Highlights zur CAR-T-Zell-Therapie, Teil 2

CAR-T-Zellen beim multiplen Myelom – Spannende neue Konzepte

Nach den aufregenden ersten beiden Kongresstagen, die im Bereich der CAR-T-Zelltherapie von der erfolgreichen ZUMA-7-Studie dominiert waren, wurde am Montag (13.12.2021) ein Update des bereits beim letzten ASH vorgestellten allogenen Konzepts der CARTs (Universal CAR T im allogenen Setting) im Setting des r/r Multiplen Myeloms vorgestellt und diskutiert. S. Mailankody konnte in der Auswertung der Daten des ALLO-715-Trials zeigen, dass in Anwendung dieser allogenen CARTs im Rahmen einer Phase-1-Studie keine überbrückende („bridging“) Therapie nötig war. Diese – obwohl rasch relapsierenden – Patienten konnten mit dem Produkt versorgt werden, das in unterschiedlichen Dosisstufen und in den höheren Dosisstufen zusätzlich mit einem AntiCD52-Antikörper (Allo-647) dargestellt wurde. Beide Strategien wurden von den Patienten in Summe sehr gut toleriert. Es konnte bei 46% der Patienten eine VGPR erreicht werden, wobei bei 92% der Patienten in VGPR+ eine MRD-Negativität erzielt wurde. Auch die Tatsache, dass 90% der Patienten, die für die Studie eingeschlossen wurden, letztendlich das Produkt erhielten, ist unter Berücksichtigung der Dynamik der Erkrankung durchaus bemerkenswert. Umso interessanter dürften die Daten der zu erwartenden Studienkonzepte einer Konsolidierung im Sinne einer zweifachen Gabe von ALLO-715 oder neue Konzepte mit einem anderen CAR (anti-BCMA TurboCAR [Allo-605]) werden.

ZUMA-12: Pilotstudie zum Einsatz von CAR-T-Zellen als Upfront-Therapie

Interessant waren auch die Update-Daten der ZUMA-12-Studie, in der die Upfront-Therapie mit CARTs getestet wurde. S. Neelapu zeigte erneut im Vergleich zur Zulassungsstudie von Yescarta (ZUMA-1), dass die Patienten auch im Setting der Erstlinientherapie eine stabile Ansprechrate entwickeln (ORR: 89%) und eine CR-Rate von 78% erzielten. Das mediane Follow-up (FU) in dieser Studie ist mit 15,9 Monaten bedeutend kürzer, dennoch zeigte sich bereits jetzt in der Subgruppenanalyse, dass vor allem die „high grade“ Lymphome (HGL) von dieser Therapiemodalität deutlich profitierten, ähnlich wie dies schon in den anderen, pivotalen Studien wie TRANSCEND-NHL001 oder ZUMA-1 (im späteren Therapiesetting) aufgezeigt werden konnte. Bedeutend ist auch der Hinweis, dass bei den Long-term-Respondern eine hohe Rate an CCR7+CD45RA+ T-Zellen (die als T-memory-Stammzellen gelten) im Produkt beinhaltet war und dies im Vergleich zu ZUMA-1 in sogar höherem Ausmaß (35% vs. 14%). Dies lässt unweigerlich den Gedanken aufkommen, dass in den Therapielinien zuvor wohl ein substantieller Verlust dieses Zellkompartiments stattfinden dürfte. Dies unterstützt somit einmal mehr die Idee, die Therapiemodalität bereits früher in Erwägung zu ziehen. Dieser Gedanke bekommt somit über die Ergebnisse der ZUMA-7-Studie hinaus einen zusätzlichen Spin, was sich vermutlich in zukünftigen Studiendesigns niederschlagen wird, so der Vortragende.

Tag der Late-Breaking Abstracts

Dienstag, 14.12.2021: Dieser Tag war geprägt von den Late-Breaking Abstracts und hier im Speziellen, im Feld der CARTs, durch den Beitrag der Belinda-Studie. Diese Phase-III-Studie, die ähnlich wie die ZUMA-7-Studie in randomisierter Form den Standard of Care (SOC; Salvage Chemotherapie und konditionierende Chemotherapie gefolgt von autologer Stammzelltransplantation) herausforderte, diesmal durch Tisagenlecleucel (Kymriah®), fiel leider negativ aus. In dieser Studie konnte im Gegensatz zu ZUMA-7 das primäre Endziel nicht erreicht werden. Dieser Umstand wurde sehr extensiv und interessant diskutiert und beleuchtet, dennoch ist es bis dato nicht ganz klar, warum es in dieser Studie nicht gelungen ist, den Vorteil der CART-Therapie gegenüber der Chemotherapie herauszuarbeiten. Interessant ist auch, dass der Erfolg selbst bei den von einer CART-Therapie potentiell besonders profitierenden High-grade-Lymphomen (HGL) nicht abgebildet werden konnte. Dies wird noch tiefergehende Analysen erforderlich machen, so der Studienleiter M. Bishop, stellvertretend für alle Studienleiter (Pis) und den ausführenden Sponsor (Fa. Novartis).

In Summe muss festgehalten werden, dass am diesjährigen ASH tiefgründige und erkenntnisreiche Beträge vorgestellt wurden, die in einer fokussierten Zusammenfassung unmöglich zur Gänze abgebildet werden können. Vielmehr soll damit aufgezeigt werden, wie lebendig dieses Feld der CARTs geworden ist und wie spannend es wohl auch in Zukunft bleiben wird.