Mag. pharm. Wellan: „Wir versuchen, die beruflichen Anforderungen an die universitäre Ausbildung zu reflektieren. Die Komplexität der Medikation bei einzelnen Patienten soll von den Absolventen der Pharmazie an der Tara fachlich erfasst, bewertet und dann im Rahmen des Medikationsmanagements betreut werden“, erklärt Wellan. „Dabei ist nicht nur4 Detailwissen gefragt, sondern die Expertise aus einer Zusammenschau der pharmazeutischen Fachgebiete Pharmakologie, Pharmazeutische Chemie, Pharmakognosie/Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Technologie.“ Von der Curriculargruppe unter der Leitung von Prof. Ecker gab es Bereitschaft für die Umsetzung des Vorschlages.
Ein zweites Anliegen Wellans blieb allerdings bis jetzt unerfüllt, nämlich das fallbasierte Lernen, also die Umsetzung des erworbenen Wissens auf konkrete Patientensituationen. Die Idee, ein „e-learning“-Programm einzuführen, um der späteren Weiterbildung im Beruf ein Fundament zu geben, wird voraussichtlich aus finanziellen Beschränkungen des Wissenschaftsministeriums nicht zu realisieren sein. Ein besonderes Anliegen von Max Wellan war auch die Aufnahme des Faches Kommunikationswissenschaften in die Ausbildung der Pharmazeuten. „Da gibt es zu viele Vorbehalte, weil Naturwissenschaftler diese Studienrichtung als verzichtbar betrachten“, meint Wellan zum Imagedefizit dieses Zweiges der Wissenschaften. „Dabei würde ein solches Studium die Grundlage für eine professionellere Patienteninformation bieten“, bedauert er.
Mag. pharm. Veitschegger: „Ich glaube es läuft gut. Wir haben im Verband ein Positionspapier zur Studienreform erarbeitet und an die Apothekerkammer übermittelt, damit eine einheitliche Verhandlungsführung gewährleistet ist. Unsere Wünsche sind im Wesentlichen eine Modernisierung des Studiums mit Inhalten wie die pharmazeutische Betreuung, eine praktisch orientierte Vertiefung der Pharmakologie und der Verzicht auf nicht mehr zeitgemäße Lehrinhalte, wie z. B. den H2S–Gang, um nur ein besonders herausragendes Beispiel zu nennen. Auch sollte die tatsächliche Studiendauer der theoretischen angenähert werden, und dazu muss Ballast in der Lehre abgeworfen werden.
Als Endresultat erwarte ich einen stundenmäßig einheitlichen Studienplan für die drei Universitäten, denn ein Universitätswechsel innerhalb Österreichs sollte nicht schwerer fallen als ein solcher in der EU!“, so Veitschegger.
Mag. pharm. Veitschegger: „Die Erfahrungen mit Privatuniversitäten im Bereich der Medizin haben gezeigt, wie leistungsfordernd und -fördernd derartige Einrichtungen sein können“, erklärt Veitschegger. „Die Studenten zahlen zwar, haben dafür aber bessere Betreuungsbedingungen, die Drop-out-Quote ist geringer und die praktische entspricht der theoretischen Studiendauer.“ Außerdem wäre es laut Veitschegger interessant, wie sich die verschiedenen Universitäten im Wettbewerb untereinander positionieren und profilieren. Ob hoch qualifizierte Absolventen allerdings dann auch den Weg als Angestellte in die Apotheken finden, bleibe ungewiss.
Mag. pharm. Veitschegger: „Wir halten das bisherige Diplomstudium für eine ausreichende Form, um auch die neuen Wissensinhalte unterzubringen, und sehen keine Notwendigkeit einer Veränderung im Sinne des Bologna-Prozesses“, meinte Veitschegger. Ob und welche Sparten an einem Bachelor Interesse haben könnten, sei unklar; in Apotheken bestehe jedenfalls kein Bedarf an Kräften, die nur über die naturwissenschaftlichen Grundlagen verfügen, aber nichts über die pharmazeutischen Fächer wissen. Für Veitschegger ist aber auch klar, dass die Universität nicht für berufsinterne Voraussetzungen verantwortlich gemacht werden kann.z
Mag. pharm. Podroschko: An der universitären, naturwissenschaftlichen Ausbildung führt laut Podroschko kein Weg vorbei. „Ich teile den Standpunkt der Professoren, wenn sie betonen, keine Apotheker, sondern Pharmazeuten auszubilden“, meint er dazu, weil sonst eine Fachhochschule für Pharmazie die logische Konsequenz wäre. Gleichzeitig fordert er die jetzigen Department-Leiter auf, nicht mehr den Wirkstoff oder das Molekül, sondern den Patienten als Ausgangspunkt für die Wissensvermittlung zu betrachten. Dabei sind ihm vor allem das Medikationsmanagement und die pharmazeutische Betreuung ein besonderes Anliegen.
Mag. pharm. Podroschko: „Unsere größte Sorge als Angestelltenvertretung ist nicht die Änderung der akademischen Bezeichnung, sondern die mögliche Unterwanderung der pharmazeutischen Fachkraft durch nicht ausreichend ausgebildete Bachelor-Absolventen. Diese Umstellung trifft zu Beginn vor allem die angestellten Apotheker, gefährdet in weiterer Folge aber auch die Existenz der Apotheken – und damit auch die Selbständigen! Nicht das Gebäude, sondern die darin arbeitenden Apotheker machen die Apotheke unersetzlich“, hob Podroschko hervor. „Das Gros der Konzessionäre sieht dies im Übrigen genauso. Speziell der generische Preisverfall im Mittelpreissegment lässt die Margen schrumpfen, die degressive Spanne im Hochpreissegment der Innovationen schafft keinen Ausgleich, und die Selbstmedikation und das Ergänzungssortiment sind nicht beliebig auszuweiten“, so Podroschkos Bedenken. Im Übrigen verweist er auf die Situation in Europa, wo die Umsetzung des Bologna-Prozesses keineswegs einheitlich abläuft. Pikantes Detail am Rande: von 46 Universitäten in Europa, die sich dem Bologna-Prozess angepasst haben, haben nur vier (!) auf die Bachelor-Master-Architektur umgestellt.
Mag. pharm. Podroschko: „Bei neun Bundesländern mit unterschiedlicher Apothekenanzahl und personellen Ressourcen überraschen qualitative und quantitative Unterschiede nicht“, meint Podroschko. Historische Gründe und praktische Überlegungen mögen früher für dezentrale Regelungen auf Landesgeschäftsebene gesprochen haben. Dabei mussten eventuelle Defizite in der Qualifikation von Vortragenden in juridischen, wirtschaftlichen und kommunikativen Bereichen in Kauf genommen werden. „Uns schwebt ein System vor, das eine einheitliche, österreichweite Ausbildung qualitativ und quantitativ sichert und die duale Berufsvorbereitung in der Apotheke und im Aspirantenkurs garantiert Dazu wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich das Ziel gesetzt hat, 2014 ein Ergebnis zu liefern“, so Podroschko. Er wäre auch mit einer Umsetzung 2015 zufrieden, wenn das Ergebnis dann ein besseres und nachhaltiges ist. In der Arbeitsgruppe soll eine einheitliche Dauer des Kurses, eine verbindliche Aufteilung der Inhalte auf die verschiedenen Fachgebiete und der Prüfungsablauf festgelegt werden.z
Im dritten und letzten Teil unserer Serie „Update Studienreform“ lesen Sie das Statement von Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ecker vom Department für medizinische Chemie der Universität Wien. Ecker ist offizieller Leiter der Arbeitsgruppe der Curricula-Kommission an der Universität Wien.