US-Mietwagen für Apotheken-Kunden?

Eigentlich ist das US-Unternehmen Uber ein Technologiekonzern. Und somit betreibt es auch keinen eigenen Fuhrpark, sondern kooperiert als webbasierte Schnittstelle mit Dienstleistern vor Ort. In Wien gibt es bereits seit Februar die hochpreisige Limousinenvariante „UberBlack“. Später kam eine Normalpreis-Schiene dazu; sehr zum Leidwesen vor allem von Taxifahrern. Für sie ist das Unternehmen zum „Gott-sei-bei-uns“ in inzwischen vielen Großstädten der Welt geworden. Denn Uber bedient sich Mietwagenunternehmen und bietet günstigere Preise.

Der Trick

Kunden registrieren sich auf der Uber-App. Wollen sie von A nach B chauffiert werden, sehen sie, welche Wagen sich in der Nähe befinden. Mittels Klick kann das gewünschte Auto für eine Fahrt gebucht werden. Bezahlt wird lediglich mit einer Kreditkarte, deren Daten bei der Erstregistrierung angegeben werden.

Als Partner greift man in Wien auf Mietwagenunternehmer zurück. Die Idee dabei: Die Chauffeure, die meist Hotelgäste zum Flughafen führen, reduzieren ihre Stehzeiten und erhöhen die Auslastung. Die Partner können ohne Lizenz oder sonstige Gebühren mit Uber kooperieren. Allerdings müssen sie einen gewissen Prozentsatz ihrer Einnahmen an den US-Konzern abliefern und die Uber-Fahrtarife übernehmen. Mit diesen will das Unternehmen Fahrten im Durchschnitt um 25 Prozent billiger anbieten als Taxis.

Die wiederum sind wenig begeistert und drohen mit Klagen, in Deutschland und anderen Staaten zum Teil mit Erfolg. Die Kritik am Unternehmen entzündet sich dabei nicht nur an der Frage von Gewerbeberechtigungen der Fahrer, sondern an anderen Praktiken des Unternehmens. So wird ihm etwa vorgeworfen, Daten von Gästen zu sammeln. In den USA dachte zuletzt ein führender Uber-Manager laut darüber nach, eine Million Dollar für die Ausforschung von kritischen Journalisten und Gegnern zu investieren. So könnten kritische Reporter samt deren Familien durchleuchtet und unangenehme Details aus deren Privatleben zutage gefördert werden. Nach einem medialen Aufschrei ruderte das Unternehmen zurück.

Was die ganze Sache mit Apotheken zu tun hat: In den USA stellt der Fahrdienstleister seit August neben Utensilien des allgemeinen Bedarfs auch Medikamente zu – vorerst als Pilotprojekt in Washington DC. Bestellt werden können die hierzulande rezeptpflichtigen Antiallergika Diphenhydramin (Benadryl) und Loratadin (Claritin). Weiters geliefert werden Analgetika für Kinder (Paracetamol/Tylenol) und Erwachsene, diverse Erkältungs- und Magen-Darm-Arzneimittel (unter anderem Ranitidin/Zantac und Bisacodyl/Dulcolax) sowie Augenpräparate, Erste-Hilfe-Produkte und Nahrungsergänzungsmittel. Zugestellt von Mietwagenfahrern. „Natürlich unterscheiden sich die Apotheken- und Medikamentenbestimmungen in den USA stark von jenen in Österreich. Wir sind aber ganz generell an Mobilitätslösungen interessiert, die dem Handelspartner und dem Endkunden Zeit ersparen, indem der letzte Kilometer von Uber bewältigt wird. Hier bekommen wir immer wieder auch Anfragen von Online- und Standortapotheken“, schildert Johannes Wesemann, General Manager der Uber Austria GmbH. Wie sich das Unternehmen im Deliverybereich in Österreich weiterentwickeln wird, sei noch nicht entschieden. „Der Bedarf ist jedoch mehr als vorhanden, was die Arzneimittelzustellung zu einem interessanten Geschäftsfeld macht. Unser Vorteil ist hier die absolute Transparenz und folglich Sicherheit für unsere Partner, denn wir wissen immer, welcher Fahrer wann was gemacht hat.“
Beim Apothekerverband gibt man sich ob dieser Aussagen vorerst abwartend. In Wien gebe es seit mehr als zehn Jahren Arzneimittelzustellung zum Krankenbett unter dem Titel „Krank daheim, wir lassen dich nicht allein“, sagt Apothekerverbandpräsident Dr. Mag. Pharm. Christian Müller-Uri. „Mein Kenntnisstand ist, dass dieser Dienst, der derzeit je nach Tageszeit von Taxis oder vom Zustelldienst Veloce wahrgenommen wird, bestens funktioniert.“ Man werde sich das Engagement und die Angebote von Uber genau ansehen, sagt Müller-Uri, „generell begrüßen wir natürlich, dass jemand die Arzneimittelzustellung wahrnehmen möchte“.

Uber als Partner für Versandhändler?

Der Silicon-Valley-Konzern ist nicht der einzige, der sich auch im Bereich Hauszustellung engagiert. Die Versandhändler Amazon und Goggle – beide ebenfalls US-Technologieriesen – überlegen bereits, verderbliche und sensible Güter noch am selben Tag zuzustellen: von Lebensmitteln bis eben auch zu Arzneimitteln. Was sie dafür brauchen, ist wiederum ein günstiger Fahrendienst. Wie Uber.