Impfpflicht und neue Kommunikationsstrategien im Fokus

Aktuell hat das Kabinett in Deutschland ab März 2020 die Impfpflicht für Masern, Mumps, Röteln und Varizellen für alle Kinder und Erwachsenen in Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergärten, Schulen) sowie für alle Gesundheitsberufe beschlossen. In diesem Zusammenhang wird am Österreichischen Impftag über wichtige Begleitmaßnahmen und neue Kommunikationsstrategien im Umgang mit Impfskeptikern berichtet. Fixpunkt sind weiters die Neuerungen im Impfplan für 2020.

Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien, hat die wissenschaftliche Leitung des Österreichischen Impftags inne – im Interview skizziert sie, welche spannenden Themen auf dem Programm stehen.

Die Impfpflicht, die etwa in Italien und Frankreich gilt, und der Vorstoß in Deutschland werden viel diskutiert – wie zeigt sich das heiße Thema im Programm des Österreichischen Impftags 2020?

Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt: In seiner Keynote mit dem Titel „Impfpflicht – wer A sagt, muss auch B sagen“ wird Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland, über die Einführung und Konsequenzen einer Impfpflicht sowie die wissenschaftliche Begründung für die beruflich indizierte MMR- und Varizellen-Impfung berichten. Aktuelle Studien aus Frankreich und Italien zeigen, dass sich seit der Einführung der Impfpflicht nicht nur die Durchimpfungsraten verbessert haben, sondern dass auch das Thema Impfen bei früher skeptisch eingestellten Personen deutlich positiver angenommen wird. In Österreich wollen wir vorab nur für das Gesundheitspersonal verpflichtende Impfungen umsetzen. Darüber spricht auch Helena Maltezou vom Hellenic Center of Disease Control in Griechenland, die diese Frage für die gesamte EU bearbeitet.

Wie wichtig ist in Zeiten von Facebook, Instagram oder Twitter die Kommunikation zum Thema Impfen?

Kommunikation ist das Um und Auf – damit steht und fällt die Information über die große Bedeutung des Impfens insbesondere im 21. Jahrhundert. Mit dem Vortrag „Influencer gegen Influenza“ zeigt Sabine Wicker vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland neue Kommunikationsstrategien auf und erklärt, wie man auch auf dem umstrittenen Gebiet der sozialen Medien mit proaktiven Angeboten und der Möglichkeit, Fragen zu stellen, Impfskeptiker mit Fakten überzeugen kann. Weiters gibt es dazu einen von der Ärzte- und Apothekerkammer geleiteten Workshop mit Tipps und Tricks zu „Impf-Kommunikation in der Praxis“.

Ein weiterer Themenblock beschäftigt sich mit „Impfen in Ausnahmesituationen“ – was dürfen sich die Besucher darunter vorstellen?

Dabei geht es um Impfungen für Patienten mit chronischen Erkrankungen und Therapien – eine Situation, die im Alltag mittlerweile eigentlich nicht mehr die Ausnahme ist –, insbesondere bei Menschen mit Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Rheuma oder Krebs. Auch Impfen beim alternden Menschen kann man nicht über einen Kamm scheren, denn ein/e 65-Jährige/r kann biologisch deutlich jünger sein als es ihrem bzw.seinem chronologischen Alter entspräche, und vice versa. Auf welche Kriterien es hierbei ankommt, wird ebenso Inhalt eines Vortrags sein.

Mit Spannung wird auch wieder die Präsentation des neuen Impfplans 2020 erwartet …

Die erstmalige Präsentation des neuen Impfplans am Impftag ist natürlich ein absolutes „Muss“– hier sind einige Neuerungen zu erwarten, die verständlicherweise erst am 18. Jänner im Detail vorgestellt werden. Außerdem erwarten wir, dass die ersten Pilotprojekte zum elektronischen Impfpass und der Zeitplan bis zum Volleinsatz (voraussichtlich 2020) seitens des Ministeriums vorgestellt werden.

Das vollständige Programm sowie alle weiteren Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie online unter: www.impftag.at