Die Darmpassage in der Schwangerschaft fördern

Schätzungen zufolge leiden 15 % aller Frauen und 5 % aller Männer dauerhaft unter Verstopfung. Allerdings kann man von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgehen.1 Viele Betroffene melden sich nicht, aus Scham über die Problematik zu sprechen. Andere führen im Selbstversuch Maßnahmen durch, die nicht abgeklärt werden. Hier ist also Beratungspotenzial vorhanden. Die chronische Verstopfung wird in der S2k-Leitlinie als unbefriedigende Stuhlentleerung seit mindestens 3 Monaten und mit mindestens 2 der folgenden Leitsymptome beschrieben:2 

  • starkes Pressen
  • klumpiger oder harter Stuhl
  • subjektives Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • subjektives Gefühl der Obstruktion
  • manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation bei > 25 % der Stuhlentleerungen
  • weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche

Die Auslöser und Ursachen sind vielfältig. Einseitige, ballaststoffarme Kost gepaart mit wenig Bewegung gelten als Hauptursachen. In der Schwangerschaft sind Probleme mit dem Stuhlgang allerdings hauptsächlich auf einen veränderten Hormonhaushalt zurückzuführen. Das Gelbkörperhormon Progesteron wirkt entspannend auf bestimmte Muskelpartien, wovon auch der Magen-Darm-Trakt betroffen ist. Der Darm wird dadurch etwas träger, die Nahrung langsamer verarbeitet und transportiert. Für das Kind im Mutterleib hat das zwei Vorteile: Einerseits ermöglicht ihm das Erschlaffen der Muskulatur mehr Platz, andererseits wird durch das langsame Verarbeiten des Nahrungsbreis auch die Nährstoffausnutzung verbessert. Der Stuhlgang fällt der Mutter natürlich schwer, weil durch den langsamen Transit auch mehr Wasser aus dem Speisebrei herausgefiltert wird. Gegen Ende der Schwangerschaft, macht dem Darm auch noch eine vergrößerte Gebärmutter zu schaffen. Dies kann ebenfalls zu Verdauungsproblemen führen.

Nun sind also Strategien gefragt, um der werdenden Mutter das Leben zu erleichtern. Zuallererst sind Lebensstilmaßnahmen zu nennen, die man auch anderen von Obstipation Betroffenen mit auf den Weg geben kann: ausreichend Flüssigkeit, Bewegung, Ernährung anpassen. Mindestens zwei Liter Flüssigkeit sollte es pro Tag sein, um den Darm zu unterstützen. Bewegung und sanfter Sport sind ohnehin angeraten, weil eine gute Kondition den Körper für den Geburtsvorgang rüstet. Frauen, die sich in der Schwangerschaft regelmäßig bewegen, leiden im Schnitt weniger unter Beschwerden und Komplikationen als jene, die sich nicht bewegen. Verstopfung kann teilweise gelindert werden, aber auch Rückenschmerzen treten seltener auf. Als wichtigste Ernährungsmaßnahme gilt die Steigerung der Zufuhr von Ballaststoffen. Unter der Voraussetzung, dass alles vertragen wird, bedeutet dies einen Freibrief für Gemüse. Vollkornprodukte können den Darm unterstützen, wenn genug getrunken wird. Trockenfrüchte können probiert werden – allerdings mit kleinen Mengen beginnen, um die Verträglichkeit zu überprüfen. Eher meiden sollte man stopfende Lebensmittel wie Bananen, auch dunkle Schokolade kann Probleme bereiten. Lösliche Ballaststoffe aus der Guarbohne hingegen schaffen Erleichterung. Die beeinträchtigte Darmtätigkeit wird durch all diese Maßnahmen auf natürliche Weise wieder angeregt. Unterstützend können Yoga-Übungen und spezielle Schwangerschaftsgymnastik durchgeführt werden.

Die Tabelle zeigt, in welchen Lebensmitteln man, wie viele und welche Arten von Ballaststoffen findet. Von Ernährungsfachgesellschaften werden täglich 30 Gramm Ballaststoffe empfohlen. Das entspricht einer Zufuhr von 16 g pro 1.000 kcal bei Frauen und 12,5 g/1.000 kcal bei Männern. Diese 30 g sind aber eher als Untergrenze anzusehen. Sollte bei einem Obstipationspatienten die Ballaststoffzufuhr bereits eine zufriedenstellende Höhe erreicht haben, dann empfiehlt es sich, die Art der Ballaststoffe zu verändern. Mehr lösliche Faserstoffe sorgen oft für eine Verbesserung des Zustandes.

 

 

apo19s28

 

 

Literatur:
1 Hasenöhrl N, J Gastroenterol Hepatol Erkr 2014
2 Andresen V et al., S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Stand 2/2013
Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016