Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Beratung verkürzt Leidensweg

Ein wichtiger Punkt beim Thema Unverträglichkeiten ist sicherlich die Unterscheidung zwischen Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen, werden diese doch regelmäßig von Laien verwechselt. Allergien sind durch IgE bzw. IgG vermittelte Überempfindlichkeitsreaktionen auf bestimmte Bestandteile der Nahrung, wie z. B. Erdnüsse, Soja oder Hühnereiweiß. Bei Nahrungsmittelintoleranzen hingegen liegt ein Enzymmangel bzw. eine Inaktivität bestimmter Enzyme vor.
Die Symptomatik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist häufig sehr unspezifisch und reicht von verschiedenen Verdauungsbeschwerden, wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung, bis hin zu Kopfschmerzen, Schwindel und Hitzewallungen. Aus diesem Grund werden Nahrungsmittel als Auslöser der Symptome oftmals nicht in Betracht gezogen, sondern vielmehr Stress, schlechte Essgewohnheiten oder Infekte für die Beschwerden verantwortlich gemacht.
Liegt tatsächlich eine Lebensmittelunverträglichkeit vor, so handelt es sich um wiederkehrende Symptome, die speziell nach bestimmten Mahlzeiten auftreten und unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelintoleranz hilft das Schreiben eines Ernährungstagebuchs, in dem man alle Speisen, Getränke und eingenommenen Arzneimittel notiert, inklusive aller auftretenden Beschwerden. Im Idealfall werden auch die Uhrzeiten festgehalten, damit es im Anschluss leichter fällt, die Symptome mit dem jeweiligen Nahrungsmittel in Zusammenhang zu bringen. Vermutet man im Kundengespräch eine zugrunde liegende Nahrungsmittelunverträglichkeit, so sollte dem Kunden unbedingt ein Besuch bei einem Gastroenterologen angeraten werden. Auch eine diätologische Beratung ist hilfreich, um dem Betroffenen den zukünftigen Umgang mit seiner Unverträglichkeit zu erleichtern.

Häufigkeiten und Gegenmaßnahmen

Ungefähr 3–4 % der westlichen Bevölkerung leiden an Histaminintoleranz, wobei es sich hier zum Großteil um Frauen ab dem 40. Lebensjahr handelt. Laktose können rund 16 % der Europäer nicht ausreichend abbauen, und an Fruktosemalabsorption (nicht mit Fruktoseintoleranz zu verwechseln), die häufig in Kombination mit Laktoseintoleranz auftritt, leiden immerhin fast 20 %. Der einfachste Weg, um die Symptome in den Griff zu bekommen, ist sicherlich das Weglassen der auslösenden Nahrungsmittel. Dies ist allerdings nicht immer sinnvoll, da es zu Fehlernährung mit Nährstoffmängeln kommen kann. Abgesehen davon ist der Verzicht auf geliebte Speisen wie Pizza mit Tomatensauce, Käse, Joghurt, Speiseeis, Obst oder auch Rotwein und Sekt oftmals sehr frustrierend. Eine gute und vor allem nebenwirkungsfreie Alternative ist die Einnahme des jeweiligen, für den Abbau verantwortlichen Enzyms (Diaminoxidase, Xylose-Isomerase, Laktase).

Vorsicht bei bestimmten Arzneimitteln

Aufpassen sollte man bei Personen mit Intoleranzen bei bestimmten Arzneimitteln. So sind Präparate mit Apfelpektin gegen Durchfall oder Abführmittel auf Fruchtbasis nicht für Kunden mit Fruktoseintoleranz oder -malabsorption geeignet, genauso wenig wie Kaugummis mit Xylit und einige mit Saccharose gesüßte Husten- und Antibiotikasäfte, die bei großer Einnahmemenge Beschwerden verursachen können. Arzneimittel wie Ambroxol, ACC, Clavulansäure und Metoclopramid, welchedie Aktivität der Diaminoxidase (DAO) herabsetzen, verstärken die Symptome einer Histaminintoleranz. Müssen diese zwingend eingenommen werden, so mildert die begleitende Einnahme von DAO die histaminbedingten Beschwerden.

Ein viel diskutiertes Problem an der Tara ist der Laktosegehalt von Tabletten und Kapseln bei Kunden mit Laktoseunverträglichkeit. Mehrere Studien haben jedoch gezeigt, dass auch schwer laktoseintolerante Personen eine geringe Menge an Laktose symptomfrei verstoffwechseln können. Weiters ist die mit Arzneimitteln aufgenommene Laktosemenge im Normalfall sehr klein (meist unter 1 g/Tag). Tatsächlich spielt also der Laktosegehalt von Arzneimitteln nur bei sehr großen, mehrmals täglich eingenommenen Tabletten/Kapseln eine merkliche Rolle.


Literatur:

  • Montalto M, Gallo A, Santoro L, D’Onofrio F, Curigliano V, Covino M, Cammarota G, Grieco A, Gasbarrini A, Gasbarrini G, Low-dose lactose in drugs neither increases breath hydrogen excretion nor causes gastrointestinal symptoms. Aliment Pharmacol Ther 2008; 28:1003–12
  • Eadala P, Waud JP, Matthews SB, Green JT, Campbell AK, Quantifying the „hidden“ lactose in drugs used for the treatment of gastrointestinal conditions. Aliment Pharmacol Ther 2009; 29:677–87
  • Laktoseintoleranz: Laktose in Arzneimitteln – kann das zu Beschwerden führen? DAZ 1998, 17:24