Tipps bei Allergien in Innenräumen

Allergien halten keinen Winterschlaf. Auch wenn die Zeit der Pollen noch weit weg ist, kann eine rinnende Nase allergisch bedingt sein – durch Hausstaubmilben und Tierhaare. Nicht immer ist man also an einem Schnupfen erkrankt, wenn die Augen gerötet sind und man ständig niest. Zur Hausstaubmilbenallergie gibt es keine genauen Zahlen in Österreich, aber Experten schätzen die Fallzahl hierzulande auf mehrere Tausende. In Deutschland sind bis zu zwei Millionen Personen betroffen, weltweit bis zu 100 Millionen. Verursacher ist in erster Linie die Hausstaubmilbe (Dermatophagoides pteronyssinus), seltener auch die Staubmilbe (Dermatophagoides microceras). Diese Spinnentiere leben in jedem noch so sauberen Haushalt. Selbst bei übertriebener Reinlichkeit lassen sie sich nicht vollständig aus den heimischen vier Wänden entfernen. Nachgewiesen wurden bereits 140 verschiedene Milben im Haushalt – gut also, dass man sie mit freiem Auge nicht erkennen kann. Noch eine pikante Zahl: Pro Gramm Staub konnten in Tests bis zu 15.000 Hausstaubmilben isoliert werden.1

Schon seit dem Mittelalter sind Atembeschwerden durch Hausstaub bekannt. 1787 wurde erstmals eine durch Hausstaub beschriebene Engbrüstigkeit beschrieben. Als Ursache wurde damals noch eine Art Geruchsgift vermutet. Erst später erforschte man die Fortpflanzungs- und Entwicklungszyklen von Milben und zog Erkenntnisse über ihr Innenleben.1

Im Winter hat Allergie gegen die Hausstaubmilbe Hochsaison, denn die Milben lieben es, wenn die Heizung aufgedreht ist. Abgesehen von diesem „Wohlfühlambiente“ sind die Tiere vor allem auf eines angewiesen: die Hautabschilferungen des Menschen. Pro Tag verlieren wir rund 1,5 g Haut. Damit kann man sage und schreibe 100.000 Milben ernähren. Im Lauf eines drei- bis viermonatigen Hausstaubmilbenlebens sondert eine Milbe das Drei- bis Vierhundertfache ihres Körpergewichts an Exkrementen ab. Im Kot dominieren die allergen wirkenden Proteine „Der p1“ und „Der f1“, was für Dermatophagoides pteronyssinus und Dermatophagoides farinae steht. Es handelt sich um Proteine aus den abgeschilferten Darmepithelien der Milben. Sie führen zur Bildung von IgE und zu den klassischen Symptomen des allergischen Schnupfens, einer Augenbindehautreizung und mitunter auch zu Asthma bronchiale. In trockener Raumluft zerfallen die Kotbällchen im Lauf der Zeit in kleinste Teile, die mit dem Hausstaub aufgewirbelt werden und über Stunden in der Raumluft schweben.1

Maßnahmen, um die Belastung in Grenzen zu halten, sind regelmäßiges Lüften (Stoßlüften), Staubsaugen mit Allergenfiltern und eine niedrige Temperatur im Schlafzimmer – rund 18° C sind empfohlen. Kälte mögen die Milben nicht, daher kann man ihnen mit dem Lüften bei tiefen Temperaturen den Garaus machen. Matratzen sollten mit milbendichten Überzügen versehen werden. Gleiches gilt für Kissen und Decken. Eine Reinigung mit Dampf hat keinen Effekt. Luftbefeuchter aller Art sollten vermieden werden. Topfpflanzen, Tiere und Essen im Schlafraum sind nicht empfohlen, weil sie den Milben Nahrung liefern. Die Zahl der Teppiche sollte möglichst minimiert werden.2 Medikamentöse Hilfe kommt von der Gruppe der Antihistaminika. Diese blockieren die allergischen Vorgänge im Körper und verhindern dadurch den Juck- und Niesreiz sowie das Laufen der Nase. Loratadin und Cetirizin haben sich als Wirkstoffe besonders bewährt.

Auch andere Innenraum-Allergene können für Schnupfen und Augenreizung verantwortlich sein. Dazu zählen Tierhaare und -federn, Schimmelpilzsporen oder Vorratsmilben. Der Begriff „Tierhaarallergie“ ist allerdings wissenschaftlich nicht korrekt, wenngleich er umgangssprachlich gepflogen wird. Allergisch reagiert man auf das Eiweiß in Hautschuppen und Sekreten im Fell. Die allergieauslösenden Substanzen sind im Talg, Speichel, Schweiß, Kot und Urin der Tiere enthalten. Katzenhaare sind besonders bedenklich, weil man nicht einmal selbst ein Tier besitzen muss, um Symptome zu erleiden. Die Haare bleiben leicht auf Stoffen und anderen Materialien hängen. Die Besitzer verbreiten Allergene damit überall, ob in der Schule, am Arbeitsplatz, in Verkehrsmitteln, im Kino oder in Hotels. Es wurde nachgewiesen, dass das Allergen von Katzen selbst nach Entfernen eines Tieres noch über Monate in der Luft eines Raumes bleibt. Die Allergene von Hundehaaren weisen im Vergleich dazu ein geringeres Sensibilisierungspotenzial auf und verbleiben kürzer in der Raumluft. Hinsichtlich Vögel sind es die Federn selbst und der Vogelkot, welche die allergischen Symptome auslösen. Auch Vogelmilben kommen als Ursache infrage, wobei in solchen Fällen meist auch eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt. In seltenen Fällen können auch die Futtermittel allergieauslösend sein.3

 

Literatur:

1 Wurzinger G, Merkblatt für Hausstaubmilbenallergiker, Institut für Vorsorgemedizin Joanneum Graz

2 Bundesministerium für Gesundheit, Hausstaubmilbenallergie. Auf: Gesundheit.gv.at, 2015

3 Bundesministerium für Gesundheit, Tierhaarallergie. Auf: Gesundheit.gv.at, 2015