Wirksamkeit der Phytotherapie bei Erkältungskrankheiten

Solange eine Angina nur leicht bis mittelschwer ist, bzw. lediglich eine Rachenentzündung vorliegt, kann diese symptomatisch behandelt werden.
Zur Anwendung kommen vier lokale Wirkprinzipien:

  • Entzündungshemmung (Kamille, Ringelblume)
  • Schleimhautschutz bzw. Reizlinderung (Isländisch Moos, Malvenblüten)
  • Keimhemmung
  • Stabilisierung der Schleimhaut (z. B. Salbei)

Je nach Intensität und Stadium der Erkrankung werden die Wirkprinzipien kombiniert. Im hochakuten Stadium stehen antientzündliche und reizlindernde Maßnahmen im Vordergrund, beim Abklingen oder bei rezidivierenden Anginen sind insbesondere Schleimhaut stabilisierende und abhärtende Gerbstoffdrogen sinnvoll.

Isländisch Moos (Cetraria islandica)
Isländisch Moos hat einen hohen Gehalt an Schleimstoffen sowie Bitterstoffen und wirkt im Rachenraum vorwiegend reizlindernd. Angewendet wird es als Tee oder z. B. in Form von Pastillen, die mehrmals täglich gelutscht werden sollten. Für den Tee 1 TL Droge mit 150 ml Wasser kalt ansetzen, 3–5 h ziehen lassen.

Kamille (Matricaria recutita)
Kamille wirkt lokal vorwiegend antientzündlich und bakteriostatisch bei Streptokokken und Staphylokokken. Als Tee zum Gurgeln 1 TL Kamillenblüten mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 5 min abgedeckt ziehen lassen und abgießen, mehrmals täglich, die Kombination mit Salbei oder Spitzwegerich ist möglich.

Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides)
Der Extrakt aus den Wurzeln hat antimikrobielle und immunstimulierende Eigenschaften. Erhältlich ist der Extrakt als Fertigarzneimittel u. a. als Sirup, Saft oder Filmtabletten.

Malve (Malva sylvestris)
Die Malve hat durch ihre Schleimstoffe vorwiegend reizlindernde Wirkung. Als Tee 1 TL mit 150 ml kalt ansetzen, 1–2 h ziehen lassen, mehrmals täglich gurgeln.

Ringelblume (Calendula officinalis)
Die Ringelblume wirkt lokal vorwiegend antientzündlich sowie antimikrobiell und ist sehr gut für die akute Behandlung geeignet. Als Tee lauwarm zum Gurgeln mehrmals täglich 1 TL Ringelblumenblüten mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 5 min abgedeckt ziehen lassen und abgießen.

Salbei (Salvia officinalis)
Salbei wirkt lokal antimikrobiell und durch seine Gerbstoffe zusammenziehend. Gerbstoffe haben in der Akutphase eine leichte Reizwirkung und sollten daher in dieser Phase nicht allein angewendet werden. In der Abklingphase und Rezidivprophylaxe ist Salbei sehr gut geeignet. Angewendet wird Salbei in Form von Tee oder Tropfen (20–30 Tropfen ins Wasser geben und mehrmals täglich gurgeln).

Husten

Ein weiteres Symptom ist der Husten.
Je nach klinischem Befund stehen folgende Wirkprinzipien zur Verfügung:
die Mobilisation des Sekrets, die Auswurfförderung, Entkrampfung der Bronchien, die Reizlinderung oder Hustenstillung sowie antimikrobielle Wirkungen und Stärkung der Immunabwehr.

Efeu (Hedera helix)
Efeu wirkt vorwiegend entkrampfend auf die Bronchien und ist sehr gut bei krampfartigem, trockenem Husten geeignet. Die Anwendung erfolgt u. a. in Form von Tropfen.

Eibisch (Althaea officinalis)
Eibisch enthält reichlich Schleimstoffe und wirkt dadurch reizlindernd bei trockenem Reizhusten. Als Tee 1 TL mit 150 ml Wasser kalt ansetzen, 2 h ziehen lassen, dann abseihen, schluckweise trinken.

Eukalyptus (Eucalyptus globulus)
Das ätherische Öl aus Eukalyptusblättern wirkt antibakteriell, schleimlösend, expektorationsfördernd an den oberen Atemwegen sowie entkrampfend auf die Bronchien. Bei der COPD hat es sich insbesondere bewährt, wenn die Verschleimung im Vordergrund steht. Die Anwendung erfolgt sowohl in Form von Kapseln, äußerlich durch Einreiben der Brust (mehrmals täglich) sowie als Inhalation (1 cm Salbenstreifen in einen Topf mit 20 cm Durchmesser mit siedendem Wasser geben, Handtuch über den Kopf).

Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides)
Bei akuter und rezidivierender Bronchitis wurde ihre Wirkung mehrmals nachgewiesen, vor allem wenn die Verschleimung und Entzündung im Vordergrund stehen.

Meerrettich (Armoracia rusticana) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Sie wirken leicht bis mäßig antimikrobiell gegen die häufigen Erreger von Bronchitiden. Pseudomonas und Klebsiellen sind resistent. Bei akuter Bronchitis sowie bei der COPD zeigen sie Wirkung, wenn die Verschleimung und Entzündung im Vordergrund stehen. Die Anwendung erfolgt u. a. in Form von Kapseln, die nach dem Abklingen der Symptome noch 2–4 Tage weiter eingenommen werden sollten.

Sonnentau (Drosera rotundifolia)
Sonnentau wirkt antimikrobiell, spasmolytisch und antimykotisch, insbesondere bei COPD mit trockenem Husten und Bronchospastik. Angewendet wird Sonnentau u. a. als Saft.

Spitzwegerich (Plantago Ianceolata)
Die Blätter enthalten Schleimstoffe sowie antientzündlich und antibakteriell wirkendes Aucubin. Sie eignen sich auch zur Reizlinderung bei trockenem Reizhusten (auch Keuchhusten) und auch bei produktivem Husten. Für die Zubereitung als Tee 1 TL Droge mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 10 min abgedeckt ziehen lassen, abgießen und nach Bedarf mit Honig süßen, warm trinken.

Thymian (Thymus vulgaris)
Thymiankraut enthält ätherisches Öl, das an den Bronchien spasmolytisch, auswurffördernd sowie antimikrobiell wirkt. Es eignet sich generell zur Anwendung bei Bronchitis. Bei der COPD ist es zur Auswurfförderung sinnvoll und kann als Dauertherapie verwendet werden. Die Anwendung erfolgt als Tee, Kapseln oder als Inhalation mit ätherischem Öl.

Schnupfen (Sinusitis)

Hier stehen vor allem Allgemeinmaßnahmen im Vordergrund, pflanzliche Arzneimittel können die Symptome lindern. Oft sind bei akuter Sinusitis mit Phytotherapie als alleiniger Therapie eine rasche Symptomlinderung und Ausheilung möglich. Bewährt haben sich Präparate mit sekretolytischer und abschwellender Wirkung.
Die Behandlung der chronischen Sinusitis ist schwierig, eine konsequente Anwendung von Inhalationen, Meerrettich und oraler Phytotherapeutika führt oft nach einem Monat zum Erfolg.
Die Phytotherapie mit Eukalyptus, Kamille und Meerrettich sowie der Ringelblume wurde bereits erwähnt, neu sind Majoran und Pfefferminze.

Majoran (Origanum majorana)
Majoran enthält ätherische Öle mit antiviralen und schleimlösenden Effekten. Er wird traditionell bei Sinusitis eingesetzt. Als Schnupfensalbe mehrmals täglich in die Nase geben.

Pfefferminze (Mentha piperita)
Pfefferminzöl enthält Menthol, das die Kälterezeptoren aktiviert und bei lokaler Anwendung dazu führt, dass die Nasenatmung als freier empfunden wird. Bei Bedarf ein kleines Tröpfchen unter jedes Nasenloch.
CAVE: nicht bei Säuglingen oder Kleinkindern.

Schlüsselblume (Primula veris)
Extrakte aus der Primelwurzel enthalten sekretlösende und auswurffördernde Saponine. Sie sind in zahlreichen Fertigpräparaten gegen Bronchitis oder Sinusitis enthalten. Der angenehme Geschmack eignet sich für Teezubereitungen. Die ­Anwendung erfolgt als Tee oder als ­Kombinationspräparat aus Eisenkraut, Holunderblüten, Schlüsselblumenblüten, Sauerampferkraut und Enzianwurzel.

Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems

Die Phytotherapie kann auch verwendet werden, um das Immunsystem zu stärken.

Purpursonnenkraut (Echinaceae purpureae herba)
Sonnenhutkraut hat antivirale Eigenschaften und wirkt in ausreichender Dosis stimulierend auf das unspezifische Immunsystem. Die Anwendung erfolgt als Saft oder Tabletten. Bei rezidivierenden Infekten hat sich die Einnahme als Intervalltherapie bewährt, z. B. 1 Woche einnehmen, dann 3 Wochen Pause, diesen Zyklus 2–3-mal wiederholen.