Volkskrankheit Hypertonie – wann es ernst wird: Das rät die Apothekerin

„Rot vor Wut werden“, „auf acht Atut sein“, „Kabeln bekommen“; schon in unserem Sprachgebrauch findet sich eine Menge an Zusammenhängen zwischen Ärgernis und erhöhtem Puls oder Blutdruck. Jedoch spiegelt sich nicht nur unser Wohlbefinden in den messbaren Werten der Systole und Diastole wider, sondern auch unser Lebensstil, die Ernährung und natürlich das Vorhandensein anderer Erkrankungen.

Komorbidität ist bei hypertensiven Patienten kein Fremdwort; oft gehen erhöhte Vor- und Nachlast des Herzens mit Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Hypercholesterinämie und Fettleibigkeit, oder zumindest Übergewicht, einher und bilden so das „tödliche Quartett“, alias „metabolisches Syndrom“. Auch aus diesem Grund werden bei adversen Events wie Herzinfarkt und Schlaganfall häufig präventiv Statine verschrieben.

Die Werte der Diastole und Systole werden heute meist mit digitalen, oszillatorischen Messgeräten durchgeführt, seltener mit einem Riva-Rocci-Sphygmomanometer und Stethoskop. Da die Messwerte sowohl durch Messfehler als auch durch äußere Einflüsse wie Sprechen, Telefonläuten und etwa dem „White Coat Syndrome“ beeinflusst werden können, ist eine Dreifachmessung sinnvoll. Jedenfalls sollen die Messungen aber bei immer gleichen Bedingungen durchgeführt werden und erst nach einigen Minuten stillen Sitzens erfolgen.

Risikopatienten und Hypertoniker mit und ohne Medikation sollten ein Blutdrucktagebuch führen, in das sie die gemessenen Werte samt Uhrzeit und Allgemeinzustand eintragen können. So kann der Internist am besten überprüfen, ob die eingeleiteten Maßnahmen ausreichen, der Patient gut eingestellt ist oder weitere Therapieoptionen ausgetestet werden müssen.

Bei regelmäßig erhöhten Werten sollte, je nach Abweichung von den Idealwerten 120 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch beziehungsweise bei Multimorbiden bis zu 140 mmHg/90 mmHg, als Erstes der Fitnessstatus erhoben werden und der Kochsalz- und Alkoholkonsum sowie Zigarettenrauchen verringert werden. Angepasst an die körperliche Verfassung kann regelmäßige sportliche Betätigung einen mäßig erhöhten Blutdruck bereits zufriedenstellend senken.

Die vielfältigen Möglichkeiten einer antihypertensiven Therapie werden im Idealfall unter strenger Aufsicht und regelmäßiger Kontrolle ausgetestet. Einerseits sollen die angewendeten Arzneien keine allzu starke Senkung in zu kurzer Zeit bewirken, andererseits muss auch das Nebenwirkungsprofil der Medikamente berücksichtigt werden. In der Regel werden ACE-Hemmer beziehungsweise Sartane alleine oder in Kombination mit Diuretika, vor allem bei hypervolämischen Patienten, eingesetzt, bei Begleiterkrankungen mit Arrhythmien auch Betablocker, um die wesentlichsten Therapieoptionen zu nennen. Die Wahl zwischen ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker erfolgt meist bei der Einstellung auf die Dauermedikation. Im Falle eines bradykininduzierten Hustens wird das ein Prilat gegen ein Sartan ersetzt.

Pflanzliche Hilfe bietet bei leichter Hypertension vor allem Weißdorn, der kreislaufregulierend wirkt. Auch Herzgespann kann man bei leichten Herz-Kreislauf-Störungen anwenden. Allerdings sollte bei deutlich erhöhten Werten (bei isolierter Hypertonie über 130 mmHg/85 mmHg) auch die Verwendung mit dem Arzt abgeklärt werden. Ebenso kann durch Unterstützung mit Nahrungsergänzungsmitteln, wie beispielsweise Omega-3-Fettsäuren, das Risiko erhöhter Triglyceride und somit der Komorbidität gesenkt werden. Erster Schritt sollte aber in jedem Fall eine Ernährungs- und Lebensstilumstellung sein.