Schlafstörungen – (k)eine müde Sache

Dass Schlaf kein gleichförmiges Ereignis ist, ist hinlänglich bekannt. Ein Schlafzyklus dauert etwa 90 Minuten, und wir durchleben jede Nacht 4–6 solcher Zyklen. Die Schlaftiefe nimmt mit Fortschreiten der Schlafdauer ab. Täglich oder besser gesagt nächtlich verschlafen wir etwa 7–9 Stunden, wobei sich der Bedarf im Laufe des Lebens ändern kann. Außerdem darf gerade bei älteren Personen die tagsüber als „Mittagsschlaferl“ verbrachte Zeit nicht außer Acht gelassen werden. Auch der „Fernsehschlaf“ kann von der nächtens erwarteten Schlafdauer subtrahiert werden. Außerdem nimmt mit dem Alter die Tiefschlafphase ab, dafür leider die Anzahl der Wachphasen während der Nacht zu.

Ursachen beseitigen

Generell sind daher Schlaflosigkeit oder gestörte Schlafzyklen vor allem in der fortgeschrittenen Lebensphase kein Grund zur Beunruhigung, sollten aber jedenfalls ernst genommen werden. Etwa ein Viertel aller Österreicher leidet an Schlaf- bzw. Durchschlafstörungen. Dabei gilt es vorrangig, der Ursache auf den Grund zu gehen. Diese kann nämlich vom Problemgrübeln über Schmerzen oder Krämpfe im Bewegungsapparat bis hin zu Schlafwandeln reichen. Außerdem kann die Quelle der unruhigen Nächte auch auf der Nachbarmatratze (Schnarchen), am Nachtkasterl (heller Wecker) oder generell im Schlafzimmer (zu warm, schlechte Luft etc.) zu finden sein.

Baldrian und Co

Um eine Einschlafstörung handelt es sich, wenn die Einschlafzeit mehr als 30 Minuten beträgt. Tritt ein vorzeitiges Erwachen nach weniger als 6 Stunden und das häufiger als 3-mal pro Woche auf, spricht man von Durchschlafstörungen. Mittel der ersten Wahl sind meist Kräutertees oder Präparate mit Pflanzenextrakten. Baldrian, Hopfen und Passionsblume helfen sowohl bei Ein- wie auch bei Durchschlafstörungen.

Bei nervösen Unruhezuständen und Ängsten können auch Melisse und Lavendel gute Dienste leisten. Letzterer wird sowohl oral als auch aromatherapeutisch als ätherisches Öl erfolgreich eingesetzt. Auch Johanniskraut ist durchaus bei Schlafschwierigkeiten indiziert. Es macht zwar nicht müde, kann aber durch seine ausgleichende Wirkung auf Körper und Seele die Nachtruhe verbessern. Dabei ist in der Beratung allerdings auf die zahlreichen Wechselwirkungen wie auch die Photosensibilisierung hinzuweisen.

Alternative: Homöopathie

Auch die homöopathische Abteilung hält eine Fülle von Möglichkeiten bereit: Während Avena sativa bei mannigfaltigen Ursachen zum Einsatz gebracht wird, ist Coffea vor allem bei überreizten, „aufgedrehten“ Kindern wie auch Erwachsenen zu empfehlen. Datura Stramonium hilft bei Furcht im Dunkeln und hat sich daher bei Kleinkindern sehr bewährt. Scutellaria lateriflora beruhigt vor allem die geistige Aktivität, Zincum isovalerianicum hingegen wirkt vor allem bei körperlicher Unruhe. Wer gerne auf Schüssler-Salze vertraut, kann Nr. 2 Calcium phosphoricum als entspannendes und entkrampfendes Mittel, Nr. 7 Magnesium phosphoricum generell bei Schlafstörungen und Nr. 14 Kalium bromatum vor allem bei Störungen im Bereich der Nerven einsetzen.

„Echtes“ Schlafmittel

Im rezeptfreien schulmedizinischen Bereich steht Diphenhydramin als Vertreter der H1-Blocker zur Verfügung. Dieses hat mittlerweile seine Bedeutung als Antiallergikum stark eingebüßt und wird hauptsächlich wegen seiner sedierenden, schlafanstoßenden „Nebenwirkung“ eingesetzt. Vorsicht ist bei der Kombination mit zentral­wirksamen (rezeptpflichtigen) Schmerzmitteln und Alkohol sowie bei Leberfunktionsstörungen und Magen-Darm-Ulzera geboten. Als Nebenwirkungen können Verstopfung und Miktionsstörungen auftreten. Die Einnahme soll rechtzeitig etwa 1 Stunde vor dem gewünschten Einschlafen erfolgen und die Einnahmezeit auf etwa eine Woche begrenzt sein. Eine Kombination mit pflanzlichen Sedativa wird als nicht sinnvoll erachtet. Generell sollte bei Schlafproblemen immer versucht werden, die Ursache abzuklären. Wenn die Schlafstörungen trotz Selbstmedikation nicht zufriedenstellend in den Griff zu bekommen sind, länger als 4 Wochen andauern, nach Absetzen des Arzneimittels erneute Probleme auftreten oder aber der Verdacht auf Missbrauch besteht, muss an den Arzt weiterverwiesen werden.

 

Regeln zur Schlafenszeit – Schlafhygiene:
  • Regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten einhalten!
  • Den Abend ruhig ausklingen lassen und entspannend gestalten!
  • Nicht nachts wach im Bett liegen bleiben! Aufstehen – leichte Beschäftigung bis Schläfrigkeit ­eintritt – evtl. wiederholen
  • Tagsüber kein Nickerchen machen!
  • Regeln zur Schlafumgebung
  • Schaffung optimaler Schlafbedingungen, angenehmes Raumklima, wenig Licht, kein Lärm, bequemes Bett
  • Zubettgehen mit Ritual verbinden (Abendspaziergang, Musik hören)!
  • Schlafzimmer und Bett nur zum Schlafen nutzen
  • Nur im eigenen Bett schlafen! Vermeiden Sie, nachts auf die Uhr zu sehen! Wecker unter das Bett stellen
  • Vermeiden Sie stimulierende Genüsse (Koffein, Nicotin)!
  • Belasten Sie nicht den Magen! Abends keine schwer verdaulichen Mahlzeiten und nicht hungrig ins Bett gehen!
  • Bleiben Sie in Bewegung! Täglich ca. 30-minütige körperliche Aktivität (Gartenarbeit, Laufen), allerdings nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen