Ösophagus und Magen – Erkenntnisse von oben bis unten

Adjuvante Therapie von gastroösophagealen Tumoren

Im Rahmen der CheckMate-577-Studie erhielten Patient:innen mit einem lokalisiertem Ösophagus- oder gastroösophagealen Übergangstumor nach erfolgreicher Radiochemotherapie und Operation den Checkpoint-Inhibitor Nivolumab, falls ein hohes Risiko für ein Rezidiv bestand. Die Behandlung mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab war im Vergleich zu Placebo mit einer signifikanten Verlängerung des krankheitsfreien Überlebens assoziiert (22,4 Monate vs. 11,0 Monate; p < 0,001). Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass diese Wirkung unabhängig von der zugrunde liegenden Pathohistologie war (19,4 vs. 11,1 Monate bei Patient:innen mit Adenokarzinom, 29,7 vs. 11,0 Monate bei Patient:innen mit Plattenepithelzellkarzinom).

Rezidiv-Risiko von Barrett-Karzinomen per App bestimmen

Das Risiko für das Auftreten eines Rezidivs eines Barrett-Karzinoms nach endoskopischer Resektion kann mithilfe einer kostenlosen App online berechnet werden (https://barrett-recurrence.shinyapps.io/Barrett/). Grundlage für das Modell sind die Daten von Van Munster und Kolleg:innen, die dieses Jahr in Gastroenterology veröffentlich wurden. Basierend auf nur 6 Variablen (Alter und Geschlecht, maximale Ausdehnung und histologischer Grad des Karzinoms, Anzahl an endoskopischen Resektionen und Auftreten von Pop-up-Läsionen während der Ablation) erstellt das Modell das 1- bis 7-Jahres-Risiko für das Auftreten eines Rezidivs und eine grafische Veranschaulichung, die Patient:innen gezeigt werden kann.

GI-Blutungen bei akutem Koronarsyndrom

Seit Jahren wird über den richtigen Zeitpunkt einer endoskopischen Blutstillung bei Patient:innen mit akutem Koronarsyndrom diskutiert. Im Rahmen einer Studie wurden Patient:innen mit einem akuten Koronarsyndrom und einer akuten oberen gastrointestinalen Blutung entweder intensivmedizinisch innerhalb von 24 Stunden oder erst nach 2 Wochen einer Endoskopie zugeführt. Alle Patient:innen erhielten eine intravenöse Therapie mit einem Protonenpumpenhemmer und > 70 % eine duale Plättchenaggregationshemmung. Eine Gastroskopie innerhalb von 24 Stunden führte häufiger zu einer erfolgreichen Blutstillung, war seltener mit einer wiederkehrenden Blutung assoziiert und senkte den Bedarf an Erythrozyten-Konzentraten, ohne das Auftreten von Komplikation zu beeinflussen.

Magenkarzinom nach Helicobacter-pylori-Eradikation

Die Langzeit-Auswirkungen einer erfolgreichen Helicobacter-pylori-Eradikation auf die Entstehung eines Magenkarzinom wurden von Yan et al. dieses Jahr in Gastroenterology veröffentlicht. Insgesamt wurden 1.630 Patient:innen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren, bei denen 1994 eine Helicobacter-pylori-Infektion diagnostiziert wurde, im Schnitt 26,5 Jahre nachbeobachtet. Die Patient:innen wiesen keine weiteren Erkrankungen auf. Eine erfolgreiche Eradikation von Helicobacter pylori senkte das Magenkarzinom-Risiko insgesamt um 43 %. Bei Patient:innen, die in der Biopsie keine präkanzerösen Läsionen aufwiesen, war dieser Effekt noch stärker ausgeprägt (Risikoreduktion um 63 %). Werden allerdings präkanzeröse Läsionen (chronisch atrophe Gastritis, intestinale Metaplasie oder Dysplasie) dokumentiert, hat eine Eradikation von Helicobacter pylori keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf.

Neuer Wirkmechanismus bei Behandlung einer Helicobacter-pylori-Infektion

Vonoprazan ist ein Kalium-kompetitiver Säureblocker, der bereits in Japan und den USA bei der Behandlung einer Helicobacter-pylori-Infektion zugelassen ist. Vonoprazan zeigt im direkten Vergleich zu Protonenpumpenhemmern (PPI) wie Lansoprazol eine signifikant bessere Wirkung, unabhängig davon, ob die antimikrobielle Therapie alleine mit Metronidazol oder als Kombination mit Clarithromycin erfolgte.

Protonenpumpenhemmer im klinischen Alltag

Ein Expertenstatement der American Gastroenterology Association gibt eine Anleitung, bei welchen Patient:innen über eine Dosisreduktion oder ein Absetzen von PPI nachgedacht werden kann. PPI und ihre Indikation sollten im klinischen Alltag kritisch hinterfragt und ggf. mittels „tapering“ ausgeschlichen werden. Bei Patient:innen, die auf eine chronische Behandlung mit PPI angewiesen sind, besteht allerdings keine Sorge hinsichtlich Langzeitnebenwirkungen.

Quelle: basierend auf einem Vortrag von Christian Madl (Wien) im Rahmen der 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), Sitzung 6: 12 Monate in 90 Minuten: Was haben wir im vergangenen Jahr an klinisch Relevantem dazugelernt?; 9. 9. 2022