Prävention – Vorreiter und Schlusslicht

Frauengesundheit und Prävention lautet das Fokusthema dieser Ausgabe. Exemplarisch werden  einzelne gesundheitsrelevante Aspekte behandelt, die mit Frauengesundheit assoziiert sind.

Frauen und Männer haben unterschiedliche Gesundheitsrisiken, aber auch unterschiedliche Möglichkeiten und Ressourcen zur Krankheitsbewältigung. Krankheiten manifestieren sich zum Teil mit unterschiedlichen Symptomen. Zu den medizinischen Aspekten kommen  unterschiedliche sozioökonomische Belastungsfaktoren, die  genderspezifische Gesundheitsaspekte determinieren. Gesundheit im weiteren Sinn wird eben nur zum Teil durch die medizinischen Errungenschaften ermöglicht und kann auch nur zu einem Teil über Motivation, Beratung und Awareness-Strategien gefördert werden. Wichtige Einflussfaktoren wie psychosoziale und sozioökonomische Aspekte müssen mitberücksichtigt werden. Um Gesundheitsförderung nachhaltig zu verankern, bedarf es integrierter  gesundheitspolitischer Konzepte und eines politischen Willens.

Was in Hinblick auf Prävention und Gesundheitsförderung alles möglich ist, sofern der entsprechende politische Wille zur Umsetzung da ist, zeigen die Erfolge des einen oder anderen historischen Beispiels:

Österreich war, was die Kindersterblichkeit betraf, bis Mitte der 1970er-Jahre Schlusslicht im westlichen Europa. Durch die Einführung des Mutter-Kind-Passes – gekoppelt an die entsprechenden Incentives – konnte die Kindersterblichkeit innerhalb von fünf Jahren halbiert werden, gleichzeitig wurde damit auch ein Meilenstein der Vorsorgemedizin in Hinblick auf Frauengesundheit gelegt (siehe Interview Seite 10).

Schlusslicht war Österreich auch in diesem Jahrhundert, als die Etablierung der HPV-Impfung, obwohl maßgeblich in Österreich entwickelt, 2007 verabsäumt wurde. Ein HTA-Gutachten, das den Nutzen ökonomisch quantifizieren sollte und dem man politisch folgte, ließ viele Aspekte in der Bewertung außer Acht und verhinderte für Jahre die Etablierung der Impfung. Mittlerweile wurde das Potenzial von Primärprävention auch politisch erkannt, und Österreich hat sich – durch die 2013 erfolgte Aufnahme in das Impfprogramm für Mädchen (und Buben!) – zum Vorreiter gewandelt. Die HPV-Impfung ist heute auch für Österreich ein Paradebeispiel für erfolgreiche Primärprävention.

Gesundheitsförderung und Prävention funktionieren also dann, wenn man sie politisch will.
Wenn man sie nicht will, eben nicht.

Wie beim Rauchen. Da ist Österreich wieder einmal Schlusslicht …

Susanne Hinger