Zeitschriften und Kongresse sind Informationsquellen für Ärzte

„Ärzte suchen vertrauenswürdige und möglichst qualitätsgesicherte Informationsquellen. Und die finden wir vor allem in Fachzeitschriften und bei Tagungen und Kongressen“, bestätigt der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Internisten zu ihrem Medienverhalten. Alle zwei Jahre bittet die Arbeitsgemeinschaft LA-MED Ärzte zum Interview: 1.000 repräsentativ ausgesuchte Ärzte werden deutschlandweit in persönlichen Gesprächen zu ihrer beruflichen Mediennutzung befragt – die Ergebnisse sind nach Ansicht von Szekeres und heimischen Medienexperten auch für Österreich gültig.

Therapie nach Printlektüre

Befragt nach ihren beruflichen Informationsquellen, nennen die niedergelassenen Ärzte spontan Fachzeitschriften (92,1 %) und Tagungen/Kongresse (77,9 %) am häufigsten. Zum ersten Mal auf Platz 3: das Internet mit 63,8 %, dicht gefolgt von Fachbüchern (63,1 %), Gesprächen mit anderen Ärzten (60,9 %) und dem Pharmareferenten (55,4 %). Die Praxischefs informieren sich also nach wie vor multimedial und niemals nur über eine Quelle. Höchste Relevanzwerte bei neuen medikamentösen Therapieoptionen und Standardtherapien bescheinigten die Ärzte Fachzeitschriften und Tagungen/Kongressen. Ebenfalls untersucht wurde die Aktivierungsleistung von Fachzeitschriften. So führte die Fachzeitschriftenlektüre bei 80,3 % der niedergelassenen Ärzte zu Veränderungen in ihrem Therapieverhalten, und deutlich mehr als noch 2017 ließen sich dazu anregen, neue Angebote für Patienten zu starten (61,4 %). Auch zum Besuch eines Fachkongresses (60,3 %) und zur Teilnahme an Fortbildungen (67,9 %) ließen sich erheblich mehr Hausärzte von ihrer Fachzeitschrift anregen als noch vor zwei Jahren. Crossmedial führt der Weg vom Lesen der Fachpresse häufig (52,5 %) ins Internet und dort etwa auch zum Download einer medizinischen Fach-App (28 %).

 

 

„Fachlich kontrolliert“

„Das deckt sich mit unseren Erfahrungen: Printmedien im Fachbereich sind für Ärzte die wichtigste Informationsquelle. Sie sind fachlich kontrolliert – zum Teil auch unter Mithilfe der Fachgesellschaften – und berichten auch seriös über innovative Entwicklungen in der Medizin“, sagt Szekeres. Ähnlich sieht dies auch der Präsident des Pharmaverbandes Pharmig Mag. Martin Munte: „Die Ergebnisse der Untersuchung überraschen mich nicht. Gerade in Österreich haben wir eine hohe Qualität bei Fachzeitschriften, die sich auch bemühen, Informationen für Ärzte entsprechend aufzubereiten.“ Die hohe Relevanz von Tagungen und Kongressen zeige zudem, wie wichtig Ärzten Interaktion und der Austausch mit Kollegen seien, sagt er. Die Industrie versuche hier, entsprechende Beiträge zu leisten.

 

Print und online wichtig

Die Umfrage bestätige bekannte Trends, sagt auch Mag. Roland Bettschart, geschäftsführender Gesellschafter der Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung: „Für Printmedien gilt, dass Totgesagte länger leben und dass angekündigte Medienrevolutionen nicht stattfinden: keine Spur von einer Totalverdrängung der Print- durch Onlinemedien bisher.” Natürlich würden Ärzte Printprodukten wie Zeitschriften treu bleiben, ist er überzeigt, schließlich wurden sie mit ihnen schon früh im Leben sozialisiert und sind mit ihnen akademisch und beruflich groß geworden. Nicht zuletzt seien auch die Haptik eines Printprodukts und die Möglichkeit, darin unkompliziert hin-und herblättern zu können, insbesondere für viele Menschen mittleren und fortgeschrittenen Alters etwas sehr Gewohntes, das sie schätzen und wovon sie nicht lassen möchten. Nachsatz: „Dass das Internet aufrückt, ist aufgrund seiner vielfältigen Funktionen wenig überraschend – und außerdem dem Leseverhalten der nachrückenden Ärztegenerationen geschuldet. Aus der Sicht von Verlagen und anderen Informationsanbietern kann das alles wohl bis auf Weiteres nur bedeuten, beides anzubieten, also Informationen aus Print- und aus Onlinequellen – und das in einer maximal konsumentenfreundlichen, sich intelligent ergänzenden und gegenseitig verstärkenden Weise.“ Und klarerweise würden Kongresse sehr geschätzt, weil sie ein hohes Maß an sozialer Interaktivität ermöglichen, auch wenn oft die Zeit für eine Teilnehme fehlt. „Umso mehr werden Print- und Onlineprodukte hier willkommenen Informationsersatz bieten“, sagt Bettschart.

 

 

„Print Nummer 1 für Ärzte“

Print liege deshalb klar vor allen anderen Informationsquellen, weil es eine hohe Relevanz für die Ärzte habe, sagt auch Martin Szuchanek, Juniorchef der Gazetta Pharma Werbung. Die Qualität des Internets sei als Informationsquelle einfach noch nicht gegeben, weil es auch offen ist für Menschen, die unseriöse Informationen verbreiten. In der kurzen Zeit, die gerade Ärzte zur Verfügung haben, sei da eine qualitätsgesicherte Information nur schwer zu finden. „Wir sagen seit Jahren, dass sich die Nachfrage von Print zu online verschiebt. Tatsache ist aber, dass die Printnutzung nicht sinkt – die Fachzeitschriften bleiben für Ärzte das Medium Nummer eins.“