Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Liebe Leserin, lieber Leser,

das vorliegende Sonderheft erlaubt durch seine Themenauswahl einen guten Einblick in die Vielfalt der Pädiatrie. Neben tagtäglichen Diagnosen und der Prävention wird auch hoch spezialisierter Diagnostik und Therapie Raum gegeben.

Über die komplexen An- und Herausforderungen dieser Disziplin, die Besonderheiten der pädiatrischen Facharztausbildung und die Motivation für die Zusammenarbeit mit ARZT & PRAXIS durfte ich mich mit ao. Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall (MedUni Innsbruck), Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), unterhalten.

Zudem hatte ich Gelegenheit, mit Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch (Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz) über das Thema Impfungen zu sprechen – ein Bereich, zu dem in der Bevölkerung zwar viele Meinungen kursieren, aber nur wenig Wissen existiert. Gerade jetzt wird einerseits der Ruf nach einer Impfpflicht immer lauter, andererseits mehren sich auch die Gegenstimmen – und das, obwohl noch gar keine Impfung gegen das Coronavirus zugelassen ist. Welche Maßnahmen die Durchimpfungsrate bzw. die Impfbereitschaft erhöhen können und dass es nicht unbedingt eine Impfpflicht sein muss, erläutert Doz. Dornbusch im Interview. Offenkundig ist jedenfalls, dass es auf dem medizinischen Sektor wenige Errungenschaften gibt, die so viele Leben gerettet haben wie Impfstoffe. Sie sind daher ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil im gesundheitlichen Versorgungskonzept.

Dass eine gute oder auch nur ausreichende kindermedizinische Versorgung nicht selbstverständlich ist, zeigt die Entwicklung in Deutschland, wo sich aufgrund der schlechten finanziellen Ausstattung (es werden Fallpauschalen und nicht die tatsächlich anfallenden Kosten erstattet) immer öfter Versorgungsengpässe ergeben. So hat zwar die Zahl der behandelten Kinder in 16 Jahren um 25 % zugenommen; im gleichen Zeitraum wurde aber ein Drittel der Betten auf pädiatrischen Abteilungen eingespart.

Man muss aber Österreich nicht verlassen, um mitunter prekäre Versorgungssituationen zu erleben – man denke nur an den Bereich der Kinderpsychiatrie, wo es an allen möglichen Ressourcen fehlt. Mehr Expertise in gesundheitspolitischen Entscheidungen, wie sie vonseiten der ÖGKJ gefordert wird, wäre wohl durchaus wünschenswert.

An dieser Stelle darf ich mich noch bei Frau Prof. Karall, der ÖGKJ sowie allen Autorinnen und Autoren bedanken, ohne deren tatkräftige Unterstützung die Erstellung dieses Sonderhefts nicht möglich gewesen wäre.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Ihr