Strategien bei Laktoseintoleranz

Die Laktoseintoleranz ist die wohl bekannteste nichtimmunologische Nahrungsmittelunverträglichkeit. Sie führt zu Flatulenz, Druckgefühl, abdominellen Schmerzen und Diarrhöen, die in zeitlicher Verzögerung nach dem Genuss von Milchprodukten und anderen laktosehaltigen Nahrungsmitteln und Speisen auftreten. In Österreich sind 10–15 % der Menschen davon betroffen.1 Es ist sogar die Mehrheit auf unserem Planeten, die keinen Milchzucker verträgt. In afrikanischen und asiatischen Populationen haben 50–100 % einen Laktasemangel. In Nordeuropa ist die Prävalenz eher niedrig.2

Milchzucker fördert Diarrhöen

Unterschieden wird zwischen einem primären Laktasemangel, der angeboren oder erworben ist, und einem sekundären Laktasemangel. Letzterer kann sich als Folge von gastrointestinalen Erkrankungen wie Zöliakie manifestieren. In den meisten Fällen liegt ein erworbener Laktasemangel vor. Die Aktivität der Laktase, die zum Zeitpunkt der Geburt noch normal ist, nimmt dann mit zunehmender Lebensdauer ab. Der Milchzucker kann zu einem großen Teil nicht in Glukose und Galaktose gespalten und resorbiert werden. Er gelangt damit ins Kolon und ist dort osmotisch wirksam, wodurch es zu einem Wasser­einstrom in das Darmlumen kommt. Die Laktose unterliegt außerdem einem bakteriellen Abbau zu kurzkettigen organischen Säuren (Milchsäure, Essigsäure) und Gasen (Wasserstoff, Kohlendioxid, Methan). Die organischen Säuren wirken irritierend und regen die Peristaltik an. Der Flüssigkeitseinstrom und die verstärkte Peristaltik haben Diarrhöen zur Folge.2

Betroffene von Laktoseintoleranz müssen nicht vollständig auf Milchprodukte verzichten. Die Verabreichung des Enzyms Laktase ist eine bewährte Methode zum sorgenfreien Genuss von Milch, Joghurt, Käse und Co., weil die mangelhafte Eigensynthese durch die Enzymersatztherapie kompensiert wird. Abgesehen davon ist für manche Laktoseintolerante der Konsum von Hart- und festen Schnittkäsesorten möglich, weil bereits nach kurzer Reifungszeit der Restlaktosegehalt fast zur Gänze in Glukose und Galaktose gespalten ist. Ein Versuch ist jedenfalls für die Betroffenen ratsam.2 Auch der Griff zu den im Handel immer zahlreicher werdenden laktosefreien Produkten lohnt sich, denn wer Milch und Milchprodukte völlig vom Speiseplan streicht, hat ein erhöhtes Risiko, einen Mangel an Kalzium, Vitamin D und Vitamin B2 zu bekommen.1 Weniger empfehlenswert ist der Verzehr von Weichkäse – er macht den meisten Patienten Schwierigkeiten. Der Laktasegehalt der Milchsäurebakterien in Joghurt ermöglicht in manchen Fällen, dieses Lebensmittel beschwerdefrei verzehren zu können. Ein Problem für Patienten dieser Nahrungsmittelunverträglichkeit stellen Fertiggerichte dar. Probleme machen auch Packerlsuppen, Streugewürze und Backwaren.2

Seit einiger Zeit gibt es hinsichtlich Packungsaufschriften und Informationen für die Betroffenen eine neue, hilfreiche EU-Regelung. Im Zuge der Lebensmittelinformationsverordnung 1169/2011 wurde auch die Kennzeichnung von Stoffen, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen, festgelegt. Laktose muss auf jedem verpackten Produkt gekennzeichnet werden. Ist Milchzucker allerdings originärer Bestandteil einer Zutat wie Milch, reicht die Angabe dieser Zutat in Form von „Milch“, „Topfen“ und Käse“.3 Im Restaurant erkennt man, ob eine Speise Laktose enthält, am Buchstabencode „G“ in der Speisekarte.4

 

Literatur:

1 Österreichische Gesellschaft für Ernährung

2 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2006

3 EU-Verordnung Nr. 1169/2011

4 Bundesministerium für Gesundheit: zur schriftlichen Allergeninformation bei nicht vorverpackten Lebensmitteln („offene Waren“), 2014