Lenalidomid und Imetelstat

Lenalidomid und Imetelstat  – alte und neue Optionen für LR-MDS

Lenalidomid ist für transfusionsbedürftige ESA-refraktäre Patienten mit del(5)(q)-Syndrom zugelassen. Die Sintra-Rev-Studie untersuchte nunmehr, ob eine niedrigdosierte Lenalidomidtherapie (5 mg täglich) bei noch nicht transfusionsbedürftigen del(5)(q)-Patienten den Beginn eines Transfusionsbedarfs verzögern kann. In einer Phase-III-Studie erhielten daher 54 Patienten Lenalidomid oder Placebo über zwei Jahre (median 66 Wochen). Die Zeit bis zur Transfusion war signifikant verlängert (66,3 Monate vs. 11,6 Monate). 80% der Patienten unter Lenalidomid erzielten zusätzlich eine zytogenetische Response. Gesamtüberleben und AML-Transformation waren nicht unterschiedlich, ebenso die Rate an Nebenwirkungen, allerdings im Lenalidomidarm häufiger drug-related.

Imetelstat: Der Telomeraseinhibitor Imetelstat wird für transfusionsbedürftige MDS-Patienten entwickelt. Günstiges Ansprechen wurde für Non-del(5)(q)- und HMA-naive Patienten berichtet. Im Rahmen der Imerge-Phase-2-Studie erhielten 38 solche Patienten alle 4 Wochen Imetelstatinfusionen. 29% erreichten Transfusionsunabhängigkeit (TI) >1 Jahr (69% der ≥8-Wochen Responder). 27 Patienten waren MDS-RS (Ringsideroblasten), von diesen erzielten 37% TI >1 Jahr. Bei SF3B1-mutierten Patienten erzielte mehr als die Hälfte eine ≥50% VAF-Reduktion (variant allele frequency), die mit längerer Transfusionsunabhängigkeit und rascherem Ansprechen korrelierte. Nebenwirkungen waren vergleichbar mit der Gesamtstudienpopulation, insbesondere die reversible Thrombozytopenie und Neutropenie.

Bedeutung für die Praxis: Niedrigdosiertes Lenalidomid kann den Beginn der Transfusionsbedürftigkeit bei del(5)(q)-Patienten hinauszögern. Der Preis ist die längere Expositionsdauer gegenüber der Substanz mit entsprechender Toxizität. Langzeitdaten fehlen naturgemäß, leider wurden auch keine Lebensqualitätsdaten erhoben. Imetelstat kristallisiert sich als Option für transfusionsbedürftige Patienten heraus. Einzelne Subgruppen (MDS-RS, SF3B1-mutiert), die derzeit evaluiert werden, dürften mit besonders langen Ansprechzeiten profitieren. 2023 sind erste Daten der Phase-3-Studie zu erwarten.