Anästhesie trifft Ultraschall

Das operative Spektrum, bei dem diese Ultraschalltechnik Anwendung findet, reicht von der einfachen Fingerverletzung über komplexe Oberarmfrakturen bis zu Eingriffen an der Schulter. Zur regionalanästhesiologischen Versorgung ist, je nach operativem Eingriff, die Darstellung in drei verschiedenen Etagen entlang des Plexus brachialis möglich. So ist zum Beispiel für die Schulterchirurgie der Interskalenus-Block (ISB) das Verfahren der Wahl. Dieser Zugang ist am leichtesten auffindbar, wenn man den linearen Schallkopf (SK) in die Fossa supraclavicularis parallel zum Schlüsselbein anlegt und dann den SK entlang der Halsmuskulatur Richtung Ohrläppchen entlangführt, bis die Wurzeln C5, C6 und C7 sichtbar werden. Zur Vermeidung einer iatrogenen Phrenicusbetäubung empfiehlt es sich, die Nadelspitze am besten in der Kurzachsentechnick von lateral her an die Nervenwurzeln anzunähern, ohne diese zu berühren. Dann wird das entsprechende Lokalanästhetikum in einer Dosierung von zehn bis 15 ml appliziert (Bild 1). Die Vorteile liegen vor allem in der perioperativen Schmerzfreiheit, der hämodynamischen Stabilität und einem hohen Zeitgewinn im Vergleich zu einer Vollnarkose.

 

 

Ein sehr effizienter Zugang des Plexus brachialis, der sämtliche Eingriffe an der gesamten oberen Extremität ab dem Humeruskopf abdeckt, ist der supraklavikuläre Block. Dieser von Kulenkampff im Jahr 1911 erstmals beschriebene Block hat durch die Einführung des Ultraschalls eine Renaissance erfahren, da Pleura und Gefäße im Ultraschall sehr gut darstellbar sind. Erleichternd kommt hinzu, dass der genannte Ausgangspunkt dieses Blockes in der Fossa supraclavicularis derselbe ist wie beim Interskalenus-Block. Man stellt die entsprechenden Landmarks Pleura-1. Rippe-Art. subclavia in der Fossa supraclavicularis dar und versucht, eine optimale Darstellung dieser Strukturen zu erreichen. Der Plexus brachialis liegt in dieser Etage immer lateral der Art. subclavia. Das Nervengeflecht zeigt an dieser Stelle eine rund-ovale bis rhomboide Ausdehnung, die in bis zu 30 % der Fälle von Arterien innerhalb der Truncusanteile (Art. dorsalis scapulae) geteilt bzw. nach kranial von der Fascia praevertebralis (Art. cervicalis transversa) getrennt werden kann. Bei diesem Block hat sich die Langachsentechnik von lateral mit Darstellung des gesamten Nadelschaftes durchgesetzt (Bild 2). Eine der mit Abstand am häufigsten durchgeführten Blockaden an der oberen Extremität ist der axiläre Zugang. Bei dieser Blocktechnik werden die vier peripheren Nerven (N. medianus, N. ulnaris, N. radialis, N. musculocutaneus), die sich zirkulär um die Art. axillaris anordnen, in der regio axillaris in abduzierter Armstellung nacheinander blockiert (Bild 3). Dieser Block eignet sich aufgrund seiner geringen Komplikationsrate vor allem für Eingriffe an der Hand bzw. am Handgelenk im tagesklinischen Setting.