Neues Start-up bringt in Wien Medikamente mit dem Rad

Mit „Pluz Care“ startet in Wien ein neuer Apothekenlieferdienst. Über das Express-Zustellservice können zu den regulären Öffnungszeiten der Apotheken online rezeptfreie Medikamente, Pflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel bestellt werden. Diese werden dann innerhalb einer Stunde per Fahrradbote an die Kundinnen und Kunden geliefert – ab einem Bestellwert von 35 Euro sogar versandkostenfrei. Hinter dem Lieferdienst „Pluz Care“ steckt das Start-up-Studio „trive studio“, das in den nächsten vier Jahren acht Start-ups in Österreich gründen und ausbauen möchte. Eines davon ist der Lieferdienst „Pluz Care“, wo „trive studio“ – wie auch bei anderen Projekten – anfangs das Kernteam stellt. CEO Lena Hödl, MSc, zeigt sich zuversichtlich: „Wir haben mit ‚trive studio‘ bereits Investorinnen und Investoren im Hintergrund, die an das Projekt glauben. Wir sind gerade auf der Suche nach strategischen Partnerschaften aus den für uns relevanten Bereichen: Gesundheits- und Pflegeprodukte sowie Pharmabranche.“ Erster Apothekenpartner ist die Linden-Apotheke im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals, die über die notwendige Registrierung als Versandapotheke verfügt. Konzessionär Mag. pharm. Viktor Hafner sieht in dem Service eine „große Chance“ für die Apotheken, weiterhin am Markt und mit den Kundinnen und Kunden in Kontakt zu bleiben. Derzeit werden alle Wiener Bezirke westlich der Donau beliefert.

Qualitätssicherung im Fokus

„Wir haben unser Produkt gemeinsam mit Apotheken erarbeitet und planen, dieses auch weiter mit Apothekerinnen und Apotheker zu verbessern. Es geht uns darum, eine faire und spannende Lösung zu schaffen, die für alle einen Vorteil bringt“, erklärt Lena Hödl, die auch als Geschäftsführerin und Gründerin von „Pluz Care“ fungiert. Werden Produkte über die „Pluz Care“-Website bestellt, kann telefonisch oder über WhatsApp mit der Apotheke Kontakt aufgenommen und Beratung in Anspruch genommen werden. Weiters seien auch Video-Telefonate geplant, diese seien derzeit allerdings technisch noch nicht möglich. Nicht nur bei der Beratung, auch bei der Lieferung der Produkte wird auf Qualitätssicherung geachtet: Die Fahrradboten verwenden speziell isolierte Rucksäcke, um den korrekten Transport der Arzneimittel und Produkte zu gewährleisten. Im Sortiment befinden sich derzeit 700 Produkte, wobei die umsatzstärksten ausgewählt wurden. Je nach Nachfrage solle ­das Angebot laufend erweitert werden. Bislang waren die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden „fantastisch“, freut sich Hafner.

Erweiterung des Angebots

In den nächsten Monaten will „Pluz Care“ schrittweise weitere Apotheken in Wien an Bord holen. Gespräche mit anderen Versandapotheken laufen bereits, es habe viel positives Feedback gegeben. Ziel seien zumindest sieben weitere Apothekenpartner in der Bundeshauptstadt, um einerseits die Logistik zu optimieren und andererseits die verbleibenden Bezirke Floridsdorf und Donaustadt zu erschließen. Man möchte flächendeckend präsent sein und legt Wert darauf, Lieferwege und Zustelldauer so kurz wie möglich zu halten. Mittelfristig will „Pluz Care“ auch in anderen Städten in Österreich an den Start gehen – geplant ist, spätestens Mitte dieses Jahres zu entscheiden, wann welche Städte dazukommen sollen. Auch die Lieferzeiten sollen in Zukunft ausgeweitet werden.

Kooperation mit lokalen Apotheken

Im Fokus steht für das Team von „Pluz Care“ Kooperation anstatt Wettbewerb mit den niedergelassenen Apotheken. „Den Apotheken bringen wir Zusatzgeschäft und eine Antwort auf die wachsende Dominanz der Online-Giganten“, meint Hödl. Der Online-Handel sei während der Pandemie durch die Decke gegangen, vor allem der sogenannte „Quick Commerce“ – die zeitnahe Lieferung von im Internet bestellen Produkten – habe überdurchschnittlich stark zugelegt. Für Konsumentinnen und Konsumenten biete man „eine schnelle Lieferung zu regulären Apothekenpreisen“, für die Apotheken eine Lösung, die von Online-Giganten wie Shop Apotheke schwer kopierbar sei, da sie die örtliche Nähe voraussetzt. Finanziert wird das Service über die Lieferkosten sowie ein Provisionsmodell bei den Umsätzen. Viktor Hafner von der Linden-Apotheke sieht außerdem einen Vorteil darin, dass auch die Apotheke selbst den Kundinnen und Kunden ein Botenservice anbieten kann. Es kann also nicht nur über die Website von „Pluz Care“, sondern auch direkt über die Apotheke bestellt werden.

Lohnende Investition

Auch der Österreichische Apothekerverband sieht in derartigen Online-Plattformen eine Chance für den österreichischen Apothekenmarkt: „Die Zustellung von Arzneimitteln kann bei der Versorgung der Bevölkerung ein wichtiges Werkzeug sein, und es freut uns, wenn unsere Analysen breiten Zuspruch erhalten. Im Apothekerverband arbeiten wir gerade an einer Plattform, die genau das ermöglichen soll. Unser Fokus liegt dabei aber auf einem flächendeckenden Angebot, das sich nicht allein auf die urbanen Zentren konzentriert. Wir schaffen eine Plattform, bei der sich alle Apotheken, auch jene im ländlichen Raum, zu gleichen Bedingungen einklinken können – ohne dass dabei kostenpflichtige Dritte dazwischengeschaltet werden“, heißt es auf Anfrage der Apotheker Krone.

Lena Hödl und ihr Team haben mit Viktor Hafner den ersten Apotheker an Bord.