Gemtuzumab Ozogamicin bei AML

Gemtuzumab Ozogamicin (GO), ein Anti-CD33-Drug-Konjugat, ist in Europa für die Behandlung von de novo AML zugelassen. Eine Metaanalyse fünf randomisierter kontrollierter Studien zeigte den größten Benefit durch den Zusatz von GO bei Niedrigrisiko-AML, auch Patienten mit intermediärem Risiko hatten mit GO ein signifikant besseres 5-Jahres Überleben. (Hills RK et al., Lancet Oncol 2014: 15, 986)

Am diesjährigen ASH gab es einige Publikationen zu diesem Thema:

7+3 plus GO: Eine monozentrische retrospektive Studie untersuchte 113 Patient:innen mit Intermediär-Risiko-AML, 33 Patient:innen wurden mit 3+7 und fraktioniert verabreichtem GO behandelt, 80 Patient:innen erhielten 3+7 allein. Patienten mit 3+7 und GO hatten eine signifikant höhere Anzahl an MRD-negativer Komplettremissionen (CR und CRi, Abb. 1), eine niedrigere Rezidivrate, allerdings kein signifikant verlängertes Gesamtüberleben.

Abb. 1: Monozentrische retrospektive Studie mit 7+3 plus GO vs. 7+3 bei AML (Hassan Awada, ASH 2022, Abstr. 58)

AMLSG-0909-Studie: Ebenso am ASH wurden Daten der AMLSG-0909-Studie präsentiert. An dieser multizentrischen Studie haben auch einige österreichische Zentren teilgenommen. Untersucht wurde die Zugabe von GO bei 588 Patienten mit neudiagnostizierter NPM1-mutierter AML. Im Unterschied zu anderen Studien wurde GO als Einzeldosis in beiden Induktionszyklen und der ersten Konsolidierung verabreicht. Die Studie konnte keinen Unterschied in der CR/CRi Rate, aber einen Trend zu einer Verlängerung des ereignisfreien Überlebens (EFS) für die Zugabe von GO zeigen, bei Patient:innen < 60 Jahren war die Differenz für EFS und kumulative Rezidiv-Inzidenz (CIR) sogar signifikant (Abb. 2), das konnte aber nicht in eine Verlängerung des Gesamtüberlebens übertragen werden.

Abb. 2: AMLSG-0909-Studie: Gemtuzumab Ozogamicin plus intensive Chemotherapie bei NPM1-mutierter AML (Hartmut Döhner, ASH 2022, Abstr. 832)

Fazit: Die Zugabe von GO konnte in den beiden diskutierten Studien, die unterschiedliche AML-Subgruppen eingeschlossen haben, keine Verlängerung des Gesamtüberlebens, aber eine Verbesserung der Remissionsraten, des ereignisfreien Überlebens bzw. der kumulativen Rezidiv-Inzidenz erreichen. Mögliche Faktoren dafür könnten die alternative Applikation von GO im Gegensatz zur üblichen fraktionierten Gabe, der Einschluss von älteren Patienten mit erwarteter niedrigerer Therapietoleranz und damit erhöhter Komplikationsrate sein.