Wechsel an der Spitze des Apothekerverbandes

Mit Jahresfrist endet die Funktionsperiode für die Funktionäre des Österreichischen Apothekerverbandes. Die Wahl einer neuen Spitze der Vertretung der selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker brachte doch recht klare Ergebnisse: So erreichte die Initiative „Wir Wiener ApothekerInnen“ in der Bundeshauptstadt 12 von 13 Vorstandssitzen, die Plattform DNA „Die neuen Apotheker“ rund um die bisherige Verbandsspitze konnte in allen anderen Bundesländern recht klar punkten. Dennoch kommt es nun zu einer Änderung an der Spitze des Verbandes.

Begrenzung auf zwei Amtszeiten

Der bisherige Apothekerverbandpräsident Mag. pharm. Jürgen Rehak muss mit Jahresende aus dem Amt scheiden. Diese Entscheidung ist bei der konstituierenden Sitzung des neugewählten Vorstandes des Verbandes der selbstständigen Apotheker gefallen: Rehak (Vorarlberg) und sein Vize Mag. pharm. Dr. Thomas Veitschegger (Oberösterreich) haben bereits mindestens zwei Perioden im Präsidium hinter sich. Damit sie am 4. November erneut gewählt werden können, brauchten sie deshalb eine Zustimmung von zwei Dritteln der 53 Vorstandmitglieder.

Veitschegger als Favorit

Während Rehak nach RELATUS-Recherchen die Zwei-Drittel-Mehrheit knapp verfehlte, konnte Veitschegger die Hürde nehmen und könnte somit zum längstdienenden Funktionär des Apothekerverbandes werden. Er gilt nun als Favorit für die Rehak-Nachfolge. Die Entscheidung fällt am 4. November, wenn bei der ersten Sitzung des neugewählten Vorstandes das neue Präsidium und die Rechnungsprüfer gewählt werden.

Debatten über künftige Linie

Hintergrund ist letztlich ein Konflikt über die künftige Strategie des Verbandes. Ende 2019 trat Mag. pharm. Christian Wurstbauer als 2. Vizepräsident des Verbandes von seiner Funktion im Verband zurück und kündigte an, sich nur noch auf die Arbeit als Präsidiumsmitglied in der Apothekerkammer zu fokussieren. Es gelinge kaum noch, Projekte erfolgreich umzusetzen, schrieb er in einem Brief an den Vorstand und die Apotheker in Wien. „Es fehlt an Leadership durch den Präsidenten, an Einsatz und Kontinuität. Entscheidungen werden nach Belieben gefällt – und auch wieder verändert. Stillstand ist die Folge“, formulierte Wurstbauer in dem Schreiben. Eine vergleichbare Problematik im früheren Präsidium sei ein Hauptmotiv für sein Engagement gewesen, erklärte er seine Beweggründe zur ursprünglichen Kandidatur 2017 und warnte: „Stillstand ist das Letzte, was sich unser Berufsstand und der Apothekerverband in einem sich rasant entwickelnden Umfeld leisten kann.“ 2017 war er als Mitglied der Wahlplattform DNA „gemeinsam mit Rehak und Veitschegger angetreten, um die wirtschaftliche Zukunft der Apothekenunternehmen abzusichern“. Rehak zeigte sich damals überrascht: „Der Schritt tut mir leid“, sagte er 2019. Wenn Wurstbauer aber denke, dass es für ihn der richtige Weg ist, müsse er ihn auch gehen. Die Arbeit im Verband habe grundsätzlich immer gut funktioniert. Da habe es auch keine Auseinandersetzung gegeben. „Es gibt aber sicher verschiedene Meinungen.“ Der Konflikt hat nun offenbar einen ­Graben in den Verband gerissen.