Rasche Hilfe bei Reflux

Die gastroösophageale Refluxerkrankung zeigt sich mit einer Vielzahl an Symptomen. Neben typischen Beschwerden wie Sodbrennen und saurem Aufstoßen sind auch atypische Symptome, die zunächst nicht unbedingt mit einem Reflux in Verbindung gebracht werden, weit verbreitet. Nicht selten klagen Patienten über Reizhusten, vermehrten Speichelfluss, Mundgeruch, vermeintliche Halsschmerzen oder Globusgefühl im Hals. Sogar Schmerzen in der Herzgegend und Zahnschäden können auf einen Reflux zurückzuführen sein.
Meist sind mehrere Faktoren ursächlich an der Entstehung einer Refluxerkrankung beteiligt. Am häufigsten liegen ein Überschuss an Magensäure oder eine Tonusstörung des unteren Ösophagussphinkters vor, wodurch es zu einer Schleimhautreizung kommt. Weiters sind Adipositas, Nikotinabusus, Alkoholkonsum, falsche Ernährung oder auch eine Beeinflussung des Ösophagussphinkters durch bestimmte Arzneimittel zu nennen. Dazu zählen beispielsweise Kalziumkanalblocker und Theophyllin. Gelegentliches Sodbrennen ist meist auf Diätfehler zurückzuführen und kann sehr gut selbst behandelt werden. Treten die Beschwerden häufiger beziehungsweise regelmäßig auf, so ist zur genaueren Abklärung jedenfalls ein Arztbesuch ratsam. Auch Reflux beziehungsweise Sodbrennen in der Schwangerschaft sollte bei erstmaligem Auftreten ärztlich abgeklärt werden.

Leichte Beschwerden sind mit Hilfe von Antazida rasch in den Griff zu bekommen. Alkalische Verbindungen wie CaCO3, MgCO3 oder Speisesoda (NaHCO3) neu­tralisieren die überschüssige Magensäure und lindern die Beschwerden. Al(OH)3, Mg(OH)3 und Sucralfat wirken ebenfalls säurebindend und bilden außerdem einen viskösen Schutzfilm über die empfindliche Magenschleimhaut. Auch Kieselsäuregele wirken säurebindend und bilden einen wirksamen Schutzfilm. Sehr effektiv sind die so genannten Schichtgitterantazida Magaldrat und Hydrotalcit. Die Freisetzung des Wirkstoffes ist säureabhängig und kommt ab einem pH-Wert von 5 zum Stillstand. Damit ist gewährleistet, dass nur überschüssige Magensäure neutralisiert wird. Nicht verbrauchter Arzneistoff verbleibt als „Reserve“ im Magen und ermöglicht somit einen lang anhaltenden Effekt.

Rein physikalisch wirken Alginate, die aus der Alge Laminaria hyperborea gewonnen werden. Sie bilden bei Kontakt mit der Magensäure Alginatketten, die durch Kalzium zusätzlich verstärkt werden. Die so entstandene Gelschichte legt sich als schützende Barriere über den Mageninhalt. Auf diese Weise wird praktisch nebenwirkungsfrei das Aufsteigen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre verhindert.

Ein anderes Wirkprinzip haben Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Diese blockieren die H+/K+-ATPase (Protonenpumpe), wodurch die Säureproduktion im Magen reduziert wird und der pH-Wert steigt. Zur kurzfristigen Anwendung sind Omeprazol und Pantoprazol rezeptfrei erhältlich. Eine längerfristige Einnahme von PPI sollte auf Grund des Nebenwirkungspotenzials immer hinterfragt werden. H2-Blocker wie beispielsweise Ranitidin reduzieren die Magensäureproduktion durch kompetitive Verdrängung des Histamins von den Belegzellen. Auch bei dieser Arzneimittelgruppe ist auf mögliche Wechselwirkungen (zum Beispiel mit Theophyllin, Ketoconazol, Glipizid) zu achten.

An erster Stelle der pflanzlichen Optionen ist die Kamillenblüte (Flos Chamomillae) zu nennen. Die beliebte Arzneipflanze bewährt sich schon seit vielen Jahrhunderten zur Behandlung von Magen- und Darmbeschwerden. Ihr ätherisches Öl enthält Chamazulen und α-Bisabolol, die sehr gute entzündungshemmende Wirkung zeigen. Sehr effektiv sind außerdem Käsepappelblätter (Folium Malvae), die vor allem reizlindernd wirken. Melissenblätter (Folium Melissae) zeigen eine spasmolytische und beruhigende Wirkung auf die gereizte Magenschleimhaut. Auch die Eibischwurzel (Radix Althaeae) beruhigt den Magen. Die Schleimdroge wird für eine halbe Stunde kalt angesetzt (2 Teelöffel auf 250 ml Wasser) und anschließend lauwarm getrunken. Ebenfalls sehr wirksam bei Sodbrennen ist die Süßholwurzel (Radix Liquiritiae) mit dem Hauptinhaltsstoff Glycyrrhizin. Dieser bewirkt eine verminderte Magensaftproduktion sowie eine reduzierte Pepsinaktivität. Diskutiert werden auch hemmende Effekte der Glycyrrhetinsäure auf Helicobacter pylori.

Eine weitere wirksame Arzneipflanze ist die bittere Schleifenblume. Besonders in Kombination mit Angelikawurzel, Kamillenblüten, Mariendistelfrüchten, Schöllkraut, Süßholzwurzel, Melissen- und Pfefferminzblättern wirkt diese unter anderem entzündungshemmend, hemmt die Magensäurebildung und reguliert eine gestörte Motilität. Nicht empfehlenswert ist ­hingegen reiner Pfefferminztee bei Reflux­erkrankungen. Die Minze übt eine relaxier­ende Wirkung auf den unteren Ösophagussphinkter aus und kann somit einen Reflux sogar fördern.

Aus der Homöopathie kann Nux vomica empfohlen werden, wenn die Beschwerden vor allem morgens als Folge von Stress beziehungsweise übermäßigem Genuss von Alkohol, fettem Essen, Kaffee oder Nikotin auftreten. Bei nervösen Beschwerden ist an Argentum nitricum zu denken, bei brennenden Schmerzen ist Phosphor Mittel der Wahl. Tritt zusätzlich auch ein Kältegefühl im Magen auf, wird Capsicum gegeben.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Eine Änderung des Lebensstils hilft vielen Patienten, wieder Beschwerdefreiheit zu erlangen. Neben einer entsprechenden Umstellung des Ernährungsverhaltens sollte vor allem der Alkohol- und Nikotinkonsum reduziert werden. Das Führen eines Ernährungstagesbuches hilft dabei, die individuell verträglichen Lebensmittel besser zu eruieren.

Bei bestehender Adipositas ist eine kontinuierliche Gewichtsreduktion anzustreben – idealerweise verbunden mit einer langfristigen Ernährungsumstellung. Durch das Übergewicht besteht ein erhöhter Druck auf den unteren Ösophagussphinkter, wodurch ein Reflux begünstigt wird.

Ähnlich wirkt sich übrigens auch zu enge Kleidung aus, die ebenfalls einen Druck auf den Magen beziehungsweise den unteren Ösophagussphinkter ausübt. Durch eine gezielte Gewichtsabnahme sowie lockere Kleidung wird dieser Druck reduziert. Viele Patienten profitieren von einer Erhöhung des Speichelflusses, da der Speichel eine säureneutralisierende Wirkung aufweist.

Vor allem bei nächtlichem Reflux empfiehlt sich das Hochlagern des Oberkörpers während der Nacht. Dies erfolgt am besten durch ein höhenverstellbares Kopfteil des Bettes oder mit Hilfe zusätzlicher Pölster. Auch auf späte Mahlzeiten ist in diesem Fall zu verzichten. Die letzte Mahlzeit sollte spätestens 2 Stunden vor dem Schlafengehen erfolgen.

Nicht selten werden Magenbeschwerden auch durch Stress begünstigt. Regelmäßige Ruhepausen in abgeschirmter Umgebung unterstützen daher eine Behandlung. Dazu zählt auch die Einnahme der Mahlzeiten zu fixen Zeiten in ruhiger Atmosphäre.