmen zur Entspannung führen, ist individuell sehr verschieden. Bewegung sowie gezielte Entspannungseinheiten spielen bei der Stressbewältigung auf jeden Fall eine Schlüsselrolle.

Mikronährstoffe schützen auch das Herz

Ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System ist ein wichtiges Standbein der modernen Gesundheitsprophylaxe. An erster Stelle sollte bei einer diesbezüglichen Beratung immer die Empfehlung einer Lebensstilmodifikation (regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und zu viel Alkohol) stehen. Durch eine gezielte Mikronährstoffsupplementierung kann ein zusätzlicher Beitrag zur „Herzgesundheit“ geleistet werden. Auch hierbei ist der Zeitpunkt der Einnahme von Bedeutung. So sollte z. B. Biotin morgens zugeführt werden, da es den Energiestoffwechsel unterstützt – Ihre Kunden kommen so schwungvoll in den Tag. Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) können – sofern sie in ausreichendem Maße zugeführt werden – zu einer normalen Herzfunktion beitragen. Morgens eingenommen, werden sie besser vertragen.

 

Factbox Chronobiologie

  • Gesteuert werden die chronobiologischen Rhythmen des Körpers über eine zentrale „innere Uhr“, die sich im suprachiasmatischen Nucleus (SCN) im vorderen Hypothalamus befindet (Souetre E et al., Psychiatry Res 1998).
  • Als primärer Synchronisator, also Taktgeber, fungiert das Umgebungslicht, das über das Auge aufgenommen und als elektrischer Reiz an den SCN gemeldet wird. So übt der Tag-Nacht-Impuls einen regulierenden Einfluss aus.
  • Der SCN enthält nicht nur die höchste Serotoninkonzentration im Gehirn, sondern steuert auch die tagesrhythmische Freisetzung des Melatonins. Zudem erhält er über die Melatoninrezeptoren Rückmeldungen über die Menge des zirkulierenden Melatonins.
  • Neben Licht und Melatonin gibt es noch weitere, allerdings schwächere Taktgeber für die chronobiologischen Rhythmen, dazu gehören u. a. die Nahrungsaufnahme und körperliche Bewegung.