Neues zur Induktionstherapie bei AAV

Hellmich B, WIN & HOT Session AAV (MMF vs. CYC)

Entsprechend den EULAR-Empfehlungen können in der Induktionstherapie bei Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV) Cyclophosphamid (CYC) oder Rituximab bei schwerer Organbeteiligung bzw. Methotrexat oder Mycophenolat-Mofetil (MMF) bei nichtorganbedrohender Erkrankung eingesetzt werden. In der rezent durchgeführten MYCYC-Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit von MMF und CYC bei Patienten mit neu diagnostizierter AAV (mikroskopischer und granulomatöser Polyangitis; n = 140) verglichen. Unter begleitendem Glukokortikoidtapering erhielten die Patienten ohne lebensbedrohende Organbeteiligung entweder CYC i. v. (15 mg/kg KG alle 2-3 Wochen) oder MMF (2-3 g/Tag) bis Monat 6, gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Azathioprin (AZA; 2 mg/kg KG/Tag).

Primärer Studienendpunkt war das Erreichen einer Krankheitsremission nach sechs Monaten mit Nichtunterlegenheit von MMF gegenüber CYC unter Ausschleichen der Glukokortikoidtherapie laut Studienprotokoll. Als Ergebnis der Studie konnte der primäre Endpunkt mit Nichtunterlegenheit von MMF gegenüber CYC bei vergleichbaren Remissionsraten erreicht werden (67 % unter MMF vs. 61 % unter CYC). Auch verschiedene sekundäre Endpunkte und Nebenwirkungsraten waren in beiden Therapiearmen vergleichbar.
Auffällig waren jedoch die deutlich erhöhte Rezidivrate bei den ursprünglich mit MMF behandelten Patienten in der Erhaltungstherapiephase mit AZA (36,5 % unter MMF vs. 20 % unter CYC). In einer Subgruppenanalyse konnte gezeigt werden, dass dies nahezu nur bei Proteinase-3-Antikörper-positiven Patienten (PR3+) der Fall war, während Myeloperoxidase-Antikörper-positive Individuen (MPO+) keine wesentlichen Unterschiede aufwiesen (PR3+: 48 % MMF vs. 24 % CYC; MPO+: 12 % MMF vs. 15 % CYC).

Fazit: Auch diese Studie konnte zeigen, dass in der Wahl der AAV-Therapie zunehmend den unterschiedlichen Manifestations- und Verlaufsformen (PR3+ vs. MPO+) Rechnung getragen werden sollte; zuletzt gezeigte genetische Unterschiede unterstützen dieses Konzept.

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Literatur: Jones R et al., Ann Rheum Dis 2019; 78: 399-405