Von Lebensstiländerung bis Chirurgie

Hämorrhoidalleiden gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Industrienationen. Laut Leitlinie1 beträgt die Inzidenz der Personen mit symptomatischen Hämorrhoiden etwa 4 %, beinahe 70% aller Erwachsenen sind zumindest einmal in ihrem Leben davon betroffen. Die Beschwerden bei Hämorrhoidalleiden sind uncharakteristisch. Als Hauptsymptom gilt die peranale Blutung, die es abzuklären gilt. Schmerzen hingegen gehören nicht zur typischen Symptomatik, sondern beruhen beispielsweise auf begleitenden Fissuren oder Thrombosen. Die Diagnostik erfolgt mittels proktologischer Basisuntersuchung, die Anamnese, Inspektion, Palpation und Proktoskopie umfasst.

Konservative Therapie

Lebensstilmodifikationen wie Ernährung, Defäkationsverhalten und Stuhlregulation beeinflussen die Hämorrhoiden. Ballaststoffreiche Nahrung und die Einnahme von Flohsamen sollten zur Verbesserung der Symptome empfohlen werden. Zusätzlich kann eine Anpassung des Defäkationsverhaltens mit Vermeidung von Pressen und längeren Sitzungen zur Verbesserung beitragen.

Medikamentöse Therapie

Flavonoide werden als „Interna“ sowohl zur kausalen Therapie als auch zur Optimierung des postoperativen Verlaufs eingesetzt. Die medikamentöse Therapie mit Diosmin und Hesperidin kann für diese beiden Indikationen eingesetzt werden. Zur symptomatischen Therapie akuter Beschwerden können hingegen „Externa“ bzw. „Hämorrhoidalia“ eingesetzt werden. Hierzu gehören Salben, Cremes, Suppositorien und Analtampons, die perianal oder rektal angewendet werden. Sie enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Lokalanästhetika oder Antiphlogistika. Kombinationen aus Interna und Externa wurden in Studien untersucht und sind möglich. Ebenso kann die Anwendung von Wärme symptomlindernd wirken.

Operative Behandlung

Hämorrhoiden werden entsprechend ihrer Größenzunahme und dem Ausmaß des Vorfalls in den Analkanal bzw. vor den After in 4 Grade – mit fließenden Übergängen – eingeteilt. Ab dem 3. Grad kann den Betroffenen ein chirurgischer Eingriff angeboten werden. In einer 2025 veröffentlichten Metaanalyse wurden chirurgische und konservative Therapien bei Hämorrhoidalleiden verglichen. Das Ergebnis der Analyse von 7 Studien zeigt, dass chirurgische Behandlungen effektive Symptomlinderung, eine schnellere Genesung und eine geringere Rezidivrate bieten. Jedoch sind sie mit spezifischen postoperativen Komplikationen verbunden. Konservative Behandlungen hingegen sind weniger invasiv und sicherer, die Linderung der Symptome dauert jedoch länger, und die Rezidivraten sind in Relation höher. Die Entscheidung sollte demnach individuell, je nach Symptomschwere, Präferenz und Risikotoleranz getroffen werden.2

Phytotherapie

Neben den Flavonoiden könnte es noch weitere pflanzliche Wirkstoffe zur Behandlung von Hämorrhoidalleiden geben. Liang et al. haben potenzielle natürliche Produkte zur Behandlung von Hämorrhoiden untersucht. Beobachtete Wirkmechanismen waren unter anderem die Gerinnungsförderung, die Hemmung von Entzündungsreaktionen, die Verhinderung der Vermehrung von pathogenen Bakterien im Perianalbereich und die Förderung der Reparatur von Gewebeschäden. Jedoch wurde die Mehrzahl der bisher durchgeführten Studien lediglich in Tier- oder Zellmodellen und nicht am Menschen durchgeführt. Zusätzlich fehlen Daten zur optimalen Dosierung, möglichen Wechselwirkungen und exakten Wirkmechanismen. Trotz der überschaubaren Datenlage identifizieren die Forscher:innen folgende bioaktive Komponenten als potenzielle Wirkstoffe bei symptomatischen Hämorrhoiden: Chlorogensäure, Epigallocatechingallat, Curcumin, Quercetin, Isoquercetin, Luteolin, Apigenin, Glycyrrhizin, Asiatsäure, Menthol und Chitosan.3