Vielversprechender Protease-Inhibitor zur Therapie von COVID-19

Mit seiner Aufnahme in die Hellgelbe Box des österreichischen Erstattungskodex am 1. Februar 2024 markiert das neuartige Medikament Paxlovid® einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen COVID-19.
Nirmatrelvir, ein hochspezifischer Protease-Inhibitor, ist einer der Hauptbestandteile dieses Präparates. Seine zielgerichtete Wirkung auf das Hauptprotein (Main Protease, Mpro) des SARS-CoV-2-Virus verspricht eine effektive Hemmung der Virusreplikation und damit eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs.

Pharmakologie und Wirkweise

Nirmatrelvir entfaltet seine Wirkung durch eine selektive Bindung an die aktive Stelle des viralen Mpro-Enzyms. Diese Bindung inhibiert die enzymatische Aktivität des Proteins, was zu einer Störung der viralen Proteinsynthese führt und somit die Vermehrung des Virus in infizierten Zellen unterbindet. Die spezifische Interaktion mit dem viralen Protein minimiert potenzielle Nebenwirkungen auf den menschlichen Organismus.

Indikationen

Nirmatrelvir, eingebettet in Paxlovid®, ist zur Behandlung von COVID-19 bei Erwachsenen zugelassen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufweisen und keine therapeutische Sauerstoffzufuhr benötigen. Die Kombination mit dem Wirkstoff Ritonavir verstärkt die Wirksamkeit von Nirmatrelvir zusätzlich.

Dosierung

Die empfohlene Dosierung von Nirmatrelvir beträgt zweimal täglich 300 mg (2 Tabletten zu je 150 mg) in Kombination mit 2-mal täglich 100 mg Ritonavir (1 Tablette) über einen Zeitraum von 5 Tagen. Eine frühzeitige Behandlung, idealerweise innerhalb der ersten 5 Tage nach Symptombeginn oder Diagnosestellung von COVID-19, ist für die bestmöglichen ­Ergebnisse entscheidend. Da bei eingeschränkter Nierenfunktion Cmax und die AUC signifikant erhöht sind, muss die Nirmatrelvir-Dosierung entsprechend angepasst werden, nämlich bei einer GFR von 30–60 ml/min auf 150 mg (1 Tablette) alle 12 Stunden. Eine Anwendung von Paxlovid® ist bei einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) unter 30 ml/min kontraindiziert.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Nirmatrelvir zählen gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Geschmacksstörungen und Kopfschmerzen. Eine sorgfältige Überwachung und ggf. eine Anpassung der Therapie sind erforderlich, um unerwünschten Reaktionen vorzubeugen.

Interaktionen

Paxlovid® kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, insbesondere mit Substanzen, die über das Cytochrom-P450-System metabolisiert werden. Die gleichzeitige Anwendung mit einigen gängigen Arzneimitteln wie zum Beispiel Amiodaron, Simvastatin, Colchicin, Quetiapin, Midazolam, Triazolam oder Ivabradin erfordert besondere Vorsicht und ggf. eine Anpassung der Komedikation. Auch bei CYP2D6-Substraten und P-Glykoprotein-Substraten ist Vorsicht geboten. Paxlovid® verzögert deutlich den Abbau von Tacrolimus, was zu einer Akkumulation des neuro- und nephrotoxischen Wirkstoffs führen kann. Eine Pausierung von Tacrolimus während der Paxlovid®-Gabe ist daher unumgänglich.
Die Übersicht des Robert Koch-Instituts sowie der online verfügbare und kostenlose Liverpool COVID-19 Drug Interactions Checker eignen sich für eine Überprüfung von Wechselwirkungen in Zusammenhang mit Paxlovid®.

Pharmaceutical Pearls

Es wird empfohlen, Nirmatrelvir möglichst frühzeitig nach Auftreten von COVID-19-Symptomen zu verabreichen, um die Wirksamkeit zu maximieren. Patient:innen sollten über potenzielle Nebenwirkungen und Interaktionen informiert werden, insbesondere über gastrointestinale Beschwerden. Nach Möglichkeit sollen die Lebertransaminasen während einer Paxlovid®-Therapie überwacht werden. Schwangere Frauen dürfen die Anwendung nur unter strenger ärztlicher Überwachung in Betracht ziehen.

Fazit

Nirmatrelvir, als Teil von Paxlovid®, stellt eine vielversprechende Option zur Behandlung von COVID-19 dar, insbesondere bei Patient:innen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf. Eine sorgfältige Dosierung, Überwachung und Beachtung potenzieller Interaktionen sind entscheidend, um optimale Behandlungsergebnisse zu erzielen und die Sicherheit der Patient:innen zu gewährleisten.