Still und unspezifisch: die nichtalkoholische Fettleber

Bis zu 30 % der Menschen in den westlichen Industrieländern sind von einer Fettleber, die nicht durch Alkohol entstanden ist, betroffen – und viele wissen es oft gar nicht. Zu Beginn bleibt die Erkrankung oft ohne Symptome. Sie äußert sich in manchen Fällen unspezifisch wie etwa durch ein Druck- oder Völlegefühl im rechten Oberbauch. Doch wer denkt hier schon an ein Leber­problem, vielmehr sucht man wohl die Ursache in einem üppigen Essen oder einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Daher gilt es, das Bewusstsein für die Problematik in der Bevölkerung zu schärfen, damit die Betroffenen rechtzeitig ihr Leben umstellen können, bevor es zu Folge­erkrankungen kommt.

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD = non-alcoholic fatty liver disease) ist eine morphologische Veränderung der Leberzellen aufgrund von übermäßigen Fetteinlagerungen. In Stadium 1 kommt es zur einfachen Verfettung von mehr als 5 % der Leberzellen, man spricht von Steatose. In Stadium zwei sind mehr als 50 % der Leberzellen verfettet. Schlussendlich kommt es zur entzündeten Fettleber, bezeichnet als NASH (non-alcoholic steatohepatitis). Meist geht eine NAFLD mit Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Insulinresistenz oder Diabetes einher. Welche Faktoren dazu führen, dass sich eine Fettleber entzündet, und damit zu einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen wird, ist nicht abschließend geklärt. Statistiken zeigen aber, dass 5 bis 20 % der Patienten eine entzündete Leber entwickeln.*

Die nichtalkoholische Fettleber wird oft auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet. Hyperkalorische Ernährung gepaart mit wenig Bewegung führen zu Stoffwechselveränderungen. Alkohol erhöht dabei das Risiko der Entstehung der Krankheit, ist aber in diesem Fall nicht der Auslöser. Unabhängig davon, welche genaue Ursache im Lebensstil vorliegt, sind Ernährungsmuster für den Verlauf der Krankheit verantwortlich. Genau dort kann man ansetzen. Zwar gibt es keine spezifischen Ernährungsmuster, von denen man mit Sicherheit behaupten könnte, sie seien schuld an der NAFLD, aber es gibt in jedem Fall Optimierungsmöglichkeiten. Der Fruktose als Süßungsmittel in Sirupen, Getränken und Naschereien, dürfte eine bedeutende Rolle zukommen. Achtung deshalb bei Maissirup als Zutat in Lebensmitteln – dieser ist reich an Fruktose. Das Kohlenhydrat wird zum größten Teil in die Leber transportiert. Dort erfolgt der Abbau unabhängig vom Insulin. Die Fettverbrennung wird allerdings gehemmt, die Fettsynthese gefördert. Sollte Übergewicht bestehen, dann zeigen Daten, dass bereits eine Reduktion von 3 bis 7 % des Körpergewichts bei einer nichtentzündeten Fettleber zu einer Verbesserung der Leberfunktion führen kann. Auch zu Formula-Diäten gibt es positive Studienergebnisse.*

Wichtig ist es natürlich auch, Patienten zu vermehrter körperlicher Aktivität anzuregen. Zielwerte sind dabei abhängig vom Herz-Kreislauf-Status des Patienten und sollten mit 20–30 Minuten kombiniertem Ausdauer- und Muskelaufbautraining 2- bis 3-mal pro Woche starten. Außerdem nicht zu unterschätzen ist Alltagsbewegung: vermehrtes Stiegensteigen, kleine Strecken zu Fuß statt mit dem Auto, wenn möglich eine Busstation früher aussteigen und zu Fuß weitergehen. Aus Interventionsstudien weiß man, dass gesteigerte Bewegung eine Leberzellverfettung unabhängig von der Ernährungsumstellung reduzieren kann.*

Auch verschiedene Interventionen hat man gegenübergestellt. So erfolgt die Entfettung der Leber durch eine kohlenhydratreduzierte Kost (weniger als 50 % Energieanteil) deutlich effektiver als durch eine fettreduzierte Diät. Das gilt sogar, wenn durch die Reduktion der Kohlenhydrate vorerst kein Gewicht verloren wird. Eine Begrenzung der Kohlenhydratzufuhr auf rund 40 % der Tagesenergiezufuhr kann den Leberfettgehalt senken und die Insulinsensitivität verbessern. Daher gilt auch, Weißmehlprodukte, Pasta, zuckerhaltige Produkte und Fruchtmilchprodukte zu meiden.* Vorsicht auch bei Fertigprodukten, in denen Fruktose gerne einmal als Süßungsmittel eingesetzt wird. Erfrischungsgetränke mit Fruktose statt Glukose werden in der Werbung oft als „gesünder“ ausgelobt. Kaum ein Lifestyle-Drink, der noch Glukose enthält – Fruktose ist hip, jung und hält schlank. Dies sollte vom Gesetzgeber rasch thematisiert werden, denn diese Getränke sind natürlich keineswegs gesünder. Was sollte nun häufig am Speiseplan stehen? Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, fettarme ungesüßte Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch oder vegetarische Alternativen wie Tofu. Vorsicht gilt bei äußerst süßem Obst. In Magazinen oder im Internet sind viele Berichte zu lesen, die Obst als gesund für die Leber anpreisen. Für einige Sorten mag das gelten, nicht aber für besonders fruchtzuckerreiche. Daher: Finger weg von Trauben und Bananen, wenn eine Fettleber besteht.

Literatur:
* Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2016