Yes we can!

Ohne Zweifel ist Impfen eines der Top-Themen der letzten Monate. Und immer wieder sind die Apotheken als neue „Stichstelle“ im Gespräch. Während in Österreich kammerseits große Anstrengungen unternommen werden, die Apothekerschaft endlich zur Nadel zu bringen, dabei aber immer wieder eine Ablehnung aus dem Ministerium kommt, ticken die Uhren in Deutschland anders.

Hier ist Impfen in der Apotheke nämlich bereits Realität – zumindest in der Theorie und von der Öffentlichkeit (noch) relativ unbemerkt.

Bereits letztes Jahr startete die AOK in einigen wenigen Regionen Deutschlands ein Modellprojekt, in dem man Apotheken mit ins Grippe-Impfboot holte. Leider war dann in der vergangenen Saison der Impfstoff so knapp, dass man kurzerhand die wenigen Apotheken wieder freundlich auf die Wartebank setzte und mit dem reservierten Kontingent doch lieber die Arztpraxen versorgte.

Impfmuffelregionen first

Dieses Jahr wurden die Modellregionen etwas ausgeweitet, und wie es das Schicksal so will, liegt meine Apotheke in einem der 3 auserwählten Landstriche Baden-Württembergs. Warum gerade wir zum Handkuss kommen? Weil wir im Deutschlandvergleich eine besonders schlechte Durchimpfungsrate haben und man sich durch den niederschwelligen Zugang den einen oder anderen zusätzlichen Piks erhofft.

Allerdings ist das ganze stark beschränkt. Geimpft werden dürfen nur Personen über 18 Jahre, die keine Grunderkrankungen aufweisen, nicht schwanger und bei der AOK krankenversichert sind. Und es beschränkt sich vorläufig auf Grippe-Vakzine. Aber immerhin: Wir dürfen impfen!

Germany’s next Impf-Apotheker

Als die Nachricht im Verbandsticker kam, habe ich mich umgehend und ohne Zögern zur Ausbildung angemeldet. Ich bin nämlich wirklich davon überzeugt, dass das für uns Apotheker eine super Chance ist, die wir ergreifen müssen. OTC bestellt man bei der Shop Apotheke. Das in den Startlöchern scharrende E-Rezept reklamiert jetzt bereits DocMorris in großen Werbetafeln an Bushaltestellen für sich. Was man uns aber nicht im WWW wegnehmen kann, sind Dienstleistungen. Deshalb denke ich, dass wir uns vermehrt auf Testen, Impfen und Co. stürzen müssen. Und außerdem halte ich die Übernahme von bisher strikt den Arztpraxen vorbehaltenen Tätigkeiten (ich sage bewusst nicht „den Ärzten vorbehalten“, denn hier in Deutschland impfen fast ausschließlich die Assistentinnen) für eine schöne Kompetenz- und Imageaufwertung.

Ein kleines Kieselsteinchen liegt allerdings noch auf meinem Weg zum Impfpionier: mein Chef. Der fürchtet nämlich, dass wir es uns mit unseren örtlichen Arztpraxen verscherzen könnten und zögert deshalb noch, dem Modellprojekt beizutreten. Eine Kundin sprach mich letzte Woche darauf an, und als ich ihr erklärte, dass wir zwar grundsätzlich für die Impfung bereit wären, aber eben noch Bedenken wegen des ärztlichen Wohlwollens hätten, sagte sie zu mir: „Das müssen Sie unbedingt machen. Die Ärzte nehmen auf Sie doch auch keine Rücksicht.“

Ich lasse das jetzt einfach einmal so stehen …