Endokrine Therapiekombinationen bei metastasierten Hormonrezeptor-positiven/HER2-negativen Mammakarzinomen

Abstr #LBA 1003 (Richard Finn et al.): Gesamtüberlebensdaten der PALOMA-2 Studie: Palbociclib plus Letrozol als Erstlinientherapie bei Hormonrezeptor-positiven / HER2-negativen Patientinnen

In der präsentierten Analyse des Gesamtüberlebens konnte kein statistisch signifikanter Vorteil für die Hinzugabe von Palbociclib zu einer endokrinen Erstlinientherapie mit Letrozol gezeigt werden. Diese Daten sind aufgrund mehrerer Aspekte schwierig zu interpretieren. Bei 16 % der Patientinnen fehlten die Daten zum Gesamtüberleben. Zudem war der Anteil an Patientinnen, welche eine primäre endokrine Resistenz zeigten (DFS < 12 Monate) in der PALOMA-2-Studie mit 22 % deutlich höher als in der MONALEESA-2-Studie, welche 1 % solcher Patientinnen eingeschlossen hatte. In der nicht vordefinierten Subgruppen-Analyse jener Patientinnen der PALOMA-2 Studie mit einem Krankheits-freien Überleben länger als 12 Monaten konnte ein statistisch signifikanter Vorteil für Palbociclib mit einer Hazard Ratio von 0,73 gezeigt werden. Ob nun der Unterschied zu Erstlinien-MONALEESA-Studien, welche allesamt einen statistisch signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben für Ribociclib zeigen konnten, in der Patientinnen-Selektion liegt, oder ob es doch einen Effektivitätsunterschied zwischen Palbociclib und Ribociclib gibt, bleibt unbeantwortet.

Abstr #LBA 1004 (Kevin Kalinksy et al.): MAINTAIN-Studie – Randomisierte Phase-II-Studie mit Fulvestrant oder Exemestan plus Ribociclib/Placebo nach Progress auf eine vorangegangene CDK4/6-Inhibitortherapie

Inkludierte Patientinnen waren zu 86 % mit Palbociclib, 12 % mit Ribociclib und 2 % mit Abemaclib vorbehandelt. Die Kombination der endokrinen Therapie mit Ribociclib war der alleinigen endokrinen Therapie mit einer Hazard Ratio von 0,57 (P < 0,01) und einem medianen PFS von 5,3 Monate vs. 2,8 Monate überlegen. Ebenso war die Responserate im Ribociclib-Arm mit 20 % höher im Vergleich zum Placebo-Arm mit 11 %. Ob bei einem Progress auf eine Erstlinientherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor plus endokriner Therapie alleinig die endokrine Therapie, der CDK4/6-Inhibitor oder beide Substanzgruppen geändert werden müssen, kann durch diese Studie nicht beantwortet werden. Auch wenn dieses Konzept noch nicht reif für die klinische Praxis ist, sind die Ergebnisse der weiteren laufenden Studien abzuwarten, welche ähnliche Konzepte verfolgen.

Abstr #1005 (Rober H Jones et al): Update FAKTION Phase-II-Studie – Fulvestrant plus Capivasertib/Placebo nach einem Rezidiv oder bei Progression unter Aromataseinhibitor

Capivasertib ist ein selektiver Inhibitor aller 3 AKTIsoformen (AKT1/2/3). Im präsentierten Studienupdate zeigte sich sowohl im PFS (10,3 vs. 4,8 Monaten; HR 0,56; P<0,01) als auch im Gesamtüberleben (29,3 vs. 23,4 Monate; HR 0,66; P = 0,035) ein klinisch relevanter Vorteil für den AKT-Inhibitor. Wie für die Substanzklassen der PIK3CA- und AKT-Inhibitoren bekannt, war das Risikoprofil für Capivasertib mit 14 % vs. 4 % Grad ≥ 3 Diarrhö, 20 % vs. 0 % Grad ≥ 3 Rash sowie 43 % vs. 13 % Hyperglykämien (alle Grade) herausfordernd. In 54 % der analysierten Tumorproben konnten AKT1-, PTEN- oder PIK3CA-Alterationen nachgewiesen werden. In der Biomarkeranalyse war der Benefit auf jene Kohorte mit alteriertem Signalweg beschränkt. Mit einem PFS von 12,8 Monaten vs. 4,6 Monaten (HR 0,44; P < 0,01) und einem Gesamtüberleben von 38,9 Monaten vs. 20,0 Monaten (HR 0,46; P < 0,01) war das Outcome in der selektionierten Population besser als in der unselektionierten Gesamtgruppe. Mit Spannung sind die Phase-III-Daten der CAPitellp-291-Studie dieser Substanz zu erwarten.

Neu diagnostiziertes oligometastasiertes Mammakarzinom

Abstr #1007 (Steven J. Chmur): NRG-BR002 Studie – Randomisierte Phase-IIR/III-Studie zu Standardtherapie ±ablative Therapie mittels Radiochirurgie und/oder Resektion bei neu diagnostizierten oligometastasierten Mammakarzinomen

Patientinnen mit bis zu 4 Metastasen (exklusive Hirnmetastasen) und einer stabilen Erkrankung unter einer laufenden Systemtherapie konnten unabhängig vom Mammakarzinomsubtyp eingeschlossen werden. Hirnmetasen waren ein Ausschlussgrund. Die Addition einer ablativen Therapie mittels körperstereotaktischer Bestrahlung (stereotactic body radiotherapy – SBRT; N = 56) oder Resektion (N = 1) führte weder zu einer Verbesserung des progressionsfreien Überlebens oder Gesamtüberlebens, noch zu einem verminderten Auftreten von Metastasen außerhalb des Bestrahlungsareals.

Therapiefortschritte in allen Subgruppen des Mammakarzinoms

Abstr #1008 (Jennifer Caswell-Jin): Einfluss von Screening, Behandlung der frühen Stadien und Behandlung der metastasierten Erkrankung auf die Brustkrebsmortalität bei US-amerikanischen Frauen zwischen 2000-2017

Durch alle Interventionen kam es zu einer 58 % Reduktion der Brustkrebsmortalität, mit der höchsten Reduktion bei Hormonrezeptor-positiven/HER2-negativen (71 %) und der geringsten Reduktion bei triple-negativen Karzinomen (40 %). Die Therapien der metastasierten Erkrankung konnte in allen Subtypen das Gesamtüberleben im beobachteten Zeitraum verbessern. Der größte Benefit zeigte sich bei Hormonrezeptor-positiven/HER2-negativen (+2,5 Jahre) und der geringste Benefit bei triple-negativen Patientinnen (+7 Monate). Diese Analyse demonstriert eindrücklich den kontinuierlichen Fortschritt in der Behandlung sowohl des frühen als auch des metastasierten Mammakarzinoms.